#31

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 09.09.2017 00:27
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge




Mittlerweile hatte ich mich an den skurrilen Umstand gewöhnt, dass meine Schritte mich immer wieder an Orte führten, an denen ich nicht unbedingt etwas zu suchen hatte. Deshalb war ich auch nicht weiter verwundert, als mein Weg mich ein weiteres Mal zu einem Geschehen leitete, welches so nicht abzusehen gewesen war. Die Azallen ließen es sich scheinbar trotz aller Widrigkeiten nicht nehmen ihren alten Gewohnheiten nachzugehen und sichtlich amüsiert betrachtete ich das bunte Treiben, welches ich von meinem ausgewählten Platz auf einer der maroden Mauern weitläufig verfolgen konnte. Zumindest besaßen sie Schneid, was man von vielen anderen Bewohnern Cerandíls nicht unbedingt behaupten konnte. Doch gerade wegen ihrer tollkühnen Art, war es schlauer sich von ihnen fernzuhalten. Zumindest wenn man sich um seine eigene Haut scherte.
Meine Mundwinkel gingen mit jedem weiteren bekannten Gesicht, das ich in der Menge ausmachen konnte, mehr in die Breite und amüsiert stellte ich fest, dass meine Anwesenheit nicht unbemerkt geblieben war, jedoch toleriert zu werden schien. Vielleicht weil ein recht kleines, zierliches Mädchen keine nennenswerte Gefahr darstellte. Möglicherweise auch, weil diejenigen bereits so viel Alkohol intus hatten, dass sie mich für eine von ihnen hielten. Grundsätzlich störte mich jedoch weder die eine, noch die andere Sichtweise. Tatsächlich wurde meine Aufmerksamkeit schnell auf jemanden gelenkt, dem ich bis dato erst einmal begegnet war. Dieses Zusammentreffen hatte jedoch ausgereicht, um den jungen Mann zweifelsohne wiederzuerkennen und aufgeregt rutschte ich ein Stück weit nach vorne, um ihn eingehender mustern zu können. War der eigentlich immer so schlecht drauf? Einem Impuls folgend griff ich nach einem kleinen Kiesel neben mir und warf ihn zielsicher gegen den Hinterkopf des Azallen. Sobald er sich nach dem Verantwortlichen umdrehte, lenkte ich sein Augenmerk mit einem Pfiff auf mich und stützte mich schmunzelnd mit den Ellbogen auf den Knien ab; die Füße frei baumelnd. "Was soll denn diese Miene? Das hier ist doch eine Party, oder?"


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zuletzt bearbeitet 09.09.2017 01:22 | nach oben springen

#32

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 11.09.2017 21:04
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge



Die Welt hatte angefangen sich zu drehen und ich merkte,wie sich mein Fokus verlor. Mal das Getränk in meiner Hand – was war das eigentlich? - dann meine leere Hand, dann wieder das Getränk – das wievielte? Verwirrt runzelte ich die Stirn und entschloss dann, den nächsten Becher zu kippen. Es fühlte sich nicht gut an, aber es fühlte sich richtig an. Es war richtig, zu vergessen, indem ich mir Alkohol reinschüttete. Das war sogar sehr richtig. Die einzige richtige Möglichkeit...
Ich hickste unzufrieden. Wo war der Tresen hin? Die Hände um den Becher geklammert drehte ich mich um mich selbst und stolperte dabei beinahe über meine eigenen Füße. Panik stieg in mir auf. Ich wollte nicht nüchtern werden. Nüchtern zu werden würde mich wieder in eine andere Welt katapultieren, in eine Welt, in der ich an sie denken musste. Aneela...
Plötzlich rempelte mich jemand an. Der Becher flog mir aus der Hand. Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, wer da vor mir stand.
„Werd endlich erwachsen. Kein Wunder, dass Aneela den anderen gewählt hat.“
Perplex sah ich ihn an, während die Welt langsam zur Ruhe kam. Das melancholische Gefühl wich einer Hitze, die mir in die Wangen stieg. Dann war er plötzlich weg.
Hastig sah ich mich um und sah ihn schließlich zwischen den Ruinen verschwinden. Mit einem immer weiter aufkommenden Hass folgte ich ihm torkelnd und mich abstützend, tiefer in die Ruinen. Und dabei staute sich die Wut in mir immer weiter, bis ich hinter ihm stand.
Der erste Schlag ging daneben. Der zweite traf. Meine Hand schmerzte. Sein Kiefer hoffentlich auch.
„Halt dein Maul, Asher. Du hast doch keine Ahnung.“ Ich spuckte ihm vor die Füße. Mir war schlecht und ich zitterte. Keine Ahnung hatte er, absolut keine Ahnung.
Ich hob noch einmal die Faust.



