#1

Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 21.07.2017 01:34
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge

~Cerandíl~


Im mittelalterlichen Cerandíl lebt Reich und Arm Seite an Seite, umringt von allerlei Magischem, stört sich der König Cerandíls nur an den Azallen*, die von ihm getrieben, versteckt und unerkannt zwischen ihnen leben. Er hält sie für ein sündenhaftes Volk, getrieben von seinem Hass gegen sie, will er nur eins, sie endlich ein für alle Mal vernichten.





Infos: *In Bearbeitung*

König Eochaid Ollathair II

Alter: 46
Ehefrau: Clarisé (40)
Kinder: Lir Farrise (m, 22); Balain Thore (m,21), Eistir Syl Ava Maureen (w,17)

Hauptmann Corboz (43)



Zwischen der Stadt und dem Schloss befindet sich der Archade-Wald, der durch
einen Fluss in zwei Hälften geteilt ist.
Am Ende des westlichen Waldbereiches liegt die Stadt, am östlichen das Schloss.
Es gibt zurzeit nur diese Brücke um den Fluss zu überqueren.
Unter dieser Brücke liegt der Eingang zum Azallenversteck.




Er dient als Versammlungs- und Handelsort.
An ihm befinden sich:Kirche, Brunnen,Spital(Krankenhaus) und Vorratsspeicher.


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Sehr professionell XD







Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3

zuletzt bearbeitet 23.07.2017 02:06 | nach oben springen

#2

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 25.07.2017 00:52
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge



Trotz der Anspannung die von mir Besitz ergriffen hatte seit wir das sichere Lager verlassen hatten, huschte ein Lächeln über meine Lippen, als ich die übrigen Azallen beobachtete. Der Großteil schien an diesem Abend die Schrecken der vergangenen Monate zu vergessen und seit langem fühlte ich mich zum ersten Mal wieder in eine Zeit versetzt, in der wir uns ausgelassen am Leben erfreuen konnten. Natürlich war es letztendlich nur ein Trugbild, denn wir schwebten gerade jetzt in größerer Gefahr, als sonst. Die Erinnerungen an das Massaker bei der Totenfeier ließ das Lächeln jedoch augenblicklich verschwinden und frustriert strich ich mir kurz über die Stirn, ehe ich meine Schritte ziellos weitersetzte.
Seit Aneelas Weggang hatte ich kaum Gelegenheit gehabt, mich um andere Dinge zu kümmern, als die Lücke, die sie hinterlassen hatte irgendwie zu füllen und der Verantwortung gerecht zu werden. Seltsamerweise hatte ich mich dieses Mal mit der Rolle des Anführers leichter abgefunden und ich war mir noch nicht ganz sicher, woran genau dies lag. Wollte ich meiner Schwester glauben, lag es vielleicht daran, dass ich reifer geworden war. Aber wer glaubte schon einer Frau, die bis zuletzt durch die Wälder gestreift war, als würden Eochaids Soldaten diesen nicht tagein, tagaus durchstreifen. Zum Glück hatte sie sich doch noch umstimmen lassen gemeinsam mit Ethan nach Nivahlen zu gehen. So musste ich mir zumindest um sie und das Ungeborene keine Sorgen mehr machen.

Nachdem ich die nähere Umgebung noch einmal in Augenschein genommen hatte, trat ich erneut ins Innere der maroden Ruine, um ebenfalls einen Moment dieser Feier zu genießen. Selbst Enngelin, die mir einige Sekunden später ins Auge fiel, schien von der entspannten Atmosphäre mitgerissen zu werden und schmunzelnd näherte ich mich der Azalle, die mit dem Rücken zu mir gewandt stand. "Amüsierst du dich?", fragte ich, als ich hinter ihr zum Stehen kam und verschränkte noch immer erheitert die Arme vor der Brust, um ihre Reaktion abzuwarten.




Nachdenklich betrachtete ich den sternenklaren Himmel über mir und lauschte den Geräuschen, die aus dem Inneren der Ruine zu mir drangen. Das Gemäuer bot eine ausgezeichnete Stütze, weshalb ich seit geraumer Zeit dort verweilte und immer wieder wachsam verdächtigen Geräuschen nachging, die sich jedoch bisher als harmlos herausstellten. Auch Kilian verließ die Feier für eine Weile, um nach dem Rechten zu sehen, ehe er wieder hineinging, um sich den anderen Azallen anzuschließen. Ich war mir noch nicht sicher, was ich von dem Führungswechsel halten sollte, doch immerhin hatte er genügend Männer rund um die verfallenen Mauern postiert, um die Sicherheit an diesem Abend zu gewährleisten.
Mir den Nacken massierend, wurde meine Aufmerksamkeit auf ein Rascheln in unmittelbarer Nähe gelenkt, dass sich wenig später als Bran herausstellte, der durch das Gras in meine Richtung flitzte, an meinem Bein hinaufkrabbelte und aufgeregt ein paar Runden über meine Schultern drehte. "Was hast du jetzt wieder im Sinn, hm?", murmelte ich dem Tier zu, welches zurück auf den Boden hüpfte und sich dann ungehindert zu den Festlichkeiten schlich. Einen Moment überlegte ich, ob ich dem Vierbeiner einfach seinen Spaß gönnen sollte, doch da mir das Herumstehen ohnehin mittlerweile schwer fiel, stieß ich mich von meinem Platz ab und folgte Bran ins Innere. Da es fast unmöglich wäre das kleine Frettchen zwischen all den Azallen ausfindig zu machen, suchten meine Augen stattdessen nach einer gewissen Brünetten, für die mein kleiner Freund eine Art Faible zu haben schien. Und tatsächlich. Als ich mich Annie näherte, erwischte ich den Ausreißer bereits dabei, wie er versuchte an der jungen Frau emporzuklettern. Automatisch beschleunigten sich meine Schritte, doch Bran hatte den Stoff ihres Kleides bereits zu fassen bekommen und schlängelte sich ihren Rücken entlang hoch zu ihren Haaren, unten denen er offenbar Schutz suchte. "Irgendwas hast du an dir, dem er nicht widerstehen kann.", bemerkte ich, als ich die Azalle erreicht hatte und die Hand nach dem Fellknäuel ausstreckte, um ihn mit einem leichten Anstupsen aus seinem Versteck hervorzulocken.


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zuletzt bearbeitet 25.07.2017 00:54 | nach oben springen

#3

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 25.07.2017 12:17
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge



Was machten wir eigentlich hier? Mit einem frustrierten Seufzen starrte ich in die Flammen vor mir und versuchte die ausgelassene Stimmung der Anwesenden dabei auszublenden, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Was machten wir hier? Ernsthaft? Beim Anblick der Feiernden könnte man fast meinen sie hätten die Geschehnisse der letzten Monate glatt vergessen. Die Verfolgungen, all die Toten und Verwundeten, deren einziges Vergehen ihre Abstammung war. Was war das für ein Leben, welches man kauernd und stetig um sein Leben bangend verbringen musste? Unzufrieden warf ich den Kopf in den Nacken und suchte in dem sternenbesetzten Himmel über mir nach Trost. Doch wie auch sonst bot der Anblick weder Antworten, noch sonst etwas Brauchbares, um den Abend erträglicher zu machen. Ob ich nicht einfach gehen sollte? Etwas unternehmen? Es würde uns zumindest nicht helfen so weiterzumachen, wie bisher. So würde Eochaid eines Tages sein Ziel erreichen und uns alle einen nach dem anderen ausräuchern und die Existenz von Azallen aus Cerandíls Geschichtebüchern löschen. Ein Gedanke, der mich wieder wütend werden ließ. Also schüttelte ich mit dem Kopf und leerte den halbvollen Krug in meinen Händen, ehe ich meine Augen nun doch über die Anwesenden schweifen ließ. Ich kannte im Grunde genommen jeden von ihnen zumindest flüchtig. Sie waren meine Familie, mit der ich aufgewachsen war. Leidensgenossen, die mein Schicksal teilten. Aber nicht alle von ihnen. Da war zum Beispiel auch Gabriel. Kein Azalle, jedoch ein Verbündeter, dem ich fast schon so etwas wie Vertrauen entgegenbrachte. Und dann war da noch jemand. Die junge Frau, die ich eigentlich hassen müsste. Sie war damals am See gewesen. Ich erinnerte mich noch daran, wie sie zeitweise unsere Gefangene gewesen war. Ich hätte ihr damals am liebsten genau das angetan, was den Unseren zugefügt wurde. Doch natürlich war es ganz anders gekommen und nun suchte Eder hin und wieder das Lager auf, um zu „helfen“. Ich verstand bis heute nicht so ganz wann der eigentliche Wechsel zwischen Feind und Freund stattgefunden hatte. Doch zumindest hatte sie uns bis heute nicht verraten. Doch was, wenn ihr eines Tages keine andere Wahl bliebe, um ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen? Missmutig folgte ich der Blonden mit meinem Blick, die nicht den Anschein machte sich sehr wohl in ihrer Haut zu fühlen. Vielleicht weckte der Anblick der Feiernden ja dieselben Erinnerungen in ihr wach, wie in mir. Gut.
Ächzend erhob ich mich schließlich vom Boden, um meinen Krug neu zu befüllen und somit die nächste Runde des mich im Selbstmitleid Ertränkens einzuleiten. Irgendwas bewog mich dazu auch einen zweiten Krug mit der schäumenden Flüssigkeit zu befüllen, ehe ich meine Schritte geradewegs auf Eder lenkte und ihr eines der Behältnisse hinhielt.
„Entspann dich. Mit deinem Herumgeschleiche machst du die Leute nur nervös.“





