#16

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 03.10.2016 21:15
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge


Ich hielt einen durchgängigen Abstand zum Prinzen ein, während ich ihm durch die volle Stadt folgte. Wie ein kleines Kind schaute er sich um und schien nicht genug von der dreckigen, lauten und vollen Umgebung zu bekommen.
Ich fragte mich, wie lange er noch die sich nicht ändern wollende Menschenmasse begutachten wollte.
Schließlich bahnte er sich seinen Weg durch die Massen zu einem kleinen Stand, der Fleisch und überbackene Früchte anbot. Misstrauisch schielte ich darauf. Für den Preis waren sie definitiv zu klein und frisch sah anders aus als das.
Er drehte sich zu mir und fragte, ob ich Hunger hatte. Ich schürzte die Lippen. Es wäre entgegen jedweder Ehrhaftigkeit, während des Dienstes zu essen. Erst recht, wenn man es sich ausgeben ließ, und dann auch noch vom Prinzen.
Ich trat an ihn heran. „Prinz, Ihr solltet Euer Geld nicht so offen zeigen. Bitte folgt mir“, meinte ich eindrücklich zu ihm und ging voran, etwas abseits blieb ich stehen.
„Wartet bitte hier“, sagte ich zu ihm und seufzte leise, ehe ich mich umdrehte, einen Blick über die Schulter warf, ob er auch da blieb, und zu einem anderen Stand ging, wo es Ähnliches zu kaufen gab. Ich kaufte eine überbackene Birne und schlängelte mich dann zurück zum Prinzen.
Wortlos hielt ich sie ihm hin.
„Ihr solltet aufpassen, was Ihr kauft. Händler sind gierig.“


Wuhu, ich habe ein eigene Signatur^^ *stolz* xD

zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:41 | nach oben springen

#17

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 04.10.2016 16:23
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge





Einige gelegentliche Blicke zurück, versicherten mir, dass der Rest der Gruppe meinem Beispiel gefolgt war und in einigem Abstand hinter mir herlief. Ansonsten war mein ganzes Denken einzig und allein auf mein Ziel gerichtet, nämlich die Anderen zu finden und mich davon zu überzeugen, dass sie in Sicherheit waren. Da ich Martius Worte nicht anzweifelte, sparte ich mir den Weg zu der Taverne, um sicherzugehen, dass Astraea nicht doch unbeschadet bei diesem Idioten saß und überhaupt nicht in Gefahr war. Dafür irrte er sich zu selten...
Allein bei dem bloßen Gedanken an diesen elenden Soldaten, ballten sich meine Hände augenblicklich zu Fäusten. Ich hatte keine Ahnung, ob er was damit zu tun hatte, aber das spielte auch schlussendlich keine Rolle. Und ebenso unsicher war ich mir darüber, wem mein größerer Groll galt. Ihm oder der rothaarigen Zorra, die sich geweigert hatte auf meinen Rat zu hören und nur deshalb jetzt in Gefahr schwebte. Dieses Weib würde mich noch ins Grab bringen, ehrlich!
Wir ließen die Menge hinter uns, verließen die Stadt auf dem Wege, wie ich hereingekommen war und verschwanden ins Dickicht des Archadewalds. Meine Schritte waren mittlerweile so von Wut, Angst und einem anderen Gefühl, was ich nicht ganz beschreiben konnte, gehetzt, dass die Anderen Mühe hatten mir zu folgen. Doch sie waren erstmal außer Gefahr, also verschwendete ich keine weitere Zeit damit auf sie zu warten, sondern steuerte zielgerichtet weiter. Alle Gefangenen wurden zum Schloss gebracht. Und es gab nur eine passierbare Straße, die dahin führte, also gab es nur eine Richtung, der ich folgen konnte. Irgendwo kurz vor meinem Ziel schaltete sich mein Verstand wieder ein und riet mir, zumindest nicht wie ein wild gewordener Eber in das Geschehen zu preschen, weswegen ich meine Schritte verlangsamte. Es war nicht mehr weit bis zur Hauptstraße, also musste ich mich zusammenreißen. Ich schob ein paar Äste zur Seite, trat zwischen zwei Hecken hindurch und verharrte plötzlich, als ich eine Gestalt vor mir ausmachte. Astraea ließ mich erstarren. Nicht nur ihr unerwartetes Auftauchen, sondern auch der Anblick, den sie bot. Ihre Kleidung war mit Blut durchtränkt, was mein Innerstes schmerzhaft zusammenziehen ließ, bis mir klar wurde, dass es nicht ihr eigenes sein konnte, denn dann wäre sie nicht mehr in der Lage aufrecht zu stehen. Offenbar hatte sie auch mit meinem Auftauchen nicht gerechnet, denn sie wirkte ebenfalls für eine Sekunde wie versteinert, ehe ihr die Klinge aus der Hand rutschte und sich an meinen Namen erinnerte. Doch erst, als sie sich plötzlich an mir wiederfand, erwachte ich aus meiner Starre und legte mehr aus Reflex meine Arme um sie. "bei den Göttern, ich bin so froh dich zu sehen."
Sie presste ihr Gesicht gegen meine Brust und als endlich die Erkenntnis zu mir hindurchsickerte, dass sie wirklich hier und in Sicherheit war, machte sich unendliche Erleichterung in mir breit und automatisch zog ich sie fester an mich, vergrub mein Gesicht kurz in ihren Haaren und bemühte mich meinen Atem wieder zu regulieren. Keine Ahnung, wie lange wir hier standen und ich sie einfach nur festhielt, doch irgendwann löste ich mich leicht von ihr, legte meine Hand unter ihr Kinn und zwang sie mich anzusehen. Aufmerksam wanderten meine Augen über ihr Gesicht und als ich den rötlichen Abdruck auf ihrer Wange bemerkte, spürte ich, wie mein Blut abermals in Wallung geriet. Dennoch versuchte ich äußerlich ruhig zu bleiben und gab dem Drang nach, ihr behutsam mit dem Daumen über jene Stelle zu streichen. "Was ist passiert?"


Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3

zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:40 | nach oben springen

#18

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 07.10.2016 23:17
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge





Es gefiel mir nicht, dass ich mich vom Rest der Gruppe hatte trennen müssen, aber zurzeit war meine Rolle als Köder der effektivste Weg, diese Rettungsaktion zum Erfolg zu führen. Trotzdem quälte mich die Ungewissheit darüber, ob unser Plan erfolgreich war. Bewegungslos lauschte ich in die Nacht hinein, während meine Gedanken um die anderen kreisten und ich einfach nur hoffte, dass sie diesen Tag alle unversehrt überstehen würden.
Es dauerte nicht lange, bis die Wachen mich eingeholt hatten und blindlings unter mir hindurchpreschten, sich immer weiter entfernten und irgendwann aus meiner Sichtweite verschwanden.
"Idioten...", murmelte ich kopfschüttelnd, horchte einige Sekunden aufmerksam auf verdächtige Geräusche, ehe ich behände wieder zu Boden kletterte und mich augenblicklich auf den Weg zurück zu meinen Gefährten machte. Zugegebenermaßen nicht die Verbündeten, mit denen ich am Morgen noch gerechnet hätte. Gabriel...Ich war mir nicht sicher, ob mir gefiel, was ich heute erfahren hatte. Und die Frau? Ihre Stimme kam mir so bekannt vor, aber mir wollte einfach nicht einfallen, wo ich sie schon einmal gehört hatte.
Flink huschte ich hinter einen dicken Stamm, als ich plötzlich Schritte vernahm, die in meine Richtung steuerten, doch schnell entspannte ich mich wieder, als mir klar wurde, dass sie keinesfalls von einem Soldaten stammen konnten. Dennoch wartete ich, bis die Person in Sichtweite kam, ehe ich einen kurzen Blick riskierte und dann erleichtert hervortrat. "Jaelyn." Lächelnd ging ich der jungen Frau entgegen, froh sie frei und unverletzt vorzufinden. "Du solltest nicht alleine hier draußen sein. Komm." Ohne auf eine Erwiderung zu warten, griff ich nach dem Handgelenk des Mädchens und zog sie die restlichen Meter mit mir zu den Anderen. Als wir gemeinsam aus dem Dickicht traten, verharrte ich für einigen Augenblicke und versuchte die Szene in mir aufzunehmen. Der Käfig war leer, in einer schwindenden Rauchwolke erschienen die Silhouetten von Gabriel und der unbekannten Fremden, doch von Astraea fehlte weit und breit jede Spur. "Wo ist sie?", fragte ich, während mein Blick über die bewusstlosen Männer am Boden gleitete. Mein Magen krampfte sich zusammen, als ich bemerkte, dass zwei von ihnen mehr als nur das Bewusstsein verloren hatten.
Ablenkend sah ich wieder zu den beiden Verbliebenen und als die Unbekannte das Tuch von ihrem Gesicht entfernte, da erkannte ich endlich, wer sich hinter der mysteriösen Fremden wirklich verbarg. "Mirah?"
Verwundert musterte ich die Azalle, bis mir klar wurde, dass wir noch immer in Gefahr schwebten und ich noch immer nicht über Astraeas Verbleib informiert worden war.
"Wir müssen hier weg. Die restlichen Soldaten werden zurückkommen. Und Corboz..." Ich brach ab und deutete den Anderen an mir zu folgen. Zuerst musste ich dafür sorgen, dass alle in Sicherheit waren, dann würde ich einige Fragen zu stellen haben.


Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3

zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:38 | nach oben springen

#19

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 08.10.2016 16:24
von Arashi • Grünschnabel | 10 Beiträge

Jaelyn

Ich folgte den Spuren in jene Richtung, in die die Wachen hinter Aneela her gejagt waren. Dabei auf der Hut von niemanden entdeckt zu werden. Immerhin hatte ich nichts bei mir um einen Kampf auf Augenhöhe mit einer Wache zu führen. Das Einzige, was ich machen konnte, war meinen Gurt als Steinschleuder zu nutzen und so aus dem Hinterhalt zu agieren. So gesehen war es besser als nichts.
Ich streifte durchs Unterholz doch niemand war zu sehen. Aus der Ferne hörte man zwar die Wachen rufen - sie sollen das Weibsbild endlich finden - doch das war es auch schon. Ein Knacken hier, ein Knacken da. Aber wenigstens hatten sie Aneela noch nicht erwischt und als ich noch ein paar Schritte tat, trat diese hinter einen Baum hervor und auf mich zu. Ich atmete einmal erleichtert aus und meinte nur auf ihre Sorge hin: "Mach dir keine Gedanken um mich. Ich hab schon des Öfteren- hey." Eigentlich wollte ich ihr noch sagen, dass ich schon so manches Mal hier draußen übernachtet hatte, allerdings schien sie dies nicht zu interessieren. Ohne weiter auf mich in der Hinssicht zu achten, ergriff sie mein Handgelenk und zog mich mit sich wieder zurück zum Ausgangsort der Flucht. "Bitte warte. Ich glaube nicht, dass es so gut für mich ist zuück in die Stadt zu gehen. Jedenfalls für den Moment.", versuchte ich zu erklären, doch wieder am Karren angelangt, aus dem man nur wenige Minuten zuvor herausgesprungen war, betrachtete Aneela erst einmal die Szenerie und fragte nach Astraea. Sie wirkte beim Anblick der Männer, welche auf dem Boden lagen, leicht verkrampft, was ich ihr nachempfinden konnte. Ich vermied es hinzusehen. Währenddessen ging Aneela auf meine anderen beiden Retter zu, wobei sie etwas überrascht schien, was die Anwesenheit der jungen Dame anging. Dies hielt jedoch nicht lange an, da sie uns dazu bringen wollte schnell von hier zu verschwinden. Es stimmte, dass die Soldaten sicher bald wieder hier sein würden und was es mit dem Hauptmann auf sich hatte, wollte ich erst gar nicht wissen. Ich hatte bis jetzt immer sicherheitshalber einen großen Bogen um ihn gemacht. Er gehörte für mich einfach zu den Menschen, mit denen man nichts zu tun haben wollte. "Wo genau willst du hin?", fragte ich dann doch einmal nach.

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#20

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 27.10.2016 22:14
von Arrabella • Team Zyr | 78 Beiträge



Diese Rauchwolke war kaum auszuhalten! Mehrmals wäre ich fast über bewusstlose oder tote Männer gestolpert, die verteilt am Boden lagen. Soldaten waren einfach zu dumme Geschöpfe, anstatt zusammen zu kämpfen, hatten sie sich aufgeteilt, was ihr Todesurteil war. Aber das war ja bekanntlich nicht mein Problem. Im Gegenteil, ein paar Männer weniger mit denen ich mich im Alltag herumschlagen musste.
Ich verlangsamte mein Tempo und bewegte mich nun im Laufschritt fort. Ich konnte Umrisse erkennen, eine Person befand sich nur wenige Meter vor mir. Bestimmt griff ich nach meiner Waffe, ließ sie aber noch im Gürtel. Die Gestalt sah mir nicht nach einem Soldaten