Gabriel lächelte mir zu und ich hob kurz die Mundwinkel, um zu zeigen, dass ich ihn bemerkt hatte. Ich kam recht gut mit ihm aus, er war sympathisch und freundlich, selbst mir gegenüber.
„Wir sollten wohl wirklich zu den Ruinen gehen und ihn dort suchen…“, sagte er.
Wieder ein Blick zu den Ruinen. Der Kleine war sicher nicht der einzige dort, für gewöhnlich tummelten sich an solchen Orten neben Verirrten noch Paare, die sich, vom Alkohol angespornt, eine freudige Nacht an einem stillen Plätzchen machen wollten. Zumindest war das auf den normalen Festen so, die ich leidiger Weise kannte. Das sollte man dem Kind ersparen, ganz abgesehen davon natürlich, dass Ruinen immer eine gewisse Unsicherheit bedeuteten. Nässe und Dunkelheit sorgten dafür, dass man schnell Orientierung oder Bewusstsein verlor.
„Eventuell wäre es klug, von mehreren Seiten zu suchen“, schlug ich vorsichtig vor. Meine Angewohnheit, Befehle zu erteilen, war bei den Azallen schlicht weg fehl am Platz. Hier hatte ich keine hohe Stellung, hier war ich froh, wenn man mir freundlich gesinnt war. Allerdings wollte ich nicht sinnlos durch Höhlen streifen, für ein Kind, das sich einen schlechten Scherz erlaubt hatte.
Ich fragte mich, ob es jetzt in meiner Verantwortung lag, mit zu suchen. Eigentlich hatte ich nicht sonderlich viel Interesse daran. Gabriel hatte eine Begleiterin bei sich, die ihm helfen konnte und wenn Kilian Bescheid wusste, hatte er sich auch bereits auf die Suche gemacht. Andererseits bot dieses Fest nur wenige Annehmlichkeiten und ich war ohnehin nur erschienen, um mich irgendwo nützlich zu machen. Jeremy war eine willkommene Überraschung gewesen, die mich tatsächlich freute. Allerdings war er inzwischen sicherlich damit beschäftigt, Becherböden zu erkunden.

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#33

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 22.09.2017 17:16
von Eriana • Grünschnabel | 15 Beiträge



Eder blieb freundlicherweise stehen und gab uns bereitwillig Auskunft. Ich blickte mich um, konnte Jeremy aber nirgends entdecken, sodass ich mich wieder auf die anderen beiden konzentrierte. Gabriel stimmte derweil zu, in den Ruinen mit der Suche nach dem kleinen Lümmel anzufangen. Ich nickte bestimmt, als ich das hörte. Eder kommentierte das mit einem versteckten Vorschlag, sich aufzuteilen. Ich blickte neugierig zu ihr. Bedeutete das, dass sie helfen wollte?
„Du hast wohl Recht“, stimmte ich ihr mit einem besorgten Stirnrunzeln zu. „Killian und Enngelin sind ebenfalls auf der Suche nach ihm, aber wir haben uns nicht besonders gut abgesprochen.“ Ich seufzte. Weil Killian einfach davon gerannt war, um sein eigenes Ding durchzuziehen, aber das musste ich ja der jungen Frau vor mir nicht an den Kopf werfen. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich hier schon unwohl genug fühlte. Ich blickte zu Gabriel hinüber, der irgendwie nachdenklich und bedrückt wirkte und immer noch seinen Bierkrug in der Hand hielt.
Ich selbst hatte mein Apfelsaftbecher abgegeben und wünschte mir nun selber ein Bier. Dieser Junge machte mich noch verrückt. Hoffentlich war ihm nichts passiert. „Wie wollen wir uns aufteilen?“, fragte ich die anderen beiden und konzentrierte meine Gedanken wieder auf die Suche. „Eder, wie gut kennst du dich hier aus? Möchtest du überhaupt helfen? Und wenn ja, möchtest du einen von uns begleiten oder lieber auf eigene Faust nach Luca suchen?“
Ich hielt inne als mir auffiel, dass ich ein wenig zu auffordernd war. „Du musst nicht helfen. Dieser Abend ist für uns alle, um ein wenig Spaß zu haben und das Luca fort ist, ist mein Fehler.“ Ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln. „Wenn du dich lieber amüsieren möchtest, kann ich das sehr gut verstehen. Wirklich. Musst nur was sagen.“ Ich blickte mich zu Gabriel um. „Das gilt natürlich auch für dich. Nicht das ihr euch gezwungen seht, mir zu helfen, ja? Sagt Bescheid.“

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#34

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 04.10.2017 22:09
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge



Ich war noch im Begriff meine wirren Überlegungen zu sortieren, als mich unerwartet etwas am Hinterkopf traf. Irritiert fasste ich mit meiner freien Hand an die Stelle und wandte mich dabei um. Der Pfiff, der folgte, lenkte mein Augenmerk auf ein junges Ding, welches auf einer der Mauern thronte und mich sichtlich amüsiert, mit den Beinen herumbaumelnd betrachtete. Meine Miene verfinsterte sich zunehmend, während sie zwei dumme Fragen hintereinander stellte und mit dem Klang ihrer Stimme meinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge half. War das nicht das Weibsbild, wegen dem mich eine Horde Soldaten durch die halbe Stadt gejagt hatte? "Außenstehende haben hier nichts verloren. Zieh Leine!", rief ich der kleinen Unruhestifterin entgegen, ehe ich Schwung nahm und ihr meinen vollen Bierkrug entgegenschleuderte. Dem Behälter würde sie womöglich ausweichen können. Das umherspitzende Bier würde sie aber wohl kaum verfehlen können. Keine angemessene Rache für das, was sie angestellt hatte. Aber irgendwo musste man ja anfangen.

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#35

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 15.10.2017 22:35
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge



Sichtlich amüsiert verfolgte ich, wie der junge Mann mich und somit den Ursprung des kleinen Attentats auf ihn zur Kenntnis nahm. Wie nicht ganz unerwartet, wusste er jedoch die Ablenkung aus seinem Trott nicht zu schätzen, was -zugegebenermaßen- auch an den Umständen unserer ersten Begegnung liegen könnte. Vielleicht war er auch einfach nur spießig.
Dieser Verdacht hielt allerdings nicht lange aufrecht. Ein Miesepeter war er dennoch, was er gleich in doppelter Ausführung bestätigte. Zum einen durch seine mürrische Aufforderung die Feier frühzeitig zu verlassen; zum anderen durch den Bierkrug, dem ich nur knapp entkommen konnte und dessen Inhalt sich auf mir und der nahen Umgebung verteilte. Unter anderen Umständen wäre ich vielleicht weniger begeistert von seiner Reaktion gewesen, so hingegen kam ich mit einem breiten Grinsen wieder in meine Ausgangsposition und betrachtete den pikierten Azallen gelassen. "Da ist aber jemand nachtragend", bemerkte ich und strich mir den Überbleibsel seines Angriffs schmunzelnd von der Wange, ohne den Dunkelhaarigen dabei aus den Augen zu lassen. "Dabei heißt es immer ihr Azallen würdet nur für den Moment leben."