In den letzten Monaten hatte sich einiges ereignet. Nach den Geschehnissen am See hatte ich nicht wirklich daran geglaubt, dass unser Alltag zur Normalität zurückfinden würde. Und doch waren wir gerade hier. Außerhalb unserer schützenden Mauern unter der Erde, fast schon in ausgelassener Stimmung, wenn man die wachsamen Augen einiger Freiwilliger ausblendete, die unsere Sicherheit gewährleisten sollten. Um ihr keinen zusätzlichen Ärger zu bereiten hatte ich Kate diesmal nicht zu den Festlichkeiten eingeladen. Ich gab mir bis heute die Schuld daran ihre Sicherheit damals am See gefährdet zu haben, selbst wenn sie mir nie Vorwürfe deswegen gemacht hatte. Trotzdem fühlte ich mich für diesen Fehler verantwortlich und hatte seitdem alles daran gesetzt keine unnötigen Risiken mehr einzugehen, die andere gefährden konnten.
Ohne dass ich es wirklich verhindern konnte, suchte ich die Anwesenden nach einem ganz bestimmten Gesicht ab und entdecke den Dunkelhaarigen kurz darauf bei Enngelin, die mittlerweile zu einem festen Bestandteil unserer Gemeinschaft geworden war. Seit Aneela sie über ihre Herkunft aufgeklärt hatte, waren mittlerweile einige Monate vergangen. Die Anreise von Aneela selbst lag noch nicht sehr weit zurück. Trotzdem kam Kilian mit diesem Umstand besser klar, als ich anfangs befürchtet hatte. Es erfüllte mich gleichermaßen mit Erleichterung und Stolz, denn ich war mir sicher, dass er einen guten Anführer abgab.
Ich hätte die beiden wahrscheinlich noch eine Weile von meiner abgelegenen Position aus betrachtet, wenn ich nicht plötzlich einen Ruck an meinem Kleid gespürt hätte. Verwundert blickte ich mich um und stellte fest, dass der kleine, mittlerweile vertraute Nager gerade meinen Rücken emporkletterte. Ich konnte nicht einmal mehr mit Sicherheit sagen, wann seine Besuche angefangen hatten. Doch mittlerweile waren Brans Eskapaden zu einem festen Bestandteil meines Alltags geworden. Leise lachend blickte ich aus den Augenwinkeln zu dem Frechdachs, dessen Köpfchen zwischen meinen Haaren ein Stück weit herausragte; fast so, als wolle er damit prahlen, was für ein perfektes Versteck er doch besetzt hatte. „Hast du es dir gemütlich gemacht, ja?“, nuschelte ich dem Tier entgegen, ohne zu merken, dass noch jemand anderes sich mir gerade näherte. Erst, als Ashers Stimme in unmittelbarer Nähe ertönte, drehte ich meinen Kopf überrascht in seine Richtung. "Irgendwas hast du an dir, dem er nicht widerstehen kann."
Ich blinzelte perplex, weil es nicht oft vorkam, dass der Dunkelhaarige bei unseren Begegnungen unnötige Worte verschwendete. Doch recht schnell fand ich zu einem amüsierten Lächeln zurück und schüttelte kurz mit dem Kopf. „Er weiß wahrscheinlich, dass ich morgen frische Vorräte von der Stadt bringe. Da wäre ich vermutlich auch anschmiegsamer.“, entgegnete ich und strich dabei einen Teil meiner Haare beiseite, um dem Tier kurz mit einem Finger über den Kopf zu streichen. Anschließend ließ ich das zahme Frettchen auf meine Handfläche klettern und hielt es dem Mann vor mir entgegen, falls er sein Haustier beschlagnahmen wollte.
„Außerdem stört es mich nicht. Also musst du dir zumindest deshalb keine Gedanken machen.“

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#4

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 25.07.2017 22:59
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge



Ich war wirklich froh, dass wir mal aus dem Lager herauskamen und hatte solche Feierlichkeiten wirklich vermisst. Das Lachen der anderen Azallen riss mich mit sich wie der Fluss unter der Brücke Äste und Steine. Ich war mit Enngelin hergekommen. Seit sie im Lager war, holte ich mir meine Medizin beinahe gern. Sie war freundlich und hatte ein schönes Lachen und erinnerte mich ein bisschen an meine Schwester. Sicherlich wäre sie auch gern hier gewesen, es hätte ihr sicher so gut gefallen wie mir, wenn nicht noch mehr.
Allerdings fand ich das Fest nicht mehr so schön, als ich zu Enngelin zurückkehrte, nachdem ich mir ein Bier holen gegangen war. Denn dort stand der ach so tolle Anführer Kilian. Seitdem Aneela weg war, hatte er plötzlich gar keine Probleme mehr damit, die Azallen zu führen. Dabei hatte er sich all die Zeit davor gedrückt, was nur Probleme mit sich gezogen hatte. Die Katastrophe am See wäre sicherlich niemals geschehen, hätte er sich am Riemen gerissen. Verantwortung aber hatte er nicht gezeigt. Auch wenn Aneela ohnehin die Kompetentere gewesen war. Aber Aneela war nun fort, sie hatte uns im Stich gelassen. Der Griff um meinen Krug verkrampfte sich.
„Hallo Kilian“, sagte ich eisig, obwohl es eine angenehme Nacht und die Stimmung ausgelassen war. „Hast du nichts zu tun? Seit wann hast du denn genug Zeit, in der Gegend rumzulungern?“
Er sollte lieber Aneela suchen und dazu überreden zurückzukommen. Oder versuchen, etwas gegen den König zu unternehmen. Aber nicht hier sein, wo ich ihn sehen konnte. Ich hatte Kilian noch nie leiden können, was auf Gegenseitigkeit beruhte, aber seit er Aneela hatte gehen lassen, hasste ich ihn. „Du bist doch unser toller Anführer, seit neuestem. Werd dem Titel gerecht.“
Zornig sah ich ihn an. Seine bloße Anwesenheit reichte aus, um mich zur Weißglut zu bringen, sein Benehmen, sein Verhalten. Alles an ihm flehte mich geradezu an, eine Prügelei anzufangen.



Ich hatte nicht gewusst, dass ich mich weniger fehl am Platz fühlen könnte als im Azallenlager, dessen Teil ich zwar auch nach vier Monaten noch nicht war, das ich aber wenigstens kannte. Die Ruinen hingegen, die wir nun aufsuchten, waren mir fremd, genauso wie das, was die Azallen hier praktizieren wollten. Ich hätte nicht auf Kilian hören sollen. Ein Fest war schließlich schon unter normalen Umständen nichts für mich, auch ohne eine Außenstehende zu sein.
Kurz überlegte ich, ob ich nicht einfach wieder gehen sollte, abhalten würde mich sicher niemand. Allerdings war so etwas...alltägliches sicher eine gute Möglichkeit, die Mauern zu senken und ein wenig Vertrauen zu fassen. Oder mich den Azallen um die Ruine herum anschließen, die dafür sorgen sollten, dass sich der Vorfall am See vor einem halben Jahr nicht wiederholte.
Der Gedanke daran bereitete mir ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend und ich achtete darauf, ein wenig Abstand zum Rest der Azallen einzuhalten. Ich hatte niemanden getötet, allerdings war das eine recht lasche Entschuldigung, schließlich hatten das andere für mich erledigt und es brachte niemanden zurück. Und wer wusste schon, ob von mir zugefügte Verletzungen nicht am Ende für das gleiche Ergebnis gesorgt hatten.
Diese Erinnerung sorgte dafür, dass ich mich wieder einmal am falschen Ort und von allen beobachtet fühlte, weshalb ich mich etwas abseits herumdrückte. Ich wollte niemanden bei den Feierlichkeiten stören, und in meinem Fall reichte meine bloße Anwesenheit – nach allem war ich eine Soldatin des Königshofes. Es wunderte mich viel eher, dass es doch so viele gab, die nicht von mir annahmen, jede Sekunde Eochaids Heer im Schlepptau zu haben.
Jeremy kam auf mich zu, zwei Krüge in der Hand, einen davon hielt er mir hin.
„Entspann dich. Mit deinem Herumgeschleiche machst du die Leute nur nervös.“
Ein schmales Lächeln zuckte über meine Mundwinkel. In der Regel war ich es, die das Verhalten anderer zurechtwies und dass ausgerechnet ich herumschlich, war ebenfalls eine Neuheit. „Vermutlich.“
Ich nahm ihm den Krug ab und nahm einen Schluck. Bier. Normalerweise trank ich auch keinen Alkohol, nicht mal in kleinen Mengen: Er vernebelte Sinne und Gedanken und lockerte im Ausgleich die Zunge. Keine sonderlich vorteilhafte Mischung, gerade in meiner Situation. Allerdings würde ich fürs erste nicht zum Schloss zurückkehren, also erlaubte ich mir den Krug. Für diese Angelegenheit war es eventuell ohnehin besser, sich ein wenig … zu lockern.
„Danke.“ Ein weiterer Schluck und ein Blick in seine Richtung. Er sah unzufrieden aus, oder zumindest nicht so, dass er sich gleich jauchzend zu den Tanzenden begeben würde.
„Du sieht nicht sonderlich glücklich aus, wenn ich das so sagen darf“, meinte ich schließlich, auch in Ermangelung eines Gesprächsthemas. Jeremy misstraute mir, das war mir klar und ich verstand, warum. Deshalb fragte ich mich, warum er zu mir gekommen war, allerdings nahm ich an, dass die Frage eher unfreundlich wirken würde und dass er dann wieder ging, darum stellte ich sie nicht.

