#16

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 02.08.2017 18:12
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge



Langsam schwenkte sein Blick zu mir und ich nahm einen weiteren Schluck, ohne aber den Blick abzuwenden.
„Was kann ein Azalle denn sonst mit seiner freien Zeit anfangen? Hier kann ich mich zumindest betrinken, ohne direkt dafür verurteilt zu werden“, sagte er mit einem Schulterzucken und grinste. „Und dann ist da natürlich noch Kilian. Jemand muss ihm doch über die Schulter schauen, während er versucht einen auf Messias zu machen.“
Ich schien nicht die einzige zu sein, die seine Entscheidung, das Fest zu feiern, nicht sonderlich gut hieß. Natürlich war mir bewusst, dass ich dazu keine Meinung besitzen dürfte und dass ich Festen generell nur sehr widerstrebend einen Nutzen Abringen konnte. Sicher wurden die Azallen dadurch etwas fröhlicher und weniger angespannt. Das bedeutete aber auch, dass sie weniger vorsichtig wurden. Dennoch – Kilians Kopf steckte nicht in den Wolken und er hatte für Wachen gesorgt. Wachsamkeit war angemessen, aber ich hatte nicht versucht, ihn abzubringen. Ohnehin hatte ich keinen Einfluss auf seine Entscheidungen.
„Ich hol mir gleich noch etwas zu trinken. Willst du auch was?“, fragte er und ich schüttelte amüsiert den Kopf. „Nein danke. Mit dem hier“, ich hob den Krug leicht an, „bin ich bereits bestens versorgt. Sollte etwas passieren, möchte ich einen klaren Kopf haben.“
Außerdem musste ich mich morgen im Schloss zeigen. Eine durchzechte Nacht stellte sicher eine nette Erklärung dar, die ich aber nicht wirklich benötigte und die mir auch niemand abkaufte. Ich trank nicht. Den dicken Schädel am nächsten Morgen würde mich nur davon abhalten, meine Arbeit vernünftig zu machen. Das Thema Arbeit und schloss vermied ich allerdings lieber. Man musste seinen Gegenüber ja nicht daran erinnern, dass man ursprünglich zum Feind gehörte, gerade wenn man sich unterhielt.

nach oben springen

#17

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 07.08.2017 21:07
von Eriana • Grünschnabel | 15 Beiträge



An der Theke angekommen, fragte Gabriel recht ruppig danach, ob man Luca gesehen hatte. Ich blinzelte und fragte mich, warum er die Leute hier so heftig anfuhr. Vielleicht lag es einfach daran, dass er etwas Besseres mit seiner Zeit anzufangen wusste und dies hier möglichst schnell erledigt haben wollte. Bevor ich aber selbst das Wort ergreifen konnte, tauchten Enngelin und Kilian neben uns auf. Oje… Gabriel erklärte meiner Freundin ohne große Umschweife, dass Luca hier sein musste. Ich hingegen lächelte ihr entschuldigend zu. „Er ist mir entkommen.“
Killian beschloss derweil fast augenblicklich, dass wir uns aufteilen sollten um nach ihm zu suchen. Ohne eine Antwort abzuwarten, löste er sich auch schon aus der Gruppe und verschwand in der Menge. Ich sah ihm stirnrunzelnd nach. Es war ja nett, dass er helfen wollte, aber sich so völlig ohne Plan zu trennen würde uns nichts bringen. Nicht, wenn unser Gegner Luca hieß. Dieser Junge war nun wirklich mit allen Wassern gewaschen.
Ich wandte mich seufzend an Cousin und Cousine. „Es tut mir wirklich leid, Enngelin. Er hat mich ausgetrickst. Und das, obwohl ich inzwischen wissen sollte, wozu er fähig ist. Ich wollte dir wirklich keine Sorgen bereiten.“ Ich legte ihr kurz entschuldigend die Hand auf die Schulter. Dann ließ ich die Hand wieder sinken und blickte zu Gabriel hinüber. „Vielleicht sollten wir uns wirklich aufteilen. Was haltet ihr davon, wenn wir alle einmal aufmerksam über das Fest streifen und uns dann in zehn Minuten hier wieder treffen? Vielleicht haben wir ja Glück und irgendwer von uns hat ihn dann schon wiedergefunden.“ Ich blickte kurz in die Richtung, in die Killian gegangen war. „Da Killian in der Richtung sucht, würde ich mich dann mal dorthin begeben, was meint ihr?“ Ich zeigte an der Theke vorbei in Richtung der Ruinen.



Noch etwas außer Atem von meinem Abenteuer, hielt ich inne und wirbelte grinsend einmal im Kreis herum, bevor ich Luft holte und mein ausgedachtes Schwert wegsteckte. Zeit für eine neue Erfrischung. Ich schlüpfte aus der Ruine hinaus und blickte mich aufmerksam um. Es war niemand in der Nähe, dem ich aus dem Weg gehen wollte. Also trippelte ich wieder in die Menge und kam so ungesehen wieder in die Nähe der Theke. Dort hielt ich sofort inne und versteckte mich hinter einem Stein, der zwischen Ruine und Theke lag.
Verdammt! Inzwischen hatten Serena und Enngelin sich getroffen. Jetzt würde Enngelin sich auch auf die Suche nach mir machen. Ich mochte es nicht, ihr Sorgen zu bereiten. Aber Gabriel war bei ihr und der war – zumindest heute Abend – auf meiner Seite. Killian sagte etwas zu der Gruppe und rauschte davon. Auf den würde ich wohl auch genau achten müssen. Langsam wurde es spannend.
Ich fing Gabriels Blick auf, als die beiden Frauen in die andere Richtung blickten, grinste ihn an, winkte kurz und legte einen Finger auf die Lippen. Dann ging ich wieder in Deckung. Jetzt, wo mein Verbündeter wusste, wo ich war, würden die beiden Frauen hoffentlich nicht hierher kommen, denn außer dem Stein gab es nicht viel Sichtschutz. Ich blieb also in Deckung und beobachtete, wie sich das Geschehen entwickelte. Dann zeigte Serena in meine Richtung und ich biss mir auf die Unterlippe. Einen Moment lang fürchtete, sie hätte mich gesehen. Aber nein. Sie wollte vermutlich hier nach mir suchen gehen. Mist! Jetzt musste mein Verbündeter mich irgendwie retten.

nach oben springen

#18

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 07.08.2017 21:36
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge



Auf meine Frage hin, schüttelte Eder sichtlich erheitert mit dem Kopf. Mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen warf ich einen kurzen Blick auf den Krug, den sie mir zur Unterstreichung ihrer Aussage hinhielt, ehe sie zu einer ausführlicheren Erklärung ansetzte. „Mit dem hier bin ich bereits bestens versorgt. Sollte etwas passieren, möchte ich einen klaren Kopf haben.“
„Es passiert doch ständig irgendwas.“, stellte ich unzufrieden fest, auch wenn ich wusste, dass die Blonde eigentlich Recht hatte. Aber es gefiel mir nicht, dass ich mein eigenes Verhalten aufgrund ihrer Worte in Frage stellte. Das Schlimmste an alledem war wahrscheinlich, dass ich ihr nicht einmal einen Vorwurf deswegen machen konnte. Schnaubend verzog ich das Gesicht und wandte mich gerade zum Gehen ab, als ich eine kleine Gestalt, zwischen den anwesenden huschen sah. Ein Kind?
„Was hat denn ein Kind hier verloren? Dachte die wären alle im Lager zurück geblieben.“, entwich mir frustriert und zeitgleich irgendwie erleichtert, weil ich ein Thema gefunden hatte, auf das ich meine negativen Empfindungen lenken konnte. Man konnte nämlich nicht unbedingt behaupten, dass ich mit Kindern viel anfangen konnte. „Wenn ich den zwischen die Finger kriege, dann kann er was erleben..“