Aufmerksam suchten meine Augen in der Dunkelheit nach dem geflüchteten Nager, als ich bereits wenige Augenblicke später hinter mir verdächtige Laute ausmachen konnte. Es war nicht schwer zu erraten, wer mir in die Ruinen hinein gefolgt war, weshalb ich kurz genervt aufseufzte, ehe ich mich zu dem Störenfried umwandte, der seinem Unmut nicht mit Worten allein freien Lauf lassen wollte. Reflexartig wich ich also seinem Schlag aus, der mich nur knapp verfehlte und bemerkte zeitgleich aus den Augenwinkeln einen weiteren Schatten, der mich unachtsam werden ließ. Noch ehe ich ausmachen konnte von was ich mich hatte ablenken lassen, krachte Finns Faust gegen meinen Kiefer, gefolgt von einer wütenden Schimpftirade, die mir nur zu deutlich machte, dass ich mit meiner Aussage einen wunden Punkt getroffen hatte und entgegen seiner Behauptung genau wusste, warum der Azalle sich so aufführte. Doch anstelle von Mitleid regte sich nun mein eigener Zorn über dessen Verhalten und während ich mir über das schmerzende Kinn strich, machte sich Finn zu einem weiteren Angriff bereit. Doch dieses Mal lag meine ganze Aufmerksamkeit auf dem Mann, dessen Zustand es mir noch leichter machte ihn zu überwältigen. Den Unterarm gegen seinen Kehlkopf gedrückt, presste ich den liebeskranken Jungen gegen die steinerne Wand in seinem Rücken und zwang ihn dadurch mich direkt ansehen zu müssen. "Beruhige dich", knurrte ich ihm entgegen und war für einen Moment selbst überrascht, dass ich trotz der Umstände noch ein gewisses Maß an Kontrolle behalten konnte.


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zuletzt bearbeitet 15.10.2017 22:38 | nach oben springen

#36

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 29.10.2017 21:31
von Arrabella • Team Zyr | 78 Beiträge



„Vielleicht hätten wir ihn damals schon nach Cerandil bringen sollen“, sagte Kilian, doch ich schüttelte daraufhin vehement meinen Kopf. „Luca hat seine einzige Familie verloren, wo hätten wir ihn hinbringen sollen? Er gehört hierher, Kilian. Er gehört zu uns, glaub mir das…“, erwiderte ich. Zweifellos war das hier der richtige Ort für Luca. Ich wusste das einfach aus meinem Innersten heraus, der Junge gehörte hierher und nicht in das Dorf. Er wäre uns dort sowieso nicht geblieben, vermutlich wäre er wieder in den Wald gelaufen, in der Hoffnung wieder auf uns zu stoßen.
Ich folgte Kilian, als er sein Vorhaben fortsetzte und Rodrick ablöste. „Hier werden wir ihn zumindest sehen, sollte er den anderen entwischen.“ Ich stimmte Kilian mit einem Nicken zu und sah mich um. Hier war es ein wenig ruhiger und ich genoss die Stille ein wenig. Natürlich machte mir die Feier Spaß – keine Frage – aber ich war auch froh, wenn ich nicht ständig im Getümmel stehen musste.
„Wie kommst du eigentlich mit deiner neuen Rolle hier bei den Azallen klar? Wir haben noch nie wirklich darüber gesprochen…“, sagte ich. Zum einen wollte ich einen Themenwechsel herbeiführen, weil ich nicht ständig an Luca denken wollte. Das würde meine Sorge nur noch mehr verstärken. Und zum anderen wollte ich wirklich wissen, wie es Kilian erging. Bisher hatte ich noch nie die Gelegenheit gehabt, ihn direkt zu fragen. Natürlich war er in meinen Augen ein guter Anführer, aber es musste manchmal doch schwer für ihn sein.




„Eventuell wäre es klug, von mehreren Seiten zu suchen.“, kam als Reaktion von Eder und Serena und ich stimmten ihr beide zu. Natürlich wäre es schlau, sich aufzuteilen. Die Ruinen konnte man nicht gerade als klein bezeichnen und wenn Luca wirklich dort war, dann könnte es eine Weile dauern, bis wir ihn fanden.
Serena sagte plötzlich, dass Eder und ich ihr nicht helfen musste, ihn zu suchen. Was war denn in sie gefahren? Wieso sollten wir das nicht tun? „Ich mach das gerne, solang ich mich von der Feierlichkeit hier drücken kann“, erwiderte ich grinsend. Aber das war nicht der einzige Grund, zumindest nicht mehr. Ich fühlte mich auch ein wenig verantwortlich dafür, dass Luca verschwunden war. Natürlich hatte ich nicht damit rechnen können, dass wir ihn wirklich nicht wiederfinden. Ich war einfach davon ausgegangen, dass er einen kleinen Blick auf das Fest hier werfen wollte, was ich ihm nicht verübeln konnte. Aber jetzt kam zugegebenermaßen ein wenig Sorge auf. Und ich verspürte so etwas wie Schuld. Aber dann musste ich über meine eigenen Gedanken grinsen. Ich konnte ja nichts dafür, wieso sollte ich mich schuldig fühlen? Er war Serena entwischt und ich hatte ihn nur kurz gesehen. Eder hatte ihn doch auch bemerkt, da war ja nichts dabei.
Mit einem großen Schluck trank ich mein Bier aus und stellte den nun leeren Bierkrug zur Seite.
„Dann lasst uns loslegen, oder?“, sagte ich und ging in Richtung Ruinen.