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#5

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 26.07.2017 00:24
von Arrabella • Team Zyr | 78 Beiträge



Ich hatte beschlossen, mit Finn gemeinsam das Fest aufzusuchen. Seitdem Aneela weg war, ging es ihm zunehmend schlechter und ich wollte, dass er sich wenigstens einmal entspannen konnte und sich auf etwas freuen konnte. Die Feierlichkeit war dazu die perfekte Gelegenheit, weshalb wir nun gemeinsam hier standen und die ausgelassene Stimmung genossen. Während Finn sich etwas zu trinken besorgte, beobachtete ich weiter die Menschen hier. Kurz fühlte ich mich in die Nacht am See zurückversetzt. Die vielen Azallen und die Fakeln, die hier aufgestellt waren, riefen alte Erinnerungen wach. Damals hatte der Abend schön begonnen, endete jedoch in einem Massaker. Es gab einige Tote und die Azallen mussten sich eine neue Unterkunft suchen, denn sie waren in ihrem eigenen Dorf nicht mehr sicher gewesen. Um die Sicherheit heute bei diesem Fest zu gewährleisten, wurden mehrere Wachen eingeteilt, die die Gegend auskundschafteten und uns bei Gefahr rechtzeitig warnen würden.
Aneela hatte mir bereits vor einigen Monaten mitgeteilt, dass ich zu ihrem Volk gehörte. Dass ich eine Azalle war. Ich wusste nun, wieso ich mich von Anfang an so wohl an der Seite der Azallen gefühlt hatte. Hier war mein Zuhause und hier war ich glücklich. Noch glücklicher machte mich jedoch die Tatsache, dass sich auch Gabriel dazu entschlossen hatte, bei den Azallen zu leben. Er war mein Cousin und ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen sollte.
Ich lächelte fröhlich. Niemals hätte ich auch nur zu träumen gewagt, dass ich mich so geborgen fühlen konnte. Ein glückliches Pärchen lief an mir vorbei. Manchmal konnte ich immer noch nicht glauben, dass hier solch ein Zusammenhalt herrschte. Selbst nachdem die Azallen so viel mitgemacht hatten, gaben sie die Hoffnung niemals auf und ich bewunderte ihre lebensfrohe Art.
„Amüsierst du dich?“, hörte ich jemanden hinter mir sagen und erfreut wandte ich mich Kilian zu. „Ja, es ist einfach wunderbar.“, erwiderte ich und sah mein Gegenüber lächelnd an. „Ich finde die Feste hier so schön. Allein schon die Mühe, die man sich hierfür macht, ist einfach bemerkenswert.“, fügte ich noch hinzu.

Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass Finn mit einem Krug Bier in der Hand zurückkam. Ich wusste, dass Kilian und Finn nicht gerade beste Freunde waren, aber bevor ich noch etwas unternehmen konnte, stand Finn bereits neben mir und begrüßte Kilian kaltherzig. „Hast du nichts zu tun? Seit wann hast du denn genug Zeit, in der Gegend rumzulungern?“, sagte er und ich schluckte. „Finn…“, fing ich an, doch der Mann schien noch nicht zu Ende gesprochen zu haben. „Du bist doch unser toller Anführer, seit neuestem. Werd dem Titel gerecht.“ Ich wusste, dass Finn zu weit gegangen war. Mit Kilian zu streiten war eine Sache, aber Kilian als Anführer schlecht zu machen, ging eindeutig zu weit. Er gab sich viel Mühe und versuchte sein Volk zu beschützen und zu unterstützen. Finn lebte hier in Sicherheit und das hatte er auch Kilian zu verdanken.
„Kilian ist ein toller Anführer, ja. Außerdem lungert er nicht in der Gegend herum, er erkundigt sich nach dem Wohlergehen der Azallen hier. Und er ist nicht nur ein Anführer, sondern auch ein Mensch, der es verdient hat, Spaß zu haben. Kilian hat genug Vorbereitungen getroffen um das Fest so sicher wie möglich zu gestalten, also hör auf, dich über ihn zu beschweren.“, sagte ich zu Finn und berührte nebenbei sanft Kilians Arm. Ich wollte Finn nicht wirklich so angehen, aber ich fand sein Benehmen einfach nicht in Ordnung. Finn hatte kein Recht, so über Kilian zu reden, für ihn ist es in letzter Zeit auch nicht immer rosig gelaufen und trotzdem gab er sein Bestes. Natürlich war Finns Leben auch nicht gerade einfach und in ihm gab es so viel aufgestaute Wut, die er einfach nicht selbst im Zaum halten konnte. Aber Kilian trug nicht Schuld an Finns Unglück. Dass Aneela weggegangen war, war für uns alle nicht einfach gewesen. Kilian hatte seine Schwester gehen gelassen, Finn seine erste und einzige große Liebe und ich eine gute Freundin. Trotzdem hatte niemand ein Recht, sich so aufzuführen.
"Finn, hör zu, können wir das Fest nicht einfach nur genießen? Heute wollen wir doch alle Spaß haben und für einen Moment unsere Sorgen vergessen.", fügte ich dann noch ein wenig beruhigend hinzu. Ich wollte nicht, dass Finn auf mich wütend war, aber gleichzeitig konnte ich nicht zulassen, dass er Kilian beleidigte.




Ich wusste nicht, was die Azallen an so Feierlichkeiten fanden. Ich verstand überhaupt nicht, wie man so etwas mögen konnte. Hier waren einfach viel zu viele Menschen und viel zu wenig Alkohol um das Fest heil zu überstehen. Natürlich könnte ich einfach so verschwinden, aber es wäre sehr unhöflich gewesen. Nun ja, im Normalfall wäre es mir ja egal, was andere Leute von mir hielten, aber Enngelin hatte mich vor Beginn des Festes zur Seite gezogen und mir gesagt, dass ich zumindest anfangs hierbleiben musste. Und in gewisser Weise hatte sie ja auch Recht, ich gehörte nicht wirklich zum Volk der Azallen und trotzdem durfte ich hier leben also war ich ihnen in gewisser Weise zum Dank verpflichtet. Und da ich einfach nicht der Mensch war, der mir nichts dir nichts „danke“ sagte, würde ich wohl die Azallen mit meiner Anwesenheit beglücken müssen. Ich holte mir noch einen Krug Bier um mir die Zeit zu vertreiben. Ich konnte es kaum erwarten, bis die Feierlichkeiten endlich zu Ende waren. Dann hatte ich endlich wieder meine Ruhe.
Ich dachte kurz an die vergangen Monate. Es war viel geschehen und ich war mir sicher, dass einige der Azallen die Ereignisse bis heute noch nicht richtig verarbeitet hatten. Gerade Aneelas Verschwinden war für viele Azallen nicht nur belastend, sondern auch ein großer Schock gewesen. Obwohl ich Kilian bis dato nicht ausstehen konnte, so hatte ich doch Mitleid mit ihm, weshalb ich ihm gegenüber nicht mehr ganz so abgeneigt war. Natürlich mochte ich es noch immer nicht, wenn er bei meiner Cousine herumlungerte, aber Enngelin hatte mir deutlich gemacht, dass ich mich da nicht einzumischen hatte. Pff, als wäre sie eine erwachsene Frau und könnte das selbst entscheiden.
Ich musste leicht schmunzeln, als ich einen kleinen Blondschopf sah. Ich bewegte mich auf den Jungen zu und sagte: „Solltest du nicht schon längst im Bett sein? Es ist dunkel und spät und du solltest wirklich schon längst schlafen.“ Ich grinste leicht. Luca war ein kleiner Lausbub und er kam wirklich mit allem durch. Natürlich würde ich nicht derjenige sein, der ihn in sein Zimmer zurücksteckte, ich war doch nicht so ein spießiger Kerl, der den Kindern jeglichen Spaß verdarb. Und irgendwie war seine Anwesenheit das einzig Erheiternde im Moment und ich fragte mich, was er gerade für einen neuen Unsinn ausheckte.