Meine Worte verfehlten die beabsichtigte Wirkung offenbar nicht. Aufmerksam und mit einer Spur von Neugier verfolgte ich, wie der Hochgewachsene die Distanz zwischen uns ein weiteres Mal überbrückte und die Frequenz meines eigenen Herzschlages dabei unmerklich höher trieb. "Wenn du etwas willst, solltest du es dir einfach nehmen. Sonst verpasst du womöglich die Chance darauf", raunte Asher mir leise entgegen und ich war mir für einen Moment nicht ganz sicher, ob er diese Aussage nun als gut gemeinten Ratschlag oder eine Rechtfertigung seines eigenen Verhaltens meinte. Nicht dass die Antwort darauf viel an seinen Worten und deren Wirkung geändert hätte. „Ist das nicht ein wenig harsch?“, erwiderte ich ebenso leise ohne meine Augen dabei vom dunklen Pendant meines Gegenübers zu lösen. Sein warmer Atem auf meiner Haut und die Tatsache, dass er höchstens einen fingerbreit von mir entfernt war, ließen mich zu meiner eigenen Überraschung nicht unberührt. Doch ich widerstand dem Drang zurückzuweichen und konzentrierte mich stattdessen auf die markanten Gesichtszüge vor mir. Wieso eigentlich nicht. Es war kein Geheimnis, dass Asher keine Scheu vor dem weiblichen Geschlecht zeigte und nichts gegen spontane Abenteuer auszusetzen hatte.
"Also...was soll ich dir holen?"
Da ich meine eigenen Worte von zuvor vollkommen ausgeblendet hatte, brauchte ich einen Moment, um zu verstehen worauf er hinauswollte. Blinzelnd lenkte ich meine Augen kurz zur Seite, wo ich die Tische mit den Getränken vermutete. „Der Punsch soll ganz gut sein.“, entwich mir nicht ganz überzeugt, was ich mit einem schiefen Lächeln zu überspielen versuchte. „Aber im Endeffekt bin ich nicht wirklich wählerisch.“ Immer noch lächelnd lehnte ich meine Finger vorsichtig gegen die Brust vor mir und brachte etwas Distanz zwischen unsere Körper.
„Aber lass dir nicht zu viel Zeit. Wer weiß, was sonst noch in den Schatten lauert und nur darauf wartet mir... naja... ein Getränk anzubieten.“

nach oben springen

#19

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 08.08.2017 18:08
von Arrabella • Team Zyr | 78 Beiträge



Gabriel erklärte mir, dass sich Luca wohl davon gemacht hatte und sich nun hier auf dem Fest befand. Kam es mir nur so vor oder benahm sich mein Cousin irgendwie merkwürdig? Seine Ausführungen kamen mir verdächtig vor, aber ich wagte nicht ihm irgendetwas zu unterstellen. Ich wusste ja, dass Gabriel manchmal sehr launisch sein konnte und vielleicht hatte er einfach nur einen schlechten Tag. Oder er hatte schon zu viel getrunken, weshalb er Schwachsinn redete. Beide Möglichkeiten könnten bei ihm zutreffen und ich war mir nicht sicher, zu welcher ich tendierte.
„Er ist mir entkommen.“, sagte Serena entschuldigend und ich lächelte ihr sanft zu. Luca war ein ziemlich gerissener Junge und ich gab ihr keine Schuld. Das hätte jedem passieren können, bei Luca konnte man nie aufmerksam genug sein.
Ich wandte mich nun Kilian zu, dessen Stimmung umschwang. Plötzlich schien er unser Vorhaben von vorhin vergessen zu haben, denn anstatt Freude stand ihm nun eindeutig Sorge in sein Gesicht geschrieben. Ohne sich irgendwie mit uns abzusprechen, trennte er sich von unserer kleinen Gruppe um Luca alleine zu suchen. Nur allzu gerne hätte ich seine Vorgehensweise bekritzelt, aber ich hielt mich zurück und ließ ihn gehen. Vielleicht brauchte er jetzt einfach seine Ruhe, um das Gespräch mit Finn verdauen zu können.
„Es tut mir wirklich leid, Enngelin. Er hat mich ausgetrickst. Und das, obwohl ich inzwischen wissen sollte, wozu er fähig ist. Ich wollte dir wirklich keine Sorgen bereiten.“, sagte Serena, die mir kurz eine Hand auf die Schulter legte. „Mach dir keine Vorwürfe. Wir wissen doch beide, wie gerissen Luca sein kann und mir hätte er auch entwischen können.“ Serena traf keine Schuld, was sollte man ihr auch vorwerfen? Dass sie sich nicht jede Minute nur auf Luca konzentriert hatte? Bei dem Jungen reichte eine kleine Sekunde Unaufmerksamkeit aus und schon konnte man ihn suchen oder musste ihn aus irgendwelchen Schwierigkeiten befreien.
„Vielleicht sollten wir uns wirklich aufteilen? Was haltet ihr davon, wenn wir alle einmal aufmerksam über das Fest streifen und uns dann in zehn Minuten hier wieder treffen? Vielleicht haben wir ja Glück und irgendwer hat ihn dann schon wiedergefunden.“, schlug Serena vor und ich nickte. Es war schlau, sich vorher abzusprechen und dann in verschiedene Richtungen loszuziehen, denn so könnten wir einen größeren Bereich abdecken. Ich konnte ja Kilians Sorge nachvollziehen, aber er hatte ziemlich irrational gehandelt, denn einfach alleine loszuziehen ohne sich einen Plan auszudenken war bei Luca bestimmt nicht die schlaueste Taktik.
„Da Kilian in der Richtung sucht, würde ich mich dann mal dorthin begeben, was meint ihr?“, sagte Serena, doch ehe ich nicken konnte, ließ Gabriel seine Einwände verlauten.




Ich lauschte dem Gespräch zwischen den beiden Frauen und konnte mir ein Grinsen nur mit Mühe unterdrücken. Wer hätte gedacht, dass mir das Fest doch noch Spaß bereiten würde? Während Enngelin sich zwar Sorgen machte, aber doch eher locker auf die Situation reagierte, versteifte sich Kilian merklich. Ihm würde ein wenig Alkohol wirklich gut tun, dann wäre er nicht ganz so mürrisch und würde das Ganze mit Humor sehen. Naja, vielleicht zumindest.
Während die beiden Frauen immer noch in ihrer Unterhaltung vertieft waren, ließ ich meinen Blick durch die Menge schweifen. Dabei entdeckte ich Luca, der hinter einem großen Stein hervorlugte. Ich nickte ihm kurz zu um ihm zu signalisieren, dass ich ihn gesehen hatte. Serena schlug vor sich aufzuteilen und sich in ein paar Minuten wieder hier zu treffen. Ich nahm einen Schluck von meinem Bier und lauschte ihren weiteren Ausführungen.
„Da Kilian in der Richtung sucht, würde ich mich dann mal dorthin begeben, was meint ihr?“, meinte Serena und ich schüttelte vehement den Kopf. Das war eine ganz blöde Idee.
„Wenn du schon mal hier bist, dann bleib auf dem Fest und genieße es ein bisschen. Mich stört es nicht, wenn ich mich hier ein wenig entfernen muss. Im Gegenteil, ich wäre wirklich froh über eine kurzzeitige Erlösung.“, entgegnete ich sofort. Enngelin zog eine Augenbraue hoch und sah mich vorwurfsvoll an. Ihr war es wirklich wichtig, dass ich heute Abend hier war.
„Keine Sorge, ich habe Spaß.“, erwiderte ich auf ihren Blick hin. Sie wusste gar nicht, wie viel.