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#37

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 09.11.2017 15:26
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge





Ein Teil von mir wusste natürlich, dass Enngelins Worte zutreffend waren. Luca gehörte zu unserer Familie und somit war sein Platz an unserer Seite. Dennoch war es unverantwortlich gewesen einem Kind willentlich dieser Gefahr auszusetzen, in der jeder von uns seit König Eochaids Ernennung schwebte. Deshalb ließ ich lediglich ein leises Brummen vernehmen und nahm stattdessen ihren abrupten Themenwechsel dankbar auf. "Ich hatte keine große Wahl, oder?", entgegnete ich mit einem gequälten Lächeln, während mein Blick kurz an der Frau vor mir hängen blieb. Schnell richtete ich meine Aufmerksamkeit jedoch wieder auf einen wahlosen Punkt in der Ferne, ehe meinen Lippen ein kaum hörbares Seufzen entrang. "Geschadet hat mir die Verantwortung nicht. Du weißt selbst, dass ich eine Weile recht...ungehalten war." Dieses Mal zierte ein schiefes Grinsen meine Züge und erneut blickte ich zu der Azalle, die sich wie so oft zu viele Gedanken um das Wohl anderer Leute machte. "Nichts, was dir Sorgen bereiten müsste", fügte ich also beruhigend hinzu und musterte sie einige Augenblicke gedankenverloren, ehe ich erneut das Wort erhob. "Du scheinst dich hingegen gut eingelebt zu haben. Tut mir leid, dass unser letztes Training so lange her ist. Ich machs wieder gut, versprochen."


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zuletzt bearbeitet 09.11.2017 15:27 | nach oben springen

#38

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 14.11.2017 00:43
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge



Mit nicht zu leugnender Genugtuung verfolgte ich das aufschreckende Fräulein, welches sich der Raffinesse meines Angriffs nicht in voller Gänze entziehen konnte und zwangsläufig Kontakt mit dem Inhalt des Bierkruges machte. Trotz des Angriffs zeigte sie sich jedoch überraschend gelassen, als sie kurz darauf bereits ihre vorige Ausgansposition einnahm und mir grinsend vorwarf nachtragend zu sein. Hörte sich die Dunkelhaarige eigentlich selbst zu? Meine Stirn legte sich zunehmend in Falten, während sie sich unberührt über die Wange strich und anschließend dazu überging ihre Missbilligung über meine Reaktion auszudrücken. „Und das bedeutet, dass wir uns alles gefallen lassen sollen? Was weißt du schon über uns?“ Meine Frage augenblicklich bereuend schüttelte ich mit dem Kopf und wandte mich von dem Störenfried ab, selbst wenn der Umstand, dass eine Fremde uns entdeckt hatte, nicht sonderlich gefallen wollte. Waren die Wachen, die Kilian aufgestellt hatte wirklich so unaufmerksam? Oder hatte sie eine Berechtigung hier zu sein, die sich meiner eigenen Logik entzog? „Geh nach Hause. Hier hast du nichts verloren.“, wiederholte ich also lauter, um sicherzugehen, dass sie es auch hörte, ehe ich mich von der Stelle entfernte, um nicht in Versuchung zu geraten die Dame mit gezücktem Schwert quer durch den Wald zu jagen, um ihr zu zeigen, wie nervenaufreibend so etwas sein konnte.





Unzufrieden über meine verspätete Entscheidung konnte ich nur zusehen, wie das Übel seinen Lauf nahm. Das erste Anzeichen dafür, dass meine Befürchtungen sich bestätigen konnten, war die Tatsache, dass Finn kurzfristig seinen Kurs geändert hatte, um Asher tiefer in die Ruinen zu folgen. Hoffentlich würde dieser Zwischenfall nicht in einer Auseinandersetzung enden? Ich erreichte die beiden in dem Moment, als Finn einen Treffer landete, was dazu führte, dass ich abrupt stehenblieb und in meinen Bewegungen verharrte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, weil ich wusste, wozu ein gereizter, nicht ganz zurechnungsfähiger Finn in der Lage war. Und damit meinte ich nicht seine körperliche Stärke. Das Problem lag in seiner Fähigkeit, die er bis heute nicht gänzlich unter Kontrolle hatte. Ich unterdrückte einen leisen Aufschrei, als Asher den Betrunkenen daraufhin gegen die nächstbeste Wand drückte und versuchte ihn mit Worten zur Ruhe zu bringen. Um die Lage nicht weiter zuzuspitzen, sah ich davon ab meine Stimme zu erheben oder mich den beiden zu nähern. Da Asher die Situation unter Kontrolle zu haben schien, sah ich auch keinen Grund, um einzuschreiten. Stattdessen löste ich meine Augen von den Streithähnen und blickte mich nach Bran um, der hier irgendwo sein musste.