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#6

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 26.07.2017 10:07
von Eriana • Grünschnabel | 15 Beiträge



Irgendwie hatte ich es geschafft, der alten Dame an der Theke einen Apfelsaft abzuquatschen und schlürfte diesen Genüsslich, während ich über das Fest schlenderte. Die Leute um mich herum waren ziemlich ausgelassen und fröhlich. Sie feierten irgendein Fest, aber trotzdem waren mir die Wachen aufgefallen, als ich mich hierher geschlichen hatte.
Eigentlich hätte ich den Abend bei Serena verbringen sollen, die Enngelin versprochen hatte, auf mich aufzupassen, damit diese das Fest genießen konnte. Als hätte sie das nicht als mit mir machen können! Serena war eine liebe Frau, die mich manchmal von ihrem vergebenden Verhalten her an meine Oma erinnerte, aber das machte es auch einfach, sie auszutricksen. Als sie Kekse holen gegangen war, hatte ich mich aus dem Staub gemacht. Es war nicht schwer gewesen, sich hierher durchzuschlagen. Ich musste nur aufpassen, dass ich niemanden traf, der sich für mich verantwortlich fühlte. Und, dass Serena mich nicht fand.
Vor mir in der Menge entdeckte ich sogleich Enngelin und Killian, die mal wieder zusammen unterwegs waren. Ich zog eine Schnute. Sogar Finn kam jetzt dazu. Meine Enngelin war eine sehr beliebte Frau und obwohl ich Killian mochte, kam ich nicht umhin, ihn in solchen Momenten finster anzustarren. Wie auch immer, sie durften mich nicht sehen, also konnte ich Killian heute nicht klarmachen, dass Enngelin mir gehörte. Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich ab. Dann zuckte ich heftig zusammen, als Gabriel mich ansprach.
Ich blickte zu ihm hoch und grinste. Gabriel war cool. Er sagte mir nie, dass ich etwas nicht tun durfte oder dass ich noch zu jung für irgendetwas war. Und wenn doch, dann war es bloß eine Feststellung aber nie eine Aufforderung, jetzt zu tun, was angeblich gut für mich war. Außerdem hatte er mich damals am See gerettet und daher fühlte ich mich in seiner Gegenwart wohl. Dann blickte ich an ihm vorbei und stellte fest, dass Serena auf dem Weg war. Das war schlecht. Ich zog an Gabriels Arm, bis er sich zu mir runter beugte, drückte ihm den Apfelsaft in die Hand und flüsterte: „Versteck mich!“
Gabriel hatte sich kaum wieder aufgerichtet, da war Serena auch schon heran gerauscht.



Dieser dumme, ungezogene, kleine Junge! Ich hatte gar nicht vorgehabt, auf dieses Fest zu gehen. Ich war heute einfach nicht in der Stimmung dazu. Als ich daher angeboten hatte, mich um Luca zu kümmern, war ich froh darum, wie erleichtert Enngelin ausgesehen hatte. Sie hatte ihn mir anvertraut und nun hatte ich ihn innerhalb von ein paar Stunden verloren. Wie machte Enngelin das bloß, sich um Luca zu kümmern, wenn der Junge nie da war, wo er sein sollte? Manchmal fragte ich mich, wie dieser Junge meine Freundin noch nicht um den Verstand gebracht hatte.
Ich entdeckte Enngelin bei Killian und Finn, in ein Gespräch vertieft. Luca war nicht blöd – er war ein unglaublich kluges Kind. Er würde einen Bogen um die Leute gemacht haben, die er kannte. In der Nähe entdeckte ich Gabriel, der etwas verloren in der Gegend herumstand. Auch um ihn hätte Luca eigentlich einen Bogen machen sollen. Dennoch steuerte ich ihn an und blickte neugierig in die Becher, den er in der Hand hielt. „Guten Abend Gabriel. Ich suche eine gewisse, freche Rotznase, die sich hier eingeschlichen hat. Du hast ihn nicht zufällig gesehen?“ Ich zog eine Augenbraue hoch. „Seit wann trinkst du denn sowohl Apfelsaft, als auch Bier?“

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#7

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 27.07.2017 01:25
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge



Zufrieden betrachtete ich die junge Frau vor mir, deren Freude unverkennbar war und es mit ihrem Lächeln schaffte, dieses Gefühl auf mich übergehen zu lassen. Doch noch ehe ich die Gelegenheit bekam etwas auf ihre Worte zu erwidern, gesellte sich jemand zu uns, der das komplette Gegenteil in mir hervorrief. Doch während ich noch darum bemüht war, meine Abneigung nicht zur Schau zu stellen, zögerte der Störenfried keine Sekunde seinem Unmut freien Lauf zu lassen. Ein Seufzen unterdrückend, wollte ich gerade zu einer Antwort ansetzen, als Enngelin sich seiner annahm. Überrascht sah ich zu der Azalle, die Aneelas Freund in die Schranken wies und dabei beschwichtigend ihre Hand an meinen Arm lehnte. Stumm blickte ich auf ihre Finger hinunter, ehe ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Finn richtete, den Enngelin nun bat für diesen Abend den Frieden zu wahren. "Vielleicht solltest du langsam akzeptieren, dass Aneela sich für jemand anderen entschieden hat. Und wenn sie zurückkommt, dann nicht für dich, sondern für uns alle.", fügte ich ihrer Aussage hinzu, die dazu geführt hatte, dass mein Zorn sich ihm gegenüber in Grenzen hielt. Auch wenn er meine Worte vermutlich als Angriff und nicht als Ratschlag aufnehmen würde. Dafür war er noch zu tief verstrickt mit meiner Schwester und ein kleiner Teil von mir hatte sogar Mitleid mit ihm, auch wenn diese Tatsache nicht offensichtlich war.
Doch genau aus diesem Grund entschied ich, dass meine Anwesenheit hier lang genug angedauert hatte. Auch, weil ich Enngelin diesen Abend nicht zunichte machen wollte. Deshalb wandte ich mich wieder lächelnd an die hübsche Frau, strich mit meinen Fingern kurz über ihre und löste dann die Verbindung zwischen uns. "Genieße den Abend, du hast es dir verdient." Lächelnd blickte ich meiner Gegenüber für einige Sekunden in die Augen, ehe ich meinen Weg fortsetzte und erst nach einigen Metern genervt die angestaute Luft ausatmete.






Schweigend betrachtete ich meine Gegenüber, die kurzzeitig perplex Aufgrund meines Auftauchens blinzelte, deren Gesicht dann jedoch wie Sekunden zuvor wieder von einem Lächeln gekennzeichnet war. Ihre Vermutung, warum Bran so anhänglich war, tat ich jedoch lediglich mit einer ungläubig gehobenen Augenbraue ab. Schließlich verging kaum ein Tag, an dem ich den kleinen Ausreißer nicht aus ihrem Zelt aufgabeln musste. Verwundert war ich jedoch nicht über ihre Aussage. Annie schien ihren eigenen Wert seit jeher zu unterschätzen, was auch erklärte, warum sie Kilian noch immer treu ergeben war, obwohl dieser ganz offenkundig zeigte, wem seine jetzige Zuneigung galt. Und Annie hatte diesen Status schon seit einer ganzen Weile nicht mehr inne. Meine unnötigen Gedankengänge zur Seite schiebend, beobachte ich, wie die Azalle dem Tier die gleiche Herzlichkeit entgegenbrachte wie jedem anderen Individuum auch und mir im nächsten Augenblick das Frettchen mit der Erklärung, dass sie sein Betragen nicht störte, entgegenhielt.
"Das ist wohl der wirkliche Grund.", entgegnete ich nachdenklich und nahm ihr dann vorsichtig den Nager aus den Händen. Dabei streiften meine Finger die ihre und kurzzeitig kam mit der Gedanke, welche Verschwendung es war, dass die Brünette einem Mann verfallen war und damit meine üblichen Auswahlkriterien nicht entsprach. Meine Augen noch immer auf ihr Pedant gerichtet, setzte ich Bran auf meiner eigenen Schulter ab und spielte mit dem Gedanken vielleicht mal eine Ausnahme zu machen. Doch noch ehe ich entschieden hatte, welche Empfindung gerade überwog, hatte Bran sich schon wieder aus dem Staub gemacht und ein Seufzen unterdrückend, sah ich gerade noch, wie er abermals in der Menge verschwand.