nach oben springen

#20

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 08.08.2017 23:59
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge



Lucas ungeplantes Auftauchen hatte mich schnell wieder aus der kurzzeitigen Irrealität gerissen, die Enngelin mit ihrer Anwesenheit erschaffen hatte. Ich wollte, dass die anderen die Schrecken jenes Abend bei diesem Fest vergaßen. Doch trotz aller Vorkehrungen, konnte ich den Gedanken nicht ertragen, dass Luca erneut dieser Gefahr ausgesetzt wurde. Es fiel mir schon schwer genug diverse Personen hier zu sehen. Doch er war völlig schutzlos. Ein Kind, das die Gefahr nicht scheute und damit die denkbar ungünstigsten Kombination darstellte. Was, wenn ich mich wieder falsch entscheiden würde?
Frustriert rieb ich mir mit dem Handballen über die Stirn, während ich in der Menge nach dem Ausreißer Ausschau hielt. Doch ich entdeckte lediglich Finn, der zurückgezogen seinen Frust im Alkohol zu ertränken schien. Ein Anblick der mir nicht minder behagte, immerhin war der Azalle bereits im nüchternen Zustand ein Risikofaktor. Besonders jetzt, wo ihm seine einzige Konstante fehlte. Der Gedanke ließ mich unzufrieden den Blick abwenden und während ich meinen Weg fortsetzte, versuchte ich erfolglos das Gefühl zu verdrängen, dass er nicht der einzige war, der Aneela vermisste. Eine weitere Entscheidung meinerseits, die ich hoffentlich nicht irgendwann bereuen würde.
Doch auch nach einigen weiteren Minuten hatte ich noch immer keine Spur von dem Jungen entdeckt und sichtlich beunruhigt änderte ich meine Richtung. Das vertraute blonde Haar, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog, ließ mich postwendend auf die dazugehörige Person zusteuern. "Habt ihr ihn gefunden?", fragte ich sogleich als ich Enngelin erreichte und aufmerksam musterte ich meine Gegenüber, die sich vermutlich ebenso sehr um das Wohlergehen des Rabauken sorgte. "Mach dir keine Sorgen, es geht ihm sicher gut", hörte ich mich einen Moment später bereits sagen. Weniger weil ich tatsächlich an meine Worte glaubte, als dass ich die hübsche Azalle einfach lieber mit einem Lächeln sah.



Während Annie angesichts der Situation ein wenig überfordert ihren Blick zur Seite lenkte, nutze ich die Gelegenheit, um über ihre Aussage von zuvor nachzudenken. Vielleicht war es harsch. Doch Zurückhaltung hatte nie zu den Dingen gehört, die mich ausmachten und bisher war ich mit dieser Lebensart auch ganz gut gefahren. Meine Gegenüber schien jedoch nicht wirklich zu wissen, was sie wollte. Zumindest erweckte sie mit ihrem ambivalenten Verhalten diese Vermutung in mir, was mich an meinen eigenen Ambitionen zweifeln ließ. Womöglich war ein rücksichtsvolleres Verhalten angemessener für diese Sorte Frau, was wohl erklärte, warum sie sich jemanden wie Kilian überhaupt ausgesucht hatte. Nicht, dass ich diese Wahl als Fehler abstempeln würde. Diese großen Augen sehnten sich geradezu nach Liebe und diesem ganzen romantischen Mist, den unser Anführer mit jeder Pore verkörperte. Vielleicht zögerte die Azalle deshalb. Weil sie klug genug war, um den Unterschied zwischen uns zu erkennen.
Stirnrunzelnd lauschte ich also ihren weiteren Worten und blickte dabei auf die zierlichen Finger hinab, denen ich gehorsam folgte und einen Schritt zurücktrat. Gleichzeitig wollte sie jedoch, dass ich mir nicht allzu viel Zeit ließ, was mich erneut dazu brachte die junge Frau vor mir aufmerksam zu mustern. "Du scheinst Hilfe bei der Entscheidung zu brauchen", erwiderte ich leise und ließ meine Augen langsam über die feinen Linien ihres Gesichts gleiten. Ein paar Minuten Bedenkzeit würden ihre Zweifel nämlich sicherlich nicht gänzlich beseitigen können. Also gab ich ihr, wonach sie innerlich verlangte und umfasste ohne weitere Vorwarnung Taille und Nacken meiner Gegenüber, um die von ihr geschaffene Distanz gänzlich der Vergangenheit angehören zu lassen. Das Gefühl ihrer weichen Lippen auf meinen ließ allerdings jede vorgenommene Zurückhaltung bröckeln und als mein Griff sich verstärkte, während ich mir ungefragt Einlass verschaffte, ließ ich dabei völlig außer Acht, dass wir möglicherweise Zuschauer hatten. Sowas hatte mich jedoch noch nie sonderlich gekümmert. Sorgen bereitete mir nur, dass dieser Kuss mehr Auswirkungen auf mich hatte, als angenommen. Deshalb löste ich mich auch ebenso abrupt von ihr, wie ich begonnen hatte. Andererseits wäre es mir nur mit einer Gegenwehr ihrerseits gelungen. "Ich bin gleich zurück", flüsterte ich mit heiserer Stimme und zwang mich den Blick von den befeuchteten Lippen zu lösen, die im Feuerschein glänzten und mich nur widerwillig zurücktreten ließen, um der Azalle die Möglichkeit zur Flucht einzuräumen. Zu meinem eigenen Unmut fiel mir jedoch auf dem Weg zum Ausschank auf, dass auch ich nicht immer nach meinem eigenen Vorsatz handeln konnte. Und in diesem Fall wünschte ich es wäre anders.


Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3

zuletzt bearbeitet 09.08.2017 00:03 | nach oben springen

#21

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 23.08.2017 00:19
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge



Es brauchte keinen besonders aufmerksamen Betrachter, um festzustellen, dass ich nicht besonders geübt darin war solche Gespräche zu führen. Um ehrlich zu sein war ich mir nicht ganz sicher, was der Dunkelhaarige von mir erwartete. Ob ich wohl eine Reaktion versäumt hatte, als er mir zuvor näher gekommen war? Hätte ich vielleicht den ersten Schritt tun sollen? Wollte ich dies überhaupt? Mit gemischten Gefühlen betrachtete ich die Züge meines Gegenübers und realisierte erst jetzt, dass meine Finger immer noch an seiner Brust ruhten, als wolle ich damit sichergehen wollen die unsichtbare Barriere zwischen uns aufrechtzuerhalten. Zögerlich zog mich meine Hand wieder zurück und verharrte, als Ashers nächste Worte an meine Ohren drangen. "Du scheinst Hilfe bei der Entscheidung zu brauchen" Die leise Feststellung lenkte mich kurzweilig von meinen eigenen Überlegungen ab und neugierig verfolgte ich, wie er seine Augen prüfend auf mir gerichtet hielt. Etwas an seinem Blick ließ mich reglos verharren. Und noch ehe ich die neue Empfindung in mir gänzlich nachempfinden konnte, zog der Azalle mich bereits an sich, um meine Lippen mit den seinen zu versiegeln und mir unerwartet den Atem zu rauben. Der feste Griff ließ mich erschaudern. Ebenso wie die Intensität der plötzlichen Verbindung, die meine Knie weich werden ließ. Die Augen halb geschlossen, meine Finger tatenlos in der Luft harrend, konnte ich nicht anders, als ein leises Seufzen auszustoßen, als der leidenschaftliche Kuss nicht lange darauf ein abruptes Ende fand und ich mit einem Mal wieder auf die Standfestigkeit meiner eigenen Beine angewiesen war. Wie durch ein Wunder schaffte ich es nicht zu straucheln und fixierte atemlos meinen Gegenüber, der versprach gleich wiederzukommen. Seine leise Stimme klang rau und bewirkte, dass sich eine leichte Gänsehaut auf meiner Haut abzeichnete. Ich war mir nicht einmal sicher, ob er mein zögerliches Nicken wahrnahm, bevor er sich abwandte und einige Atemzüge später aus meinem Sichtbereich verschwand. Leute, die sich einfach das nahmen, was sie wollten. Asher hatte mit seinem Verhalten ganz klar gezeigt, dass er seine Aussage auch so meinte. Mit einem leichten Kopfschütteln strich ich mir die Haare zurück und versuchte die Tatsache auszublenden, dass meine Wangen sich wärmer anfühlten, als zuvor. Ich ertappte mich dabei meine Augen prüfend über die feiernden Gesichter wandern zu lassen, ohne dabei genau zu wissen, wonach ich Ausschau hielt. Vielleicht war es einfach die Macht der Gewohnheit. Mit einem Seufzen strich ich mir kurz abwesend über die geschwollenen Lippen. Der Abend entwickelte sich anders, als erwartet. Doch ich konnte nicht behaupten, dass Ashers Überfall negative Empfindungen in mir ausgelöst hatte. Es passte zu seinen Aussagen und der Art, wie er sich bisher gegeben hatte. Die Erkenntnis, dass wir in den letzten Minuten mehr Wörter miteinander gewechselt hatten, als in den vergangenen Monaten, verleitete mich zu einem schiefen Lächeln. Vielleicht sollte ich versuchen seine Ratschläge zumindest am heutigen Abend zu beherzigen. Eine Entscheidung, die mir deutlich leichter fallen würde, wenn ich selbst wüsste, wonach ich mich gerade am stärksten sehnte.


zuletzt bearbeitet 23.08.2017 08:11 | nach oben springen

#22

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 23.08.2017 00:42
von Arrabella • Team Zyr | 78 Beiträge



Ich beschloss mich nicht in die Diskussion einzumischen, die Gabriel und Serena führten und so trat ich langsam den Rückzug an. Ich hatte nichts an Serenas Worten auszusetzen, im Gegensatz zu einem gewissen anderen Jemand, der sich heute wirklich ausgesprochen komisch benahm. Ich ging in eine Richtung, in die keine meiner Begleiter vorhatte, zu gehen und ließ sie stillschweigen zurück.
Ich drehte eine kleine Runde und ließ meine Augen aufmerksam durch die Menge schweifen. Doch wie nicht anders zu erwarten, gab es von Luca keine Spur und ich verzog ein wenig genervt das Gesicht. Nicht, dass ich mir allzu große Hoffnungen gemacht hatte, aber trotzdem hätte ich den Kleinen gerne in meiner Nähe gehabt. Wenn er schon hier war, dann sollte er wenigstens nicht alleine unterwegs sein. Nicht zu wissen, wo er steckte, war ein wenig beunruhigend. Natürlich hätte ich von Anfang an wissen müssen, dass es eine blöde Idee war, Luca von dem Fest fernhalten zu wollen. Das hätte nie gut gehen können, nicht, wenn unser Gegner „Luca“ hieß. Wenn der Junge sich nämlich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte man ihn nur schwer von seinem Vorhaben abbringen.
„Habt ihr ihn gefunden?“, hörte ich eine vertraute Stimme fragen und ich drehte mich zu Kilian um. Als könnte er es aus meinem Gesicht ablesen, fügte er sogleich hinzu: „ Mach dir keine Sorgen, es geht ihm sicher gut.“ Ich nickte zustimmend. „Daran habe ich auch keine Zweifel. Aber trotzdem würde ich mich wohler fühlen, wenn ich wüsste, wo er sich versteckt hält. Und ob er alleine unterwegs ist.“, erwiderte ich und runzelte dabei die Stirn. Die letzte große Veranstaltung war nicht gerade gut verlaufen und auch wenn ich mir sicher war, dass so etwas heute nicht passieren würde, so wäre es mir doch lieber, wenn zumindest irgendjemand wüsste, wo sich der Kleine versteckt hält.
„Aber ich denke, es wird nicht so schwer sein ihn zu finden. Serena und Gabriel suchen schließlich auch nach ihm. Naja, zumindest, wenn sie sich einig werden, wer wohin geht.“, sagte ich mit einem leichten Grinsen auf meinen Lippen. Gabriel benahm sich heute anders als sonst, sein Verhalten war wirklich seltsam und ich fragte mich, ob das nun zum Dauerzustand werden würde oder ob er nur gerade eine Phase hatte, in der er…einfach noch bizarrer war als üblich.

nach oben springen

#23

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 23.08.2017 21:12
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge



Enngelins Worte bewirkten, dass ich augenblicklich weniger Anspannung in meinem Inneren wahrnahm, als noch einige Sekunden zuvor. Zwar wirkte auch die blonde Frau besorgt, allerdings ließ sie sich dadurch nicht gänzlich die Laune verderben und die Ruhe, die sie ausstrahlte hatte eine ähnliche Wirkung auch auf mich. "Irgendjemand wird ihn schon erwischen", stimmte ich meiner Gegenüber deshalb zu, auch wenn ich an diesem Abend bezweifelte, dass Gabriel dazu in der Lage war. Der Alkohol hatte ihn nämlich offenbar recht unbekümmert werden lassen, was mir angesichts der Situation nicht gänzlich gefallen wollte. Immerhin war er einer der wenigen, auf die ich mich im Notfall immer verlassen konnte. "Vielleicht ist er nach draußen gelaufen, als er mitbekommen hat, dass wir ihm auf den Fersen sind", mutmaßte ich nach einer kleinen Weile, in der ich die Azalle gedankenverloren betrachtet hatte, ohne es wirklich zu realisieren. "Möchtest du mitkommen, oder lieber hier bleiben?", fragte ich also, nachdem ich mich von ihrem Anblick gelöst hatte und nickte mit einem kleinen Lächeln Richtung Ausgang. Vielleicht wäre es ganz ratsam auch die anderen Anwesenden über Lucas Aufenthalt zu informieren. Oder zumindest jemandem, der dieser Aufgabe auch gewachsen war. Fast automatisch glitt mein Blick deshalb über die Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung, ehe ich mein Augenmerk wieder auf die Frau vor mir lenkte.



Als ich nach wenigen Minuten mit zwei gefüllten Behältern zurückkehrte, war ein kleiner Teil von mir überrascht, Annie noch immer an Ort und Stelle vorzufinden. Ob sie bewusst die Möglichkeit zur Flucht verstreichen gelassen hatte? Oder sie lediglich zögerte, weil sie nicht wusste, was sie wollte? Letzteres schien mir wahrscheinlicher angesichts ihres Verhaltens, ehe ich wieder zu ihr trat. "Hier."
Ich hielt ihr eins der beiden Getränke entgegen, während ich das andere bereits zu meinen Lippen führte, ohne die Brünette dabei aus den Augen zu lassen. Vermutlich wäre es ratsamer gewesen das Fest zu verlassen und einen der Männer abzulösen, die in der nahen Umgebung patrouillierten. Doch dies war einer der seltenen Augenblicke, in denen ich Gesellschaft der Einsamkeit vorzog. Nicht zuletzt, weil meine Gegenüber etwas in mir geweckt hatte, das danach verlangte gefüttert zu werden. Vorzugsweise von der Frau, die diesen Drang überhaupt erst entfacht hatte. Auch wenn ich mich darauf einstellte mit einer Alternative Vorlieb nehmen zu müssen.
Amüsiert von meinen eigenen Gedankengängen, umspielte ein leichtes Schmunzeln meine Züge, als ich den Krug wieder sinken ließ und die Azalle vor mir aufmerksam betrachtete. Das längere Haar unterstrich ihre feinen Züge und ich erinnerte mich unweigerlich daran, dass die feinen Strähnen nach meinem kleinen Überfall weniger ordentlich aneinandergereiht gewesen waren. Ein Anblick, der vermutlich nicht nur mir gefallen würde. Allerdings war ich gerade offensichtlich nicht der einzige, der mit seinen Gedanken auf Abwegen war und prüfend musterte ich die junge Frau, die mir noch eine Antwort schuldig war. "Woran denkst du?"


Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3
nach oben springen

#24

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 26.08.2017 18:31
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge



„Es passiert doch ständig irgendwas“, meinte er mit einem mürrischen Unterton, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sich seine Laune gegen mich richtete. Vielleicht hoffte ich das aber auch nur. Er schnaubte und drehte sich um, blieb dann aber stehen.
„Was hat denn ein Kind hier verloren? Dachte die wären alle im Lager zurück geblieben“, ließ er verlauten und ich folgte überrascht seinem Blick, ehe ich die Stirn runzelte. Ein Kind? Das war in der Tat ungewöhnlich und beunruhigend. Sollte etwas passieren, wurden Kinder im schlimmsten Fall einfach umgetrampelt. Oder es fiel den Wachen in die Hände.
„Wenn ich den zwischen die Finger kriege, dann kann er was erleben...“, meinte er.
„Das Kind oder den Verantwortlichen? Denkst du, ...jemand sollte es zum Lager zurück bringen?“
Ich verzichtete bewusst auf das „wir“. An wen sich seinen Unmut richtete, wusste ich nicht, aber soweit mir bekannt war, war er kein Kinderliebhaber. Und ich war es auch nicht. Gerade von den Azallenkindern hielt ich mich fern, aus mehreren Gründen. Zum einen hatten einige von ihnen Kräfte, die sie nur halb beherrschten und damit im geringsten Fall Unfug anstellten. Zum anderen wollte ich nicht den Zorn der azallischen Frauen auf mich ziehen. Wenn es um ihre Kinder ging, wurden Frauen zu zornigen Raubtieren, die leider in ganzen Rudeln auftraten. Wie schnell das Gerücht herumginge, ich vergreife mich an unschuldigen Kindern, wollte ich nicht ausprobieren. Das hätte mir zu viele Probleme eingebracht.
Ansonsten wollte ich es nicht mit seiner Sozialität verderben. Nur, weil er meine Anwesenheit gerade akzeptierte, hieß das nicht, dass er liebend gern kleine Ausflüge unternahm. Und eigentlich hatte er sich ja auch den Freuden des Alkohols zuwenden wollen.
Kurz überlegte ich. Dann ließ ich mein Bier Bier sein und beschloss, den Ausreißer zu suchen. Kinder hatten auf solcher Art Feste nichts verloren, vor allem nicht, wenn eine große Gefahr von außen drohte.
„Danke für das Bier und die Gesellschaft. Ich versuche, den Drei-Käse-Hoch einzufangen und zu Kilian zu bringen.“
Er würde vermutlich nicht begeistert sein, wenn er spitz kriegte, dass ein Kind um die Erwachsenen herumrannte. Aber er wusste sicherlich, was man mit dem kleinen Racker dann anstellte.

nach oben springen

#25

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 28.08.2017 14:52
von Eriana • Grünschnabel | 15 Beiträge



Serena wurde von Gabriel aufgehalten, Enngelin verschwand in die andere Richtung. Killian war schon verschwunden. Gut. Jetzt musste ich mir aber langsam ein anderes Versteck suchen, bevor es wirklich haarig wurde. Ich blickte mich um und hielt inne. Verdammt! Ein Mann und eine Frau starrten zu mir hinüber. Kein Zweifel – sie hatten mich gesehen! Und jetzt wunderten sie sich, was in aller Welt ich hier machte. Immerhin sollte ich gar nicht hier sein.
Die Frau setzte sich in Bewegung und nun konnte ich erkennen, dass es die Soldatin war, die ich schon mal in der alten Höhle getroffen hatte. Sie blickte alles anderes als begeistert. Wenn die mich in die Hände bekam war Schluss mit lustig. Das durfte ich auf gar keinen Fall zulassen. Also ließ ich von meinem Versteck ab und warf mich in das Gebüsch neben mir. Dort ging ich auf alle Viere und krabbelte so schnell ich konnte in den Schatten der Ruine zurück.
Im Schatten richtete ich mich auf und schlich um eine alte Wand herum. Hier gab es viele Verstecke und wenn ich es geschickt anging, würde sie mich niemals finden. Ohne ein Geräusch zu verursachen, kletterte ich durch einen Fensterrahmen und ließ mich in das Gebäudeinnere fallen. Es war stockfinster hier drinnen. Hier würde mich niemand erwarten. Ein paar Steine lagen im Weg und ich musste vorsichtig sein, um nicht zu stolpern, daher tastete ich mich an der Wand entlang weiter vor, bis ich mir wirklich sicher war, dass man mich nicht sehen konnte. Glücklicherweise schoben sich ein paar Wolken vor den Mond und machten es noch schwieriger, mich zu finden.
Die Wand unter meiner Hand endete abrupt und ich hielt inne, um mir zu überlegen, wie ich jetzt am besten weitergehen sollte. Schließlich streckte ich die Arme auf und tastete mich weiter vorwärts, um die gegenüberliegende Wand zu finden. Dann knallte mein Fuß gehen einen Stein und ich verlor das Gleichgewicht.
Die Hände nach vorne reißend, versuchte ich meinen Sturz abzufangen.
Aber das war nichts.
Unter mir hörte der Boden einfach auf. Überrascht riss ich die Augen auf, als ich in die Dunkelheit fiel, und stieß ein erschrecktes Keuchen aus. Es ging recht weit in die Tiefe. Ich schlug hart auf dem Rücken auf und dann war da nur noch Dunkelheit.



Gabriel schlug vor, an meiner Stelle in Richtung der Ruinen zu gehen. Ich runzelte die Stirn und überhörte fast seine Aussage, dass er Spaß hätte. Ich sah nicht viel Spaß darin, einem Kind hinterherzujagen, das zu gut darin war, sich vor mir zu verstecken. „Nein“, erwiderte ich entschlossen. „Die Ruinen sind der perfekte Ort, sich zu verstecken. Ich werde auf jeden Fall dort nach ihm sehen.“ Ich lächelte Gabriel an. „Komm doch mit.“
Enngelin war in der Zwischenzeit verschwunden. Vermutlich hatte sie sich schon auf den Weg gemacht. Ich setzte mich nun selbst in Bewegung und ging auf die Ruinen zu. Weit war ich noch nicht gekommen, da kam Eder auf mich zu und trug einen finsteren Gesichtsausdruck zur Schau. Kurz vor den Ruinen trafen wir dann aufeinander und ich hob die Hand zum Gruß. Eders Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie hatte etwas – oder jemanden – gesehen, dass ihr nicht passte. Und ich hatte eine Vermutung, wer das gewesen sein könnte.
„Guten Abend“, grüßte ich die blonde Frau. „Du hast nicht zufällig einen kleinen blonden Jungen gesehen, der aussah, als würde er verstecken spielen?“ Ich deutete auf die Ruinen. „Ich mache mir Sorgen, dass ihm etwas passiert, wenn er hier herumschleicht.“

nach oben springen

#26

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 28.08.2017 22:23
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge