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#39

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 18.11.2017 14:18
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge



Die beiden stimmten mir zu und Serena teilte mir mit, dass Kilian und Enngelin ebenfalls nach dem Jungen suchten, worüber sie wenig begeistert schien. Ich fragte nicht nach.
Sie fragte, ob wir uns aufteilen sollten, wie gut ich mich auskannte und schob dann nach, dass ich nicht helfen musste. Sie sagte, es sei ihr Fehler, dass Luca weg sei.
Ein wenig tat sie mir leid; auf so einen kleinen Bengel aufzupassen hätte mir den letzten Rest geraubt – es war schon nervig gewesen, auf den Prinzen achtzugeben und der war nach Alter erwachsen gewesen... Außerdem hätte ich vermutlich ein schlechtes Gewissen bekommen, hätte ich sie abgewiesen. Amüsant war die Feier nicht wirklich und mit einer Aufgabe fühlte es sich nicht mehr so schlimm an, daran teilzunehmen.
Gabriel schien sich ebenfalls dafür zu entschließen, denn er stellte seinen Bierkrug ab und und sagte: „Dann lasst uns loslegen, oder?“
„In Ordnung. Ich denke, ich gehe ein Stück um die Ruinen herum und suche von da, falls er weiter hinein gelaufen ist.“
Hoffentlich verirrte ich mich nicht. Die Ruinen waren kein Ort, an dem ich die Nacht verbringen wollte oder konnte. Morgen hatte ich im Schloss zu sein.
„Bis später.“
Mit straffem Schritt überholte ich Gabriel und machte mich daran, einen Bogen um den besonders verschütteten Teil zu nehmen.

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#40

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 05.12.2017 15:27
von Eriana • Grünschnabel | 15 Beiträge



Gabriel versicherte mir, dass er gerne half, trank sein Bier aus und erklärte sich selbst als aufbruchbereit. Eder wiederrum ließ sogleich Taten folgen und verließ uns forschen Schrittes, um einmal um die Ruine herum zu gehen. Erleichtert über die Unterstützung, nickte ich Gabriel zu und warf ihm ein schnelles Lächeln zu. „In diesem Fall werde ich auf der rechten Seite der Ruinen anfangen zu suchen. Wir werden uns dann wohl in der Mitte treffen, hoffe ich.“
Ich betrat die Ruinen mit einem unguten Gefühl, so als würde mich eine Vorwarnung heimsuchen. Ich schob es auf meine Sorge um Luca. Hoffentlich war dem Bengel nichts passiert. Hier in den Ruinen war es gefährlich, vor allem in den Schatten. Ich hoffte sehr, dass Luca nicht so übermutig war, in eines der alten Gebäude einzudringen und in eine Spalte zu fallen. In der Dunkelheit, die hier herrschte, wusste man nie genau, wohin man treten konnte. Langsam arbeitete ich mich zum rechten Rand der Ruine vor und sah mich aufmerksam an. Wenn er hier mit uns verstecken spielte, würde es sehr, sehr lange dauern, bis wir ihn wiederfanden.
„Luca?“, rief ich daher halblaut in den Schatten. „Bist du hier irgendwo? Ich bin dir nicht böse. Bitte antworte mir, wenn du mich hörst! Wir machen uns Sorgen um dich!“
Nichts als Stille antwortete mir. Entweder glaubte er mir nicht und ich hatte ihn nun vorgewarnt oder er war nicht hier. Ich hoffte inständig, dass es letzteres war. Langsam arbeitete ich mich wieder zur Mitte vor, wobei ich mich aufmerksam umsah und immer wieder Lucas Namen rief. Aber ich bekam einfach keine Antwort von ihm. War ihm wohlmöglich etwas passiert?
Immer tiefer drang ich in die Ruine vor um dann überrascht inne zu halten, als ich jemanden im Schatten stehen sah. Einen Moment lang packte mich die Panik – nicht schon wieder ein Angriff – aber dann erkannte ich Annie. Mit einem erleichterten Seufzer setzte ich mich wieder in Bewegung und holte zu ihr auf. „Nicht erschrecken, ich bin‘s. Was machst du denn hier? Hast du Luca gesehen? Ich suche ihn und-“ Ich hielt inne als ich sah, was sich vor uns abspielte. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Hier war ich und machte mir verzweifelt Sorgen um einen kleinen Jungen, und die beiden hatten nichts Besseres zu tun als sich zu Prügeln!
Mit einem Stirnrunzeln blickte ich von Finn zu Asher und wieder zurück, bevor ich meine Stimme hob: „Was soll der Unsinn? Könnt ihr eure Probleme nicht mit Worten klären wie andere Erwachsene auch? Wenn Aneela euch sehen könnte… Sie wäre maßlos enttäuscht von euch.“ Kopfschüttelnd stemmte ich die Hände auf die Hüften und blickte die beiden Streithähne mitleidig an, bevor mir klar wurde, dass ich mir Aneela‘s Namen vielleicht besser verkniffen hätte.

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#41

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 16.12.2017 16:36
von Arrabella • Team Zyr | 78 Beiträge



„Ich hatte keine große Wahl, oder?“, sagte Kilian und sein Gesichtsausdruck wirkte leicht gequält. Ich überlegte kurz. Es stand von Anfang an fest, dass Kilian die Anführerrolle übernehmen würde. Damals hatte sich wohl kaum jemand darüber Gedanken gemacht, wie er dazu stand. Natürlich hätte er ablehnen können, aber das wäre vermutlich nicht so einfach gewesen.
„Nichts, was dir Sorgen bereiten müsste“, sagte Kilian danach und ich lächelte leicht. Eigentlich machte ich mir gerade wegen eines kleines Jungen mehr Sorgen, aber ich sprach meine Gedanken nicht laut aus.
„Du scheinst dich hingegen gut eingelebt zu haben. Tut mir leid, dass unser letztes Training so lange her ist. Ich mach's wieder gut, versprochen.“
„Das will ich ja auch hoffen. Man könnte meinen, dass du auf mich total vergessen hast.“, sagte ich lachend. Mir machte das Training mit Kilian wirklich Spaß und ich hatte das Gefühl, dass es mich stärker machte.
„Ja, ich fühle mich hier wirklich wohl. Ich bin froh, dass wir uns kennen gelernt haben. Ohne dich und den anderen wäre ich vermutlich noch immer alleine in meiner Waldhütte. Ich habe das Gefühl, dass ich hier etwas mit meinen Fähigkeiten bewirken kann. Dass ich mich auch nicht verstecken muss, sondern dass ich hier einfach „ich“ sein kann.“, sagte ich. „Und natürlich bin ich dankbar, dass Gabriel auch hier sein darf.“, fügte ich hinzu und musste dabei leicht grinsen. Er war wirklich ein guter Mensch, aber man konnte ihn zeitweise nur schwer in Zaun halten.




Eder und Serena machten sich auf den Weg Richtung Ruinen. Als sie außer Reichweite waren sagte ich leise zu mir selbst: „Da hast du dir ja schön ein Eigengrab geschaufelt.“ Ich seufzte kurz und machte mich dann auch auf den Weg. Es half ja schließlich nichts, wir mussten den Kleinen finden. Als ich knapp vor den Ruinen stand, verzog ich angewidert das Gesicht. Es gab so viele tolle Orte hier und Luca musste sich gerade den hier aussuchen. Hätte er sich nicht heimlich Alkohol beschaffen können oder sowas? Das wäre mir tausend Mal lieber gewesen als in diesen dämlichen Ruinen nach dem kleinen Geschöpf Ausschau zu halten. Ich überlegte kurz, ob ich vielleicht nur außen herum gehen sollte, denn ich hatte weder Lust meinen Kopf einzuziehen noch auf allen Vieren herumzukrabbeln um Luca zu finden.
"Luca", sagte ich fragend, doch wie nicht anders zu erwarten, bekam ich keine Antwort. Ich konnte nicht fassen, dass ich mich dazu bereit erklärt hatte, das hier zu machen. Noch einmal stieß ich einen lauten Seufzter aus, ehe ich die Ruinen betrat.

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#42

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 03.01.2018 23:55
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge



Asher drückte mich gegen die Steinwand, sein Arm unter meinem Kinn. Kurz schnappte ich nach Luft.
„Beruhige dich.“ Ashers Stimme war ein Knurren wie von einem Wolf. Ich konnte ihn nur schemenhaft anschauen, mein Blick war verschwommen. Aus dem Augenwinkel sah ich noch jemand anderen. Unter meinen Händen rauer Stein. Ich brachte es fertig, meinen Kopf ein Stück zu drehen. Es war Annie, die dort stand, ohne Notiz von uns zu nehmen.
Angestrengt stieß ich ihn von mir weg. Allerdings war sie schnell wieder weg und ich blinzelte. Vielleicht hatte ich sie mir noch eingebildet? Dann war wieder jemand da, aber nicht Annie. Vielleicht war sie das eben gar nicht gewesen? Jetzt jedenfalls… kam Serena auf uns zu. Sie fing an, von Luca zu reden, stoppte aber mitten im Satz.
„Was soll der Unsinn? Könnt ihr eure Probleme nicht mit Worten klären wie andere Erwachsene auch? Wenn Aneela euch sehen könnte… Sie wäre maßlos enttäuscht von euch.“
Ich sah Serena an, sie der Fokus entglitt mir und dann sah ich sie wieder scharf. Es fühlte sich an, als hätte sie den Boden unter meinen Füßen geraubt, als würde ich fallen. Mir war schwindelig. Ich fasste sie an der Schulter. Wut flammte in mir auf.
„Du hast doch… keine Ahnung von Aneela!“, zischte ich undeutlich. Dann wurde ich lauter, schubste sie von mir. „Ihr alle habt keine Ahnung von ihr! Und es ist eure Schuld, dass sie… dass sie weg ist!“ Ich fuhr zu Asher, verlor beinahe den Halt, schubste ihn von mir.
„ANEELA IST WEG!“, schrie ich ihn an. „UND ES IST EURE SCHULD, ALLEIN EURE, DASS SIE MICH ALLEIN GELASSEN HAT!“
Ich verlor den Halt unter meinen Füßen, alles schien zu wackeln, wie ein Erdbeben, und ich fiel zu Boden und schrie meine Wut und meinen Schmerz hinaus, während sich die Decke löste. Stein bröckelte und löste sich, knallte um mich zu Boden.
Dann Schwärze.

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#43

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 05.01.2018 17:07
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge