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#8

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 27.07.2017 13:37
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge



Meine Worte bewirkten, dass die Miene der Blonden sich ein wenig aufhellte. Eine Reaktion, die mich zugegebenermaßen ein wenig verwunderte. Vor allem, als sie meinen Worten so bereitwillig zustimmte. Mit leicht erhobenen Augenbrauen betrachtete ich, wie Eder mir den Krug abnahm und sich einen Schluck des herben Getränks gönnte. Das war das erste Mal, dass ich sie in unserer Mitte Alkohol trinken sah. Aber um ehrlich zu sein, hatte ich ihren Gewohnheiten im Lager bisher keine besonders große Beachtung geschenkt. Bis auf die gelegentlichen, prüfenden Blicke, mit denen ich sichergehen wollte, dass sie nichts anstellte, versteht sich. Nachdem sie sich für meine kleine Geste der Gastfreundlichkeit bedankt hatte, widmete die Soldatin sich erneut ihrem Bier und warf dabei einen kurzen Blick in meine Richtung. Ob sie wohl erwartete, dass ich etwas sagte? Ich war noch nie besonders gut darin gewesen die feinen Gesten und Andeutungen des weiblichen Geschlechts zu deuten. Also führte ich nun meinen eigenen Krug an die Lippen und trank nun meinerseits einen kräftigen Schluck des dunklen Gebräus. „Du sieht nicht sonderlich glücklich aus, wenn ich das so sagen darf“, merkte die Blonde kurz darauf bereits vorsichtig an. Meine Augenbrauen erhoben sich erneut, als ich meine Augen auf die Frau lenkte und dabei versuchte zu ermitteln, was sie mit ihrer Aussage bezwecken wollte. Doch schlussendlich verleiteten die Worte mich lediglich zu einem leisen Schnauben. „Ja, kann man wohl so sagen.“, gab ich zu und blickte mich dabei kurz um. Wenn selbst die Fremde davon Kenntnis nahm, musste meine fehlende Freude darüber hier zu sein wirklich auffällig sein. Nun, man konnte aber auch nicht behaupten, dass ich wirklich versuchte diese Tatsache zu verbergen. „Ich konnte diese Feste noch nie wirklich leiden. Offenbar haben wir etwas gemeinsam.“, prostete ich ihr kurz zu und leerte nun auch den Rest meines Kruges in einem Zug. Wie viele Runden es wohl brauchen würde, bis ich die Veranstaltung halbwegs erträglich finden würde?





"Das ist wohl der wirkliche Grund."
Nun war ich diejenige, die verwundert die Augenbrauen hob, weil ich nicht genau wusste, worauf er mit seinen plötzlichen Worten anspielen wollte. Abwesend strich ich mir kurz mit dem Daumen über meine eigenen Finger, nachdem Asher sein Frettchen wieder an sich genommen hatte und stellte dabei fest, dass seine Hände ziemlich groß waren. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, als hätte ich einen Teil des Gesprächs nicht mitbekommen. Und es brauchte einige Augenblicke, bis ich die möglichen Zusammenhänge zwischen seinen Worten und meinen eigenen Aussagen hergestellt hatte. Kaum, dass der kleine Nager Ashers Schulter erklommen hatte, setzte er seinen Weg augenblicklich fort und war kurz darauf ein weiteres Mal zwischen den Feiernden verschwunden. Mir entwich ein leises Lachen angesichts der Hoffnungslosigkeit von Ashers Bestreben das Tier im Auge zu behalten.
„Lass ihn. Er wird schon nichts Dummes anstellen. Solltest du dich nicht lieber auf das Fest konzentrieren? Jetzt, wo du schon mal hier bist.“ Asher war nicht der Typ Mensch, der sich oft auf Veranstaltungen dieser Art blicken ließ. Und wahrscheinlich war er auch heute nicht hier aufgetaucht, um den Feierlichkeiten beizuwohnen. Trotzdem schenkte ich dem Mann vor mir ein zuversichtliches Lächeln, während ich darauf hoffte, dass er dieses Mal eine Ausnahme machen würde.

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#9

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 27.07.2017 16:58
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge



Jeremy zog die Augenbrauen hoch und sah mich an. Dann schnaubte er. „Ja, kann man wohl so sagen.“ Kurz sah er über die Schulter und ich nahm einen weiteren Schluck. „Ich konnte diese Feste noch nie wirklich leiden. Offenbar haben wir etwas gemeinsam.“
Er prostete mir zu und stürzte den Rest Alkohol hinunter. Im Schloss war es altbekannt, dass ich Feste verabscheute, aber bis jetzt hatte ich eigentlich nur mit Kilian darüber geredet, dass ich nicht wirklich begeistert war, diesem beizuwohnen. Entweder er zog voreilige Schlüsse oder meine Miene war leichter zu lesen als ein offenes Buch. Wobei er ja ohnehin direkt in der Lage gewesen war, mir Emotionen abzuringen, und das wahrscheinlich nicht mal gewollt. Das war irritierend.
„Wieso bist du dann hier?“, fragte ich ihn schließlich im Plauderton. Es gab durchaus einige, die im Lager geblieben waren. Auch wenn ich es nett fand, auch am Rand des Geschehens jemanden zu finden, der mir die Zeit hier verkürzte und angenehmer gestaltete – dass er kein Ausbund an Fröhlichkeit war, störte mich nicht. Das waren die meisten nicht und die Strahlemänner gingen mir nach nicht allzu langer Zeit gehörig auf die Nerven. Ich bevorzugte Ernsthaftigkeit und die ging meist mit Grimmigkeit einher.



Ich hatte kurzzeitig vergessen, dass Enngelin da war und nun konnte ich es nicht fassen, dass sie sich auf Kilians Seite schlug. Als sie ihm die Hand auf den Arm legte und damit unmissverständlich klar machte, wen sie unterstützte, ballte ich die Fäuste. Ich hatte nicht übel Lust, Kilian eine reinzuhauen. Ich wünschte mir so sehr, dass er mir dazu Gelegenheit gab, aber stattdessen stand er still und reizte mich damit. Warum sagte sie das über Kilian? Warum stimmte sie mir nicht zu? Ich hatte Recht! Kilian war Schuld! Aber die beiden standen nur ruhig da und langsam sickerte die Erkenntnis durch, dass das hier keinen Sinn hatte.
„Finn, hör zu, können wir das Fest nicht einfach nur genießen? Heute wollen wir doch alle Spaß haben und für einen Moment unsere Sorgen vergessen“, fügte Enngelin hinzu.
Ich sah sie an. Natürlich. Das hier war ein Fest. Langsam öffneten sich meine Hände wieder, aber die Anspannung blieb.
Und dann öffnete Kilian doch seinen Mund. „Vielleicht solltest du langsam akzeptieren, dass Aneela sich für jemand anderen entschieden hat. Und wenn sie zurückkommt, dann nicht für dich, sondern für uns alle.“
Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Wie ein nasser Hund stand ich da, starrte ihn nur an, unfähig mich zu rühren. Ich wollte wieder wütend sein. Ich wollte gegen den Gedanken ankämpfen, der leise flüsterte, dass Kilian Recht hatte. Ausgerechnet Kilian. Und dass Aneela weg war. Und nicht zurückkommen würde, nicht zu mir.
Wie betäubt sah ich zu, wie sich Kilian verabschiedete und ging. Das Fest schien auf einmal wie abgedämmt, als wäre ich gar nicht richtig hier.
„Entschuldige“, sagte ich schließlich tonlos zu Enngelin. „Ich hätte dich nicht...mit hineinziehen dürfen.“ Ich konnte sie nicht ansehen. Plötzlich kam ich mir schlecht vor, dabei bereute ich nicht, was ich zu Kilian gesagt hatte. „Wir sehen uns sicher später nochmal irgendwann“, murmelte ich und drehte mich um, um mich betrinken zu gehen.