„Das Kind oder den Verantwortlichen?“ Überrascht richtete ich meinen Blick auf die Blonde, deren Frage mich zu einem schiefen Lächeln verleitete. „Beide wahrscheinlich.“, erwiderte ich und runzelte bei ihrer nächsten Frage die Stirn. Es war sicherlich besser den Kleinen zu fangen und zurück zum Lager zu bringen. Doch ich konnte nicht behaupten, dass ich wirklich Lust hatte den Zwerg zu suchen. Ob Eders Worte wohl eine indirekte Aufforderung gewesen waren gerade jenes zu tun? Wahrscheinlich nicht. Zumindest konnte ich ihrem Gesichtsausdruck keine Hinweise darauf entnehmen. „Keine Ahnung... wahrscheinlich.“
Mit gemischten Gefühlen betrachtete ich meine Gesprächspartnerin, die mit einem Mal abwesend und in Gedanken wirkte. Ob sie sich wohl Sorgen wegen dem Knirps machte? Ich hätte die Soldatin eigentlich nicht als kinderlieb eingeschätzt. Vielleicht war das ja so ein Mädchending, welches ich niemals verstehen würde. Oder aber ich hatte es versäumt mich von meiner edlen Seite zu zeigen. Doch wenn Eder so etwas bei mir erwartete, konnte sie lange warten. Moment, worüber dachte ich da eigentlich nach? „Danke für das Bier und die Gesellschaft. Ich versuche, den Drei-Käse-Hoch einzufangen und zu Kilian zu bringen.“, sagte die Blonde unerwartet und stellte dabei ihren Krug ab. Da ich nicht mit so eine Wendung gerechnet hatte, betrachtete ich sie etwas länger, als nötig, ehe ich zu einer Antwort ansetzte. „Lass dich nicht an der Nase rumführen.“ Kurz überlegte ich noch etwas zu ergänzen. Das Gespräch hatte mir nicht missfallen und ich hätte wahrscheinlich nichts dagegen gehabt es zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen. Doch schlussendlich entschied ich mich dagegen. „Wir sehen uns.“, ergänzte ich noch knapp, ehe ich mich in Bewegung setzte, um meinen Krug neu zu befüllen.





Die Minuten verstrichen quälend langsam, während ich mich darum bemühte das Erlebte bestmöglich zu reflektieren und zu einer Entscheidung zu gelangen. Oder machte ich mir gerade etwas vor, um mein Gesicht vor mir selbst zu wahren? Mein Herz rutschte zumindest in die Hose, als ich schließlich Ashers Gesicht in einigen Metern Entfernung vor mir erkannte, der gerade mit zwei befüllten Behältern bewaffnet zurückkehrte. „Danke.“, entgegnete ich knapp, ehe ich das dargebotene Getränk mit einer leichten Schnute entgegen nahm und den Dunkelhaarigen abwartend dabei beobachtete, wie er sich einen Schluck der herben Flüssigkeit gönnte. Dabei stellte ich fest, dass ich nicht die einzige war, die als Beschäftigung die Beobachtung des eigenen Gegenübers erwählt hatte. Und so wie es aussah, ließ mein Anblick seine Züge weicher werden. Als er sein Gefäß senkte, erkannte ich sogar ein Schmunzeln auf seinen Lippen. Einer der vielen neuen Eindrücke, die ich an diesem Abend erworben hatte. Ob noch weitere, tiefergehende Einblicke folgen würden? Mich an mein Getränk erinnernd führte ich das Glas an meine Lippen und verschluckte mich beinahe, als Ashers unerwartete Frage an meine Ohren drang. Denn er wollte wissen, woran ich gerade dachte. Ich hustete kurz. Dann ließ ich bereits das amüsierte Lachen zu, ohne dabei den Blickkontakt zu ihm zu unterbrechen.
„Weißt du, das habe ich mich bereits sehr oft bei unseren flüchtigen Begegnungen gefragt. Was denkt der große, schweigsame Mann wohl, während er mir Mal ums Mal sein Haustier abnehmen muss? Er glaubt doch nicht daran ich locke das Tier mit Absicht in mein Zelt? Oder besser: was ging wohl durch seinen Kopf, als er eines Tages in mein Zelt platzte, als ich gerade dabei war mich umzuziehen? Er kam. Er sah. Und dann ging er ohne ein Wort und sprach nie mehr darüber.“ Schmunzelnd gönnte ich mir den nächsten Schluck. „Nun... wenigstens weiß ich jetzt, dass der Anblick dich nicht abgeschreckt hat.“, nuschelte ich mehr zu mir selbst und zog dabei eine leichte Schnute.


zuletzt bearbeitet 07.09.2017 09:34 | nach oben springen

#27

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 28.08.2017 23:49
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge



Er grinste schief. „Beide wahrscheinlich.“ Auf meine Frage hin runzelte er die Stirn. Es schien tatsächlich ein eher sensibles Thema zu sein. „Keine Ahnung... wahrscheinlich.“
Während meiner Grübelei spürte ich seinen Blick auf mir und ich fand es sogar ein wenig schade, dass ich seine Gesellschaft vermutlich gleich missen würde. Allerdings sollte ich mich ohnehin nicht an die Gesellschaft der Azallen gewöhnen. Wer wusste schon, wie lange es anhielt, dass ich auf beiden Seiten agieren konnte?
„Lass dich nicht an der Nase rumführen“, entgegnete er nach einer kurzen Pause auf meinen Beschluss. Noch eine Pause. „Wir sehen uns.“
Ich schmunzelte und sah mich um, ob ich den Knirps irgendwo entdecken konnte, aber in der Menge war er nicht auszumachen.
Mit der verstreichenden Zeit wurde ich ungehaltener. Kinder hatten nichts auf Festen für Erwachsene zu tun. Es ging für die meisten um Alkohol und wilde Tänze und nicht um Puppentheater. Ich fühlte mich ein wenig lächerlich, dem Strolch nun nachzujagen. Für Verstecken hatte ich zu wenig Geduld und zu viel Stolz.
In der Nähe der Ruinen traf ich auf Serena, eine der Heilerinnen, die die Hand hob. Ich nickte ihr zu und drehte den Kopf, um vielleicht den Ausreißer aufzuspüren.
„Guten Abend. Du hast nicht zufällig einen kleinen blonden Jungen gesehen, der aussah, als würde er verstecken spielen?“ Sie deutete zu den Ruinen und ich folgte ihr ungerührt mit dem Blick. „Ich mache mir Sorgen, dass ihm etwas passiert, wenn er hier herumschleicht.“
„Guten Abend.“ Kurz warf ich Gabriel einen Blick zu. Er schien sich zu amüsieren. „Jeremy hat ein Kind herum laufen gesehen. Ich hab ihn bisher aber nicht gefunden.“ Mit Serena hatte ich noch nicht sonderlich viel geredet und ich war mir nicht sicher, wie sie auf mich reagierte, deshalb hielt ich mich in Grenzen. Ich warf noch einmal einen Blick zu den Ruinen. Verstecken spielen hatte sie gesagt. Doch nicht etwa in den Ruinen?

nach oben springen

#28

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 30.08.2017 21:28
von Arrabella • Team Zyr | 78 Beiträge