Meine Worte blieben wirkungslos. Finn, gequält von dem Verlust seiner ersten Liebe, war für niemanden mehr zugänglich. Die einzige Person, die dazu noch in der Lage gewesen wäre, war meilenweit entfernt und der Grund, warum er seinen Kummer überhaupt im Alkohol ertränkt hatte.
Jetzt überwog die Wut. Hände prallten gegen meinen Brustkorb, ließen mich leicht zurücktaumeln, während ich realisiert hatte, dass wir nicht mehr alleine waren. Annie und Serena, deren Auftauchen die heikle Lage noch zusätzlich erschwerte. Von Bran hingegen fehlte weiterhin jede Spur und leise fluchend, versuchte ich meine Möglichkeiten abzuwägen. Meine Gedankengänge wurden jedoch jäh unterbrochen, als ich aus den Augenwinkeln sah, wie der Azalle auf Serena zustürmte, während seine Stimme laut von den Wänden widerhallte und dabei Behauptungen verlauten ließ, die seinen unberechenbaren Zustand weiter unterstreichten. Bevor ich die zwei jedoch erreichen konnte, schubste der junge Mann die Heilerin von sich, ehe er kopflos erneut gegen mich prallte. Seine Stimme wurde lauter, der Boden unter uns begann zu wackeln und aus einem Reflex heraus, umgriff ich die Oberarme beider Frauen und drückte sie grob unter einen der Steinbögen, die dem Erdbeben hoffentlich standhalten würden. Als ich jedoch einen Blick zurück zu dem Verursacher warf, stellte ich erneut fluchend fest, dass dieser nicht so viel Glück gehabt hatte. Und auch wenn ein Teil von mir froh war, dass dem nervtötenden Jungen Einhalt geboten worden war, löste ich mich missmutig von den beiden Damen und eilte zu dem verletzten Mann, während das Nachbeben weitere Teile der Ruine zum Einsturz brachte. "Ich schwöre dir, wenn jemandem was passiert, bringe ich dich um", knurrte ich dem bewusstlosen Bündel zu, warf ihn mir über die Schulter und schaffte ihn so schnell es mir möglich war zu den verbleibenden Anwesenden. Kurz bevor ich mein Ziel jedoch erreichte, durchzuckte mich ein stechender Schmerz an der Schläfe. Mit einem Knurren bugsierte ich Finn recht unsanft zu den Füßen der beiden jungen Brünetten und wischte mir über die blutige Stirn, während ich mich atemlos aufrichtete und abwechselnd in ihre Gesichter starrte. "Geht es euch gut?", presste ich zwischen zwei schweren Atemstößen hervor und widerstand dabei dem Drang dem reglosen Körper neben mir einen Tritt zu verpassen. "Bleibt hier", war das nächste, was ich hervorbrachte, ehe ich meine Finger kurz an Finns Kopf legte. Für den Fall, dass er schnell wieder zu Bewusstsein gelangen würde, war eine imaginäre Aneela zur Beruhigung vermutlich nicht die schlechteste Idee. "Ich muss Bran finden."










Mit einem warmherzigen Lächeln, lauschte ich den Worten der jungen Azalle, deren Gesicht sich bei ihrer Erzählung zusehends erhellte. Ich war froh, dass sie sich trotz der Strapazen der vergangenen Monate bei uns heimisch fühlte. Um ehrlich zu sein, konnte ich mir das Lager auch nicht mehr ohne sie vorstellen, auch wenn ich diesen Gedanken lieber für mich behielt, während sie nun Gabriel zur Sprache brachte. "Ihr gehört zur Familie", erwiderte ich deshalb selbstverständlich. "Ihr habt beide viel für uns getan, deshalb gibt es keinen Grund sich zu bedanken", fügte ich immer noch lächelnd hinzu und verlagerte dabei mein Gewicht von dem linken auf das rechte Bein. Doch lange konnte ich nicht in dieser gemütlichen Position verweilen. Zuerst nahm ich die leichten Erschütterungen nur vage wahr. Führte sie auf die eigenen Empfindungen zurück, die Enngelin in mir hervorrief. Doch spätestens, als ich die Überraschung im Gesicht der Frau vor mir erkannte, richtete ich mich alarmiert auf. Das Beben unter unseren Füßen wurde stärker. Die ersten erschrockenen Schreie hallten zu uns herüber, gefolgt von Geräuschen, die meinen Magen schmerzhaft verkrampfen ließen. Automatisch huschte mein Blick zu dem Mädchen an meiner Seite, ehe ich sie vorsichtshalber einige Meter weiterschob und dabei eindringlich ihren Blick suchte. "Warte hier bitte", raunte ich leise, ehe ich mich noch etwas widerwillig von ihr löste und geradewegs auf den Eingang der Ruinen zusteuerte, aus der die Azallen gerade strömten, um sich in Sicherheit zu bringen. Immer wieder stieß ich mit jemandem zusammen, was das Vorankommen erschwerte und als sich das Ausmaß der Katastrophe vor mir erstreckte, hatte das Erdbeben bereits nachgelassen. Wie erstarrt blickte ich auf die Überreste der Ruine. Den verschütteten Eingang. Für einige Sekunden herrschte in meinem Kopf eine bleierne Leere. Dann wurde meine Aufmerksamkeit auf eine Person gezogen, die fluchend zwischen einigen Trümmern hervorgekrochen kam. Ich kannte das Mädchen flüchtig. Eine von Aneelas Verbindungsleuten zur Stadt. Dennoch überraschte mich ihr Anblick. "Bei euch wird es wirklich nie langweilig, oder", murrte Arya, während sie sich den Staub von den Klamotten klopfte. Offenbar war sie nicht weiter verletzt, weshalb ich meine Augen wieder auf die Ruine richtete. "Asher ist vorhin dort rein", hörte ich unerwartet ihre Stimme erneut und dieses Mal deutete sich eine gewisse Sorge in ihrer Tonlage an. Und auch mein Atem stockte, als ich mich daran erinnerte, wer in seiner Begleitung gewesen war.



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Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3
zuletzt bearbeitet 05.01.2018 22:32 | nach oben springen

#44

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 06.01.2018 12:19
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge



Zu meiner Erleichterung sparte sich das vorlaute Gör weitere Erwiderungen. Vielleicht bekam ich diese auch einfach nicht mehr mit, während ich mir meinen Weg durch die Feiernden bahnte, ohne genau zu wissen, was ich eigentlich beabsichtigte. Ich hatte eigentlich nicht geglaubt, dass der Abend schlimmer werden konnte. Doch als ich unerwartet spürte, wie der Boden unter uns vibrierte, ein Beben, welches viel zu schnell an Intensität zunahm, verfluchte ich meinen eigenen Leichtsinn. Stöhnend blickte ich mich nach allen Seiten um, als die ersten Gesteinsbrocken bereits vor unsere Füße rollten und die Ruinen um uns herum zum Einstürzen brachten. Augenblicklich brach Panik aus. Nur mit Mühe schaffte ich es nicht von der flüchtenden Masse totgetrampelt zu werden, die nur auf ihr eigenes Wohl bedacht war. „Egoistisches Pack.“, stieß ich wütend hervor, während meine Unruhe allmählich anstieg. Denn entgegen meiner Bemühungen konnte ich meine Schwester nirgends erblicken. Ausgerechnet jetzt musste ich die nervtötende Stimme von vorhin hören. Anfangs blendete ich ihre Worte aus. Doch dann sagte sie etwas, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Asher hatte zuvor die Ruinen betreten? Die lähmende Vorahnung hielt nicht lange an. Mit einem gequälten Laut bewegte ich mich auf den Trümmerhaufen zu und begann hektisch den Schutt und die kleineren Steine beiseite zu schaffen, um einen Zugang zum unterirdischen Gewölbe zu finden. Die Geschehnisse um mich herum nahm ich nicht mehr wirklich wahr.





Wo konnte sich dieser kleine Nager bloß versteckt haben? Noch während ich vergeblich nach dem entflohenen Tier Ausschau hielt, hörte ich unerwartet Schritte, die sich uns hastig näherten. Noch während ich den Kopf alarmiert in betreffende Richtung drehte, hörte ich bereits Serenas vertraute Stimme, die mich geradezu mit Fragen überhäufte. Offenbar war sie auf der Suche nach dem kleinen Luca? Noch ehe ich ihre Worte ganz verarbeitet hatte, wurde die Heilerin auf die beiden Männer einige Meter weiter aufmerksam. Ich öffnete gerade den Mund zu einer Erwiderung, als sie Asher und Finn bereits vorwurfsvolle Worte zukommen ließ. Zu spät erkannte die Dunkelhaarige ihren Fehler. Dann war es bereits zu spät. „Oh nein...“ Als ich spürte, wie die Erde unter uns sich bewegte, wusste ich, dass Finn ein weiteres Mal die Kontrolle über sein Element verloren hatte. Wutentbrannt schlug der Betrunkene um sich. Sein verzweifelter Schrei hallte noch in meinen Ohren nach, als es wieder still um uns herum wurde. Geistesgegenwärtig hatte Asher gehandelt und mich und Serena in Sicherheit gebracht, ehe einer der herabfallenden Steine uns ernsthaften Schaden zugefügt hatte. Finn konnte jedoch nicht von so viel Glück sprechen. Mit gemischten Gefühlen verfolgte ich, wie Asher den Bewusstlosen vom Boden hievte und zu unseren Füßen bugsierte. Erst jetzt fielen mir die dunklen Spuren auf dem Gesicht unseres Retters auf. Atemlos wollte er wissen, ob es uns gut ging. Sein eindringlicher Blick bewirkte, dass mein Magen sich unangenehm zusammenzog. „Alles gut... dank dir.“, erwiderte ich zögerlich, als der Azalle uns bereits auftrug hier zu bleiben, während er nach Bran suchte. Meinte er das wirklich ernst? „Ich komme mit!“, entwich mir augenblicklich. „Zwei Augenpaare sehen besser, als eins. Es wäre gefährlich alleine durch die Ruinen zu wandern. Außerdem müssen wir einen Ausgang finden.“, erklärte ich daraufhin, während ich mich bereits in Bewegung setzte, um meine Entschlossenheit zu verdeutlichen. Asher konnte mir nicht vorschreiben, was ich zu tun hatte. Außerdem besorgte mich seine Verletzung. „Na komm.“

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#45

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 08.01.2018 19:48
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge



Die Ruhe des Waldes tat mir nach dem lauten Fest gut und ich erlaubte es mir, mich etwas zu entspannen, während ich weitere Eingänge in die Ruine suchte, die groß genug waren, um hindurch zu klettern. Der Wind brachte die Blätter leise zum Rauschen.
Allerdings war ich noch nicht lange unterwegs, als ich alarmiert stehen blieb. Der Boden unter meinen Füßen vibrierte. Es schien aus der Ruine zu kommen und wurde so stark, dass es die Mauern erbeben ließ. Nur mein schnell schlagendes Herz übertönte den Lärm.
Ich machte kehrt, lief zum Festgelände zurück. Massen strömten hinaus, Panik verbreitete sich, die wie ein Funke überzuspringen schien.
Ich hielt Ausschau nach bekannten Gesichtern und lief entgegen aller Vernunft den Fliehenden entgegen, suchte mir Lücken und kam so schließlich zurück aufs Festgelände, das nun wie leer gefegt war. Dort war Kilian, etwas weiter vorne lief Jeremy auf die Ruinen zu.
Inzwischen war das Beben vorbei, doch der Eingang der Ruinen war von Geröll versperrt. Dabei hatte ich noch nie davon gehört, dass es hier Erdbeben gab.
„Braucht ihr Hilfe?“, wandte ich mich ernst an Kilian, der inzwischen die Verantwortung der Azallen auf seinen Schultern trug. Dann drehte ich mich in die Richtung von Jeremy. Einzelne Steine wegzurollen half nichts, es würde ewig dauern, bis er ein Ergebnis erzielte, solange er allein war. Aber ich fürchtete, dass Serena dort drin war. Und wie es mit dem Kind aussah, wusste ich nicht genau, vielleicht war es ebenfalls dort.

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