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#10

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 28.07.2017 00:42
von Arrabella • Team Zyr | 78 Beiträge



„Vielleicht solltest du langsam akzeptieren, dass Aneela sich für jemand anderen entschieden hat. Und wenn sie zurückkommt, dann nicht für dich, sondern für uns alle.“, sagte Kilian. Ich wusste, dass seine Worte keinesfalls böse gemeint waren, aber vermutlich wäre es besser gewesen, wenn er diese für sich behalten hätte. Aneela war für Finn immer noch ein heikles Thema und jedes Mal, wenn wir darauf zu sprechen kamen, verschlechterte sich seine Laune. Irgendwann musste Finn lernen, darüber hinweg zu kommen, aber im Moment war er noch nicht bereit dazu. Ich wusste auch nicht so Recht, wie ich ihm dabei helfen konnte.
Sanft lächelte Kilian mich an. Er berührte mit seinen Fingern kurz meine Hand ehe er sich von mir löste. „Genieße den Abend, du hast es dir verdient.“ Und mit diesen Worten verabschiedete sich Aneelas Bruder und plötzlich breitete sich eine unfassbare Leere in mir aus. Ich wollte nicht, dass er ging. Wieso konnten wir alle nicht einfach normal miteinander reden? Ich wünschte, dass sich Finn und Kilian verstehen würden und sie sich nicht jedes Mal, wenn sie sich sahen, an die Gurgel gehen wollten. Ich atmete hörbar aus. Konnten sie nicht mal hier ihre Unstimmigkeiten vergessen?
„Entschuldige.“, meldete sich nun Finn wieder zu Wort und irgendwie bekam ich ein schlechtes Gefühl. Ich wusste, dass er wütend auf mich war, weil ich mich nicht automatisch auf seine Seite geschlagen hatte. „Ich hätte dich nicht…mit hineinziehen dürfen.“, entschuldigte er sich und ich schüttelte leicht den Kopf. Was sollte ich darauf bloß antworten? Er hätte sich das eindeutig früher überlegen sollen! Mit seinen Worten hatte er mich gezwungen, Partei zu ergreifen und irgendwie endete dies in einem Desaster.
„Wir sehen uns sicher später nochmal irgendwann.“, sagte Finn und ließ mich einfach so stehen. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich ihm folgen sollte, aber ich beschloss, dass es sowieso keinen Sinn hatte. Finn war an seiner Meinung fest gefroren, es hatte keinen Sinn an seine Logik zu appellieren, sein Verstand hatte im Moment total ausgesetzt.
Ein wenig genervt fuhr ich mir durch meine Haare. Wieso waren Männer bloß immer so kompliziert?
Da ich den Abend jedoch nicht alleine verbringen wollte, beschloss ich, Kilian zu folgen. „Kilian, warte.“, rief ich, während ich hinter ihm her eilte. Ich sah ihm an, dass er immer noch angespannt war. „Nimm dir seine Worte nicht zu Herzen. Wir wissen beide, dass Finn sein Herz auf der Zunge trägt. Er spricht, ohne überhaupt nachzudenken.“, sagte ich beschwichtigend. Ein wenig fröhlicher fügte ich dann hinzu: „Wir beide haben uns einen schönen Abend verdient, also lass uns Spaß haben.“




Luca grinste mich spitzbübisch an. Er zog mich an meinem Arm zu sich herab, drückte mir sein Getränk in die Hand und wollte daraufhin, dass ich ihn versteckte. Zuerst sah ich ihn ein wenig fragend an, ehe ich mich umdrehte und Serena erkannte. Ich schob den Blondhaarigen mit meinem Ellbogen hinter mich und lächelte der Braunhaarigen zu. „Guten Abend Gabriel. Ich such eine gewisse, freche Rotznase, die sich hier eingeschlichen hat. Du hast ihn nicht zufällig gesehen?“, fragte mich die junge Frau. Jetzt war mir alles klar. Serena hätte wohl auf den Kleinen aufpassen sollen, aber wie konnte es bloß anders sein, als dass er sich ihrer Obhut entzogen hatte und heimlich auf das Fest gegangen war. Ich hätte wissen müssen, dass er, um hierher zu kommen, irgendjemanden überlistet hatte. Und dieser Irgendjemand war jetzt ein wenig sauer auf den Kleinen. „Seit wann trinkst du denn sowohl Apfelsaft, als auch Bier?“, fügte sie mit hochgezogener Augenbraue hinzu. Gute Frage, ehrlich gesagt wusste ich selbst nicht so Recht, wie ich das erklären sollte. Ich wollte Luca keinesfalls den Spaß verderben, aber es war nicht gerade einfach zu erklären, wieso gerade ich ein nicht alkoholisches Getränk in der Hand hielt.
„Nun ja, man bekommt von allerlei Leuten Getränke in die Hand gedrückt, dagegen kann man wohl nicht viel machen. Manche hier sind anscheinend schon so betrunken, dass sie den Unterschied zwischen Apfelsaft und Bier nicht mehr erkennen können. Zu ihrer Verteidigung: Die beiden Getränke haben wirklich eine ähnliche Farbe.“, sagte ich, während ich ihr beide Krüge hin hielt. „Du willst mir nicht zufällig eines abnehmen?“, meinte ich grinsend.
„Ach und zu deiner Frage vorhin. Ich habe heute schon einige Lausbuben gesehen, aber an einen bestimmten kann ich mich nicht erinnern. Aber wenn du willst, können wir uns gemeinsam auf die Suche machen.“, schlug ich vor und dabei legte ich eine Hand auf ihren Rücken und drehte sie leicht weg. Gleichzeitig deutete ich Luca leicht mit meinem Kopf, dass er jetzt schleunigst abhauen sollte. „Scheiß Ungeziefer.“, sagte ich und rieb mir mit meiner freien Hand meinen Nacken. Eigentlich war es ein ziemlich lahmer Versuch, meine Kopfbewegung zu erklären, aber es war nicht gerade einfach, die Situation rational zu erklären. Die Soldaten damals im Wald zu überlisten war dagegen ja ein richtiger Klacks gewesen.
„So, wo sollen wir anfangen?“, meinte ich nun grinsend und sah Serena auffordernd an.

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#11

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 28.07.2017 13:42
von Eriana • Grünschnabel | 15 Beiträge



Er hatte das Getränk also von jemand anderem bekommen, soso. Aber… Apfelsaft? Als Gabriel mir nun eins seiner Getränke anbot, musste ich lächeln. Ich war nicht hier, um mich zu betrinken, von daher nahm ich ihm den Apfelsaft ab. Der Becher vor noch halb voll. Während ich einen Schluck Apfelsaft nahm, schob Gabriel mich leicht in Richtung der Masse und bot an, mir bei der Suche zu helfen. Er benahm sich irgendwie… komisch. Ich musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen und blickte auf den Apfelsaft. Natürlich würde ein Kind eher Apfelsaft bekommen als Bier. Warum war es mir nicht vorher ausgefallen. „Bist du etwa ein Komplize?“, fragte ich ihn mit einem wissenden Lächeln und fuhr ruckartig herum.
Aber um uns herum waren bloß eine Menge Erwachsener und Luca war in Sicht. Seufzend schüttelte ich den Kopf und blickte ihn dann entschuldigend an. „Ich sollte wohl nicht so voreilig sein. Verzeih mir.“ Dann runzelte ich die Stirn und überlegte, wo Luca sich wohl am ehesten herumtreiben würde. Vielleicht sollte ich mal nachfragen gehen, wer hier Alles Apfelsaft trank. Sollte Luca an der Ausschenke gewesen sein, hätte man sich das bestimmt gemerkt. Kinder hatten hier schließlich nichts verloren.
„Lieb von dir, dass du mir helfen willst“, erwiderte ich dann auf Gabriels Frage hin. „Ich denke, wir sollten mal herausfinden, ob jemand einem Kind einen Apfelsaft gegeben hat, meinst du nicht auch?“ Zielstrebig lief ich voran und nahm Gabriel mit mir.



Gabriel bedeutete mir, abzuhauen. Das musste man mir nicht zweimal sagen. Schon als er Serenas Frage nach dem Apfelsaft beantwortete, war ich zurückgewichen. Jetzt war es ein leichtes, in der Menge unterzutauchen. Gabriel würde bestimmt zurechtkommen, schließlich war er schon erwachsen und Serena war nett. Um ein Haar wäre ich nun in Enngelin und Killian gelaufen. Nur im letzten Moment konnte ich in Deckung gehen. Die beiden schienen im Gespräch zu sein und Enngelin stand mit dem Rücken zu mir. Hoffentlich hatte Killian mich nicht gesehen.
In der Ruine gab es viel zu erkunden. Nachdem ich es geschafft hatte, die Menge ein wenig hinter mir zu lassen, konnte ich mich endlich in Ruhe umsehen. Schließlich kam man nicht alle Tage hierher. Immer wurde mir gesagt, ich hatte im Lager zu bleiben. Aber hier warf das Licht dunkle, teilweise flackernde Schatten. Hier konnte man super ein Abenteuer spielen. Ich stellte mir vor, ein Ritter zu sein und kämpfte gegen einen bösen Drachen, dessen Schattenkopf immer hin und her zuckte, wenn jemand in der Nähe vorbeikam.

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#12

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 28.07.2017 23:17
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge



Während ich noch dabei war den Ärger über Finn zu verarbeiten, hörte ich unerwartet eine vertraute Stimme hinter mir, mit der ich zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet hatte. Augenblicklich verharrte ich in meiner Bewegung und drehte mich zu der Azalle um, die mir hingegen jeder Erwartungen gefolgt war. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, als Enngelin versuchte mich weiter zu beruhigen und es wie zuvor auch, irgendwie schaffte. "Ja, das kann er gut.", murmelte ich dennoch etwas verstimmt angesichts seines kindlichen Benehmens, ehe meine Gegenüber einen Vorschlag machte, der mich überrascht die Augenbrauen anheben ließ. "Willst du etwa eine kleine Trainingseinheit mitten auf einem Fest machen?", fragte ich nicht ganz ernstgemeint, ehe ich mich auch schon zustimmend nicken spürte. Die Aussicht auf einen entspannten Abend hatte tatsächlich etwas verlockendes. Und ihn mit ihr zu verbringen war ebenso unerwartet, wie erfreulich. "Also, worauf hast du Lust?", stellte ich die nächste Frage und ließ kurz meinen Blick über die Menschen in unserer Nähe gleiten. Nicht weit von uns entfernt stand Annie mit Asher. Ein Anblick der ungewohnt war und mich kurzzeitig irritierte, bis mir einfiel, dass ich in den vergangenen Monaten recht selten im Lager unterwegs gewesen war und es daher nicht verwunderlich war, dass mir solche Dinge wie Bekannschaften entgingen. Doch schnell wurde meine Aufmerksamkeit auf ein anderes Pärchen gelenkt und stirnrunzelnd wandte ich mich meiner Begleiterin zu. "Sollte Serena nicht auf Luca aufpassen?", gab ich nicht ganz sicher von mir und deutete auf die Brünette, die mit Gabriel durch die Menge zog.




Unzufrieden lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Azalle, die angesichts von Brans Ruhelosigkeit sichtlich amüsiert wirkte und schon im nächsten Augenblick vorschlug, dass auch ich die Feierlichkeiten genießen sollte. Angesichts meiner vorherigen Gedanken brachte mich dieser Vorschlag, gepaart mit ihrem Lächeln nun ebenfalls dazu meine Mundwinkel ein Stück weit zu erheben.
"Es gibt nur wenige Sachen, die das hier für mich angenehmer machen könnten. Und ich bezweifle, dass du dich auch nur für eins davon anbieten würdest.", erwiderte ich, noch immer verhalten lächelnd und mit leicht gesenktem Kopf, ehe ich einen unerwarteten Schritt vortrat. Unsere Blicke trafen sich, als ich in dieser Position nun auf sie hinuntersah und als ich sie schweigend eine Weile musterte, hatten sich meine Züge wieder weitestgehend verhärtet. Dann nickte ich kaum merklich mit den Kopf in die Richtung, in die das Frettchen verschwunden war und wo ich kurz zuvor Kilian und Enngelin entdeckt hatte. "Solltest du dich nicht lieber mit ihm beschäftigen? Bin mir nicht sicher, wie lange sich noch die Gelegenheit dafür bietet, dein Glück zu versuchen.", bemerkte ich leise und trat dann wieder ein wenig zurück, um unseren neuen Anführer und seine Begleiterin zu betrachten. "Obwohl es dafür auch schon zu spät sein könnte.", mutmaßte ich mit verschränkten Armen und einem kleinen Stirnrunzeln, ehe ich hinter den Turteltauben einen braunen Schatten entlanghuschen sah. Aber Annie hatte wohl recht. Es war zwecklos den Nager von den Anwesenden fernhalten zu wollen, also würde ich den Vierbeiner gewähren lassen, bis jemand seiner überdrüssig wurde.


Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3
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#13

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 30.07.2017 20:08
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge



„Wieso bist du dann hier?“
Eine durchaus berechtigte Frage, mit der ich an dieser Stelle nicht wirklich gerechnet hätte. Langsam lenkte ich meine Augen zurück zur Blonden, die erstaunlich gut Interesse heucheln konnte. Oder war sie einfach einsam? Vielleicht ein wenig von beidem. Wenn ich ehrlich sein sollte, war mir die Antwort darauf im Augenblick nicht einmal wichtig. „Was kann ein Azalle denn sonst mit seiner freien Zeit anfangen? Hier kann ich mich zumindest betrinken, ohne direkt dafür verurteilt zu werden.“, erwiderte ich schulterzuckend und ließ zu, dass auf meinen Lippen ein schiefes Grinsen auftauchte. Ich wusste nicht, ob es an ihrer Gesellschaft oder dem Alkohol lag, der allmählich seine Wirkung zeigte. Aber irgendwie war ich nicht mehr so angespannt, wie noch vor wenigen Minuten.
„Und dann ist da natürlich noch Kilian. Jemand muss ihm doch über die Schulter schauen, während er versucht einen auf Messias zu machen.“
Mir war durchaus bewusst, dass die beiden sich ganz gut riechen konnten. Ihm hatte die Soldatin es schließlich zu verdanken, dass sie damals nicht von der wütenden Meute hingerichtet worden war. Doch ich hatte nicht vor mich deswegen zu verstellen. Denn nur, weil der Dunkelhaarige seit einiger Zeit freiwillig Anführer spielte, hieß das nicht automatisch, dass jeder mit der Art und Weise, wie er die Dinge regelte, einverstanden war.
„Ich hol mir gleich noch etwas zu trinken. Willst du auch was?“





Beinahe fasziniert verfolgte ich, wie die Mundwinkel meines Gegenübers sich tatsächlich kurz erhoben und es den Anschein machte, als würde er über meinen Vorschlag nachdenken. Asher erklärte, dass es nur wenige Dinge gab, die den Abend für ihn angenehmer gestalten könnten. „Und ich bezweifle, dass du dich auch nur für eins davon anbieten würdest." Meine Augenbrauen erhoben sich angesichts dieser Feststellung seinerseits. Doch noch ehe ich die Gelegenheit dazu bekam etwas darauf zu erwidern, überbrückte der Hochgewachsene die Distanz zwischen uns und blickte schweigend auf mich herab. Wahrscheinlich um seiner Aussage etwas mehr Nachdruck zu verleihen? Oder wollte er mich vielleicht einschüchtern? Ich kannte Asher nicht gut genug, um seine Intentionen auf Anhieb richtig zu deuten. Also blieb ich mit meinen spärlichen Vermutungen alleine und konnte nur schweigend feststellen, dass ich unbewusst den Atem angehalten und nun Mühe dabei hatte mich von dem dunklen Augenpaar vor mir zu lösen. Ich merkte nicht einmal, wann es geschah. Doch als er schließlich mit seinem Kopf zur Seite deutete und daraufhin den Augenkontakt unterbrach, hatten seine Züge wieder die gewohnte Härte angenommen.
"Solltest du dich nicht lieber mit ihm beschäftigen? Bin mir nicht sicher, wie lange sich noch die Gelegenheit dafür bietet, dein Glück zu versuchen."
Irritiert folgte ich mit den Augen seiner Kopfbewegung und legte die Stirn in Falten, als ich feststellte, dass er offenbar über Kilian sprach. Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass der Eigenbrötler so viel Aufmerksamkeit dem Lager und seinen Anwohnern widmete. Trotzdem fand ich nicht, dass der Mann vor mir eine Berechtigung dazu hatte mir Ratschläge in Sachen Liebe zu geben. Vor allem, als er im nächsten Zug die Vermutung aufstellte, dass mein Zug mittlerweile wahrscheinlich abgefahren war. Seine Haltung unbewusst imitierend verschränkte ich nun ebenfalls die Arme vor der Brust und richtete meine Augen auf den Dunkelhaarigen.
„Du bist schnell darin über andere zu urteilen.“, stellte ich leise fest. Ich wusste nicht wieso, doch seine Aussagen hatten mich irgendwie verstimmt. „Ich mache mir keine falschen Hoffnungen, falls du das denkst. Und ich lebe auch in keiner Traumwelt. Wenn ich um seine Gunst hätte kämpfen wollen, dann wäre dies spätestens vor einem halben Jahr geschehen. So einfach ist das.“
Einige Augenblicke lang betrachtete ich Asher noch eindringlich. Dann löste ich kopfschüttelnd den Blickkontakt auf und drehte meinen Kopf zur Seite, um meine Gedanken zu sammeln. Eigentlich war ich ihm keine Erklärungen schuldig, das wusste ich. Aber irgendwie war ich es leid als das hoffnungslose, verzweifelte, kleine Mädchen angesehen zu werden, welches niemals ihr Glück finden würde. Das war auch einer der Gründe, wieso ich nicht die Flucht ergriff, sondern stattdessen erneut zu meinem Gesprächspartner aufblickte.
„Falls das eben also ein Angebot gewesen war, solltest du mir zuerst etwas zum Trinken anbieten.“, ergänzte ich mit einem leichten Schulterzucken und der Andeutung eines Lächelnd im Mundwinkel.

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#14

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 31.07.2017 23:57
von Arrabella • Team Zyr | 78 Beiträge



„Willst du etwa eine kleine Trainingseinheit mitten auf einem Fest machen?“, fragte mich Kilian und ich kicherte leicht. Darauf hatte ich eindeutig nicht hinaus wollen. „Es gibt auch genügend andere Varianten, um Spaß zu haben, weißt du.“, sagte ich mit einem Augenzwinkern.
„Also, worauf hast du Lust?“, meinte Kilian und ich überlegte kurz. Ich wollte das Fest genießen, aber ich wusste nicht so Recht, was ich machen sollte. Betrinken wollte ich mich nicht unbedingt und zum Tanzen fehlte mir eindeutig das Talent. Ich hatte, was sowas anging, zwei linke Füße.
„Sollte Serena nicht auf Luca aufpassen?“, unterbrach Kilian plötzlich meine Gedankengänge und ich sah in die Richtung in die Kilian deutete. Eigentlich hatte Serena mir versprochen, auf Luca Acht zu geben, während ich das Fest aufsuchte. Dass sie hier war, ließ mich ein wenig unruhig werden.
„Vielleicht schläft Luca und Serena wollte kurz vorbei schauen…“, sagte ich zögerlich, glaubte aber meinen eigenen Worten kaum. Vermutlich war Luca ausgebüxst und heimlich auf das Fest gegangen. Und Serena war hier, um ihn zu suchen. Doch was machte Gabriel bei ihr?
„Es wäre vermutlich besser das einmal abzuklären, oder?“, sagte ich unsicher und zog Kilian mit mir zu Gabriel und Serena, die bei der Schenke standen.
„Alles in Ordnung?“, fragte ich, als ich die beiden erreicht hatte.




„Lieb von dir, dass du mir helfen willst.“, antwortete mir Serena. „Ich denke, wir sollten mal herausfinden, ob jemand einem Kind einen Apfelsaft gegeben hat, meinst du nicht auch?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, denn sie zog mich einfach mit sich. Froh darüber, dass meine Täuschung nicht aufgeflogen war, nahm ich einen Schluck von meinem Bier. Serena hatte mir glücklicherweise den Apfelsaft abgenommen, weshalb ich nun mein Vorhaben von vorhin beibehalten konnte.
„Es gibt auch andere Getränke, die Kinder trinken können.“, sagte ich schulterzuckend während wir zur nächsten Schenke gingen. Wieso nahm Serena an, dass Luca unbedingt einen Apfelsaft trank? Ich war mir durchaus im Klaren, dass der kleine Junge gerne diesen Saft trank, doch man sollte alle Optionen durchgehen. Außerdem durfte ich nicht zulassen, dass er gleich wieder gefunden wurde. Dann wäre ja meine ganze Arbeit umsonst gewesen.
„Habt ihr einen kleinen Jungen gesehen? Meine Begleiterin vermutet, dass er sich einen Apfelsaft geholt hat. Wobei ich das ziemlich unwahrscheinlich finde. Wenn ihr einen Jungen gesehen hättet, dann hättet ihr diesen bestimmt ins Lager zurückgebracht, oder? Ihr wisst ja, dass die Kinder schon längst schlafen müssen…“, sagte ich ein wenig einschüchternd. Im Prinzip war es nicht meine Schuld, dass Luca noch frei herumlief. Nein, diese Leute trugen die Verantwortung, denn sie hatten ihn vermutlich gesehen, ihn aber nicht zurückgebracht. Von mir konnte man nicht verlangen, dass ich einen kleinen Jungen den Spaß verdarb, das wusste hier absolut jeder.
„Alles in Ordnung?“, fragte mich meine Cousine, die plötzlich neben mir stand. Hatte sie nicht gesagt, dass sie mit Finn auf das Fest gehen würde?
„Alles gut.“, versicherte ich meiner Cousine mit einem Grinsen. „Es könnte nur sein, dass Luca hier irgendwo auf dem Fest ist. Ich meinerseits bin ihm noch nicht begegnet, weshalb Serena und ich ihn suchen.“, sagte ich. Ich fühlte mich nicht ganz wohl, meine eigene Cousine anzulügen, aber gleichzeitig konnte ich ihr die Wahrheit nicht sagen. Sie würde mich köpfen wollen und darauf konnte ich gut verzichten. Außerdem musste ich zugeben, dass mir das durchaus ein klein wenig Spaß bereitete und ich das alles nur zum Vergnügen veranstaltete, ganz ohne bösen Hintergedanken.

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#15

RE: Cerandíl - new chapter

in Cerandíl - New Chapter 01.08.2017 17:33
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge




Obwohl Enngelin eine harmlose Erklärung für Serenas Anwesenheit suchte, sah man ihr deutlich an, dass wir beide das Gleiche dachten. Deshalb nickte ich augenblicklich auf ihren Vorschlag der Sache auf den Grund zu gehen und folgte der Azalle zu den beiden Menschen, die vielleicht etwas Licht in diese Angelegenheit bringen konnten.
Wie nicht anders zu erwarten, bestätigte Gabriel auch sogleich unsere Vermutungen, auch wenn er diese Angelegenheit offenbar als nicht weiter tragisch erachtete. Ein Umstand, der mich misstrauisch die Stirn in Falten legen ließ. Nicht ohne Grund waren diejenigen im Lager geblieben, deren Sicherheit ich nicht aufs Spiel setzen wollte. Dieses Fest überhaupt stattfinden zu lassen hatte mich schon einiges an Überwindung gekostet, bedachte man, wie die letzte Zusammenkunft der Azallen außerhalb unserer geschützten Gemäuer geendet war. Deshalb konnte ich auch die Unbekümmertheit meines ansonsten geschätzten Freundes nicht nachvollziehen. "Wir sollten uns aufteilen", murmelte ich deshalb verstimmt, ehe ich mich besorgt aus der Gruppe löste, um den Ausreißer so schnell wie möglich zwischen den Erwachsenen ausfindig zu machen.



Mal davon abgesehen, dass ich in meiner Aussage keinerlei Wertung ihr gegenüber hatte einfließen lassen, musste ich eingestehen, dass mich ihre Mutmaßung ein wenig überraschte. Diese Empfindung beruhte jedoch offenbar auf Gegenseitigkeit, denn auch sie schien mit meinen Worten nicht gerechnet zu haben. Jemand anderes hätte ihr wohl erklärt, dass ich keineswegs erpicht darauf war, die Lebensweise meiner Mitmenschen zu erforschen, sondern dass man von Außen eben viele Dinge bemerkte, die Involvierten verborgen blieben. Ob man nun wollte, oder in meinem Falle eben auch nicht. Und ganz ehrlich; selbst ein Blinder hätte die schmachtenden Blicke nicht ignorieren können, die meine Gegenüber unserem neuen Anführer immer dann schenkte, wenn die Brünette sich unbeobachtet fühlte.
Ihre nachfolgende Rechtfertigung ließ mich deshalb nur unbeeindruckt aufbrummen, auch wenn ich einen Moment später registrierte, dass ich nicht genau sagen konnte, wann ich zuletzt bei diesen Situationen Missgunst verspürt hatte. Und da dieses Gefühl bei solchen Dingen immer aufkeimte, steckte wohl mehr Wahrheit in ihren Worten, als ich zuerst angenommen hatte. Seltsamerweise schien Annie gekränkt zu sein angesichts meiner Äußerung, weshalb ich im Nachhinein froh war, dass ich viele Dinge nicht laut ausgesprochen hatte, die mir seit Jahren auf der Zunge lagen. Denn obwohl ich ihr Verhalten weder guthieß, noch nachvollziehen konnte, war es nicht meine Absicht sie in irgendeiner Weise zu verletzen. Das schaffte sie ganz gut alleine.
Nachdenklich betrachtete ich also die Azalle, die nach einem Kopfschütteln den Blickkontakt unterbrach und mir damit ein mattes Lächeln entlockte. Ein Schaf blieb eben immer ein Schaf, so sehr es auch versuchte ein Wolf zu sein.
Doch die junge Frau schaffte es erneut mich zu überraschen, als sie nach nur wenigen Augenblicken abermals meinem Blick begegnete und beinahe herausfordernd auf meine Äußerung von zuvor einging. Nicht ohne sich jedoch einen Fluchtweg parat zu halten, was mich dazu verleitete die Distanz zwischen uns ein weiteres Mal zu überbrücken. "Wenn du etwas willst, solltest du es dir einfach nehmen. Sonst verpasst du womöglich die Chance darauf", raunte ich der Azalle zu, deren Gesicht dem meinen mittlerweile so nahe war, dass ich ihren Atem auf meiner Haut spüren konnte. Ein Gefühl, dass mich dazu verleitet hätte, ihre Worte ernst zu nehmen, wären da nicht diverse andere Gründe, die mich davon abhielten. "Also...was soll ich dir holen?"


Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3
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