„Irgendjemand wird ihn schon erwischen“, sagte Kilian und ich stimmte ihm zu. Natürlich. Ein Kind hier musste doch irgendjemanden auffallen. Kilian mutmaßte, dass Luca nach draußen gelaufen sein könnte. Bei Luca war alles möglich, der Junge war einfach unberechenbar. Vielleicht schlummerte er schon friedlich in seinem Zelt oder er war weiterhin hier am Fest und führte uns alle an der Nase herum. Obwohl ich schon so viel Zeit mit Luca verbracht hatte, konnte ich ihn noch immer schwer einschätzen und das war ja auch nicht verwunderlich, er war ein Kind, er handelte spontan und dachte nicht viel über seine Handlungen nach. Das war natürlich, aber auch sehr gefährlich.
„Möchtest du mitkommen, oder lieber hier bleiben?“, fragte mein Gegenüber und ich lächelte. Was war das bloß für eine dämliche Frage?
„Natürlich komme ich mit“, sagte ich entschlossen. Ich genoss seine Gesellschaft und vier Augen sahen eindeutig mehr als zwei.
Ich ließ meinen Blick durch die Menge schweifen und sah wie Eder auf Serena und Gabriel zuging. Irgendetwas an ihrem Anblick beunruhigte mich und ich fragte mich, wieso gerade alle drei ihren Blick Richtung Ruinen wandten.
„Glaubst du, sie haben etwas herausgefunden?“, fragte ich Kilian und in diesem Moment konnte ich die Sorge wohl kaum verbergen. Ich schüttelte daraufhin leicht den Kopf und lächelte eine wenig peinlich berührt. Je länger Luca verschwunden war, desto stärker wurde meine Sorge. Auch, wenn ich das anfangs noch ein wenig lockerer gesehen hatte und auf Lucas Neugier geschoben hatte, so fand ich die Situation jetzt nicht mehr ganz so prickelnd.
„Luca hat schon so viel mitgemacht, ich will nicht, dass ihm irgendetwas zustößt. Ich würde ja gerne sagen, dass er auf sich selbst aufpassen kann, aber dafür ist er einfach noch viel zu jung. Und obwohl hier keine offensichtliche Gefahr droht, so kann für ein kleines Kind doch schnell auch etwas Alltägliches gefährlich werden.“, sagte ich und es tat gut, dass ich mir meine Sorgen von der Seele sprach. Ich wusste, dass Kilian mich verstand, er war ja derselben Meinung.




Ich hatte gar nicht gemerkt, dass meine kleine Cousine verschwunden war, aber plötzlich stand sie nicht mehr neben mir. Ich sah mich um und musste mit einem Schmunzeln feststellen, dass sie bei Kilian stand. Wenn zwischen denen nichts lief, dann wusste ich auch nicht weiter. Aber beide wirkten nicht gerade erfahren, was Beziehungen anging, also war es nicht verwundernswert, dass sie so…steif wirkten.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder Serena zu, die einfach nicht locker ließ und sagte, sie würde auch zu den Ruinen gehen. Weiber. Ich atmete genervt aus, Widerspruch war zwecklos, das stand gerade außer Frage.
Eder näherte sich uns und ich lächelte sie freundlich an. Obwohl sie eine Soldatin war, war sie gar nicht mal so übel. Zumindest kam ich ganz gut mit ihr aus.
„Du hast nicht zufällig einen kleinen blonden Jungen gesehen, der aussah, als würde er verstecken spielen?“, fragte Serena sie sofort. Meine Güte, war das das Einzige, worüber sie sich im Moment unterhalten konnte? Vielleicht hätte sie doch lieber das Bier nehmen sollen, auch ihr würde ein wenig Spaß nicht schaden.
„Jeremy hat ein Kind herum laufen gesehen. Ich hab ihn bisher aber nicht gefunden.“, erwiderte Eder und ich nickte. Vielleicht wäre es wirklich an der Zeit, dass wir uns Gedanken über ihn machten. Es war ja amüsant, als nur Serena, Enngelin, Kilian und meine Wenigkeit davon wussten, aber dass nun auch Jeremy und Eder und vielleicht noch andere Azallen davon Wind bekamen, war nicht sehr erfreulich.
„Wir sollten wohl wirklich zu den Ruinen gehen und ihn dort suchen…“, sagte ich, doch ganz zufrieden war ich damit nicht. Ich war eindeutig kein Spießer und wollte Luca seinen Spaß nicht verderben. Aber schön langsam ging die Sache zu weit und ich wusste nicht, ob mir das gefiel.

nach oben springen

#29

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 31.08.2017 20:05
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge





Enngelin stimmte zu mich zu begleiten, was ich mit einem sanften Lächeln quittierte, ehe ich ihrem Blick zu der kleinen Gruppe folgte, die sich in einigem Abstand miteinander unterhielt. Ihre Vermutung, dass sie etwas über Luca in Erfahrung gebracht hatten, verleiteten mich jedoch zu einem zweifelnden Stirnrunzeln und auch die Azalle wirkte einige Sekunden darauf wenig überzeugt von dieser Theorie. Wenigstens schien ich nicht mehr der einzige zu sein, der mögliche Gefahren erkannte, auch wenn mir ihre sorgenvollen Züge nicht behagten. "Vielleicht hätten wir ihn damals schon nach Cerandil bringen sollen", murmelte ich mit einem leisen Seufzen und strich mir ablenkend mit den Fingern über die Stirn. Luca war schließlich nicht der einzige, den wir den Gefahren unserer Herkunft aussetzen. Auch meine Begleiterin hätte sich diesem Leben entziehen können. Ebenso wie ihr Cousin. Trotzdem konnte ein Teil von mir nicht bedauern, dass dem nicht so war. "Die Ruinen sind ein gutes Versteck", setzte ich hinzu, den Blick der jungen Frau meidend, ehe ich mich leicht umwandte. "Trotzdem bringt es nichts, wenn 5 Leute dort suchen. Also würde ich vorschlagen, wir bleiben bei unserem ursprünglichen Plan."
Ohne auf eine etwaige Erwiderung zu warten, schritt ich zwischen den Trümmern hindurch, bis wir das Fest vorerst hinter unsgelassen hatten. Rodrick, der direkt vor der Ruine Position bezogen hatte, näherte sich uns augenblicklich, als wir in sein Sichtfeld gerieten. "Alles ruhig hier", berichtigte er, woraufhin ich mich zumindest kurzfristig erleichtert fühlte. "Gut." Ich nickte meinem Gegenüber zu, ehe ich ihm vorschlug ihn eine Weile abzulösen. Das ließ sich Rodrick natürlich nicht zweimal sagen und verschwand schnell hinter den brüchigen Mauern. Ein Lächeln glitt über meine Züge und ich lehnte mich Armeverschränkend gegen das Überbleibsel des ehemaligen Schloßes, ehe ich zu Enngelin aufblickte. "Hier werden wir ihn zumindest sehen, sollte er den anderen entwischen."






Schweigend lauschte ich den Worten der Brünetten, die ihre eigenen Vermutungen unserer vorherigen Aufeinandertreffen anklingen ließ, ehe sie mit einem schelmischen Lächeln an ihrem Krug nippte. Ich hingegen betrachtete sie lediglich mit kontrollierter Miene, bis sie ihre Rede mit einer interessanten Annahme beendete. "Du weichst meiner Frage aus", stellte ich ohne Umschweife fest und fixierte die Frau vor mir mit durchdringendem Blick, ehe ich es ihr gleichtat und einige Schlücke der bitteren Flüssigkeit zu mir nahm. Anschließend richtete ich mein Augenmerk wieder auf Annie, die trotz allem einige Zugeständnisse ihrerseits preisgegeben hatte und Befürchtungen äußerte, die völlig abwegig waren. "Bran zeigt einfach sehr offen, wen er mag", erwiderte ich schlicht auf ihre erste versteckte Frage, ehe ich an den von ihr erwähnten Vorfall zurückdachte. Erwartungsgemäß hatte sie diesem Zusammentreffen mehr Gewichtung beigemessen, als ich. Nichtsdestotrotz hatte sie mit ihrer Aussage natürlich nicht unrecht. "Und ich bezweifle, dass du irgendjemanden abschrecken würdest", setzte ich mit einem beiläufigen Schulterzucken hinzu, ehe ich mit meinen Augen ihren Körper hinabwanderte und das nächste leichte Schmunzeln zuließ. Es stimmte schon. In diesem Moment hätte ich vermutlich ganz anders auf die Enthüllung so viel nackter Haut reagiert, als damals. Eine Tatsache, die mich zugegeben am meisten überraschte. Schließlich ging es hier immer noch um ein und dieselbe Person.
Doch gerade, als ich dem Impuls nachgegeben hatte mich der Azalle wieder zu nähern, sprang der kleine Ausreißer unerwartet auf meine Schulter und überrascht drehte ich meinen Kopf zur Seite. Das Frettchen wirkte ungewöhnlich unruhig und misstrauisch ließ ich meinen Blick in die Richtung schweifen, in der ich meinen pelzigen Freund vermutet hatte. Es dauerte nicht lange, bis ich den Grund für Brans seltsames Verhalten ausfindig machen konnte und missbilligend sah ich zu dem Azallen, der sichtlich angetrunken durch die Menge streifte und dabei nach potientiellen Opfern suchte, um seine Wut an jemandem auslassen zu können. Ein leises Schnauben entwich mir und noch ehe ich es verhindern konnte, sprang das sensible Frettchen von meinen Schultern und verschwand in dem Eingang zu den tiefergelegten Ruinen. "Verdammt." Selbst nicht ganz sicher, wodurch das seltsame, mulmige Gefühl in mir ausgelöst wurde, lenkte ich meine Augen kurz auf Annie. "Wird Zeit, dass ich ihn zurückbringe." Mit diesen Worten löste ich mich von der Frau und konnte dem Drang nicht widerstehen dem Idioten einen unsaften Rempler zu verpassen, als ich an ihm vorbeikam. "Werd endlich erwachsen. Kein Wunder, dass Aneela den anderen gewählt hat", knurrte ich ihm zu, ehe ich das Innere der Ruine betrat und anhand der Dunkelheit langsam meinen Weg tiefer hineinführte.


Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3
nach oben springen

#30

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 07.09.2017 11:45
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge



Ohne mich noch einmal umzublicken, lenkte ich meine Schritte zur provisorisch aufgebauten Schenke, um mein Vorhaben von zuvor in die Tat umzusetzen und meinen Krug neu zu befüllen. Irgendwie merkte ich, dass meine Stimmung im Laufe der verstreichenden Augenblicke immer mehr zu kippen drohte. Noch weniger gefiel mir jedoch, dass diese Tatsache höchstwahrscheinlich auf den Umstand zurückzuführen war, dass ich mich von meiner abendlichen Zerstreuung entfernt hatte. Anstatt sie wegen ihrer Herkunft zu verabscheuen, brachte ich der Blonden fast schon so etwas wie Sympathie entgegen. Wann hatte dieser Umbruch stattgefunden? Mir entwich ein tonloses Seufzen, weil mir keine Antwort darauf einfallen wollte. Ich wusste nur, dass ich diese Angelegenheit nicht einfach so stehen lassen konnte. Missmutig nippte ich an meinem frischen Bier und ließ mein Blick dabei kurz über die Anwesenden gleiten. Vielleicht sah ich das alles auch viel zu eng und missverstand meine eigenen Regungen als etwas, was sie nicht waren. Es konnte doch auch einfach sein, dass ich aus ganz anderen Gründen Gefallen an der Soldatin gefunden hatte. Allein schon optisch hob sie sich von Azallen ab. Ihre Alabasterfarbene Haut, gepaart mit den hellblauen Augen und den blonden Haaren ließ sie fast schon exotisch erscheinen. Konnte es sein, dass ich Verlangen ihr gegenüber verspürte?





Wie nicht anders zu erwarten blieben Ashers Gesichtszüge unergründlich, während er meinen Ausführungen lauschte. Mit unveränderte Miene, seine Augen beharrlich auf mir gerichtet, stellte er anschließend trocken fest, dass ich seiner eigentlichen Frage ausgewichen war. Eine Tatsache, die ich bis eben selbst nicht realisiert hatte. Perplex betrachtete ich meinen Gegenüber dabei, wie er sich nun selbst einige Schlücke seines Getränks gönnte und fragte mich dabei unweigerlich, was er mit seinen Worten hatte bezwecken wollen. Es stimmte, dass er selten wirkliches Interesse anderen Menschen gegenüber bekundete. Vielleicht hatte ich seine Frage deshalb unterbewusst als unwichtige Floskel abgetan, die nur dafür existierte die aufkommende Stille zu überbrücken. Wie jetzt, als er erklärte sein Haustier zeige einfach sehr offen, wen es mochte. Eine dahergesagte Floskel oder eine Aussage, die Aufschluss über Ashers eigene Gedanken gab? Noch bevor ich zu einer wirklichen Entscheidung darüber gelangte, verließen bereits die nächsten Worte den Mund des Mannes vor mir. Diesmal ein verstecktes Kompliment, welches er mit einem Schulterzucken quittierte, ehe seine Augen prüfend meinen Körper hinabwanderten. Offenbar hatte ich ihn an eine Begebenheit erinnert, die er längst aus seinen Gedanken gestrichen hatte. Nichtsdestotrotz zeichnete sich daraufhin ein schiefes Lächeln auf meinen Lippen ab, welches seine eigenen Gesichtsregungen mehr oder minder spiegelte. Eigentlich hatte ich vor etwas auf seine Worte zu erwidern. Doch zu unser beider Überraschung tauchte plötzlich Bran auf Ashers Schulter auf. Anders, als zuvor, wirkte das Tier nun ziemlich aufgewühlt und nervös. Meine eigentlichen Gedanken vergessend folgte ich Ashers Blick, der die stummen Hinweise des Nagers offenbar besser interpretieren konnte als ich und entdeckte kurz darauf bereits Finn in einigen Metern Entfernung, der sich mehr schlecht als recht auf den Beinen hielt und ziemlich verstimmt wirkte. Kaum, dass der Hochgewachsene ein leises Schnauben von sich gegeben hatte, sprang Bran von seiner Schulter und flüchtete in Richtung der Ruinen. Ein leiser Fluch verließ Ashers Lippen. Ich verstand seine Absichten, noch ehe er seine Augen auf mich lenkte und erklärte, dass es an der Zeit wurde das Tier zurückzubringen. „Mach das.“, erwiderte ich also knapp; das Lächeln auf meinen Lippen aufrechterhaltend. Ich war mir nicht einmal sicher, ob er meine Antwort mitbekam, als er sich mit schnellen Schritten in Bewegung setzte, um sein Haustier einzuholen. Einige Augenblicke lang verharrte ich reglos, ehe ich ein leises Seufzen zuließ und besorgt seiner Rückenansicht hinterherblickte. Das mulmige Gefühl wurde nur verstärkt, als er im Vorbeigehen Finn anrempelte und diesem einige Worte entgegenwarf. Mir war klar, dass der junge Mann nicht der Umgänglichste war. Genausogut wusste ich jedoch, was geschah, wenn er provoziert wurde. Vor allem seitdem Aneela nicht mehr in der Nähe war, um ihn zu beruhigen. Automatisch setzte ich mich in Bewegung, um, wenn möglich, zu verhindern, was sich eventuell anbahnte.

nach oben springen


Besucher
0 Mitglieder und 1 Gast sind Online

Besucherzähler
Heute waren 27 Gäste online.

Forum Statistiken
Das Forum hat 680 Themen und 221329 Beiträge.

Heute waren 0 Mitglieder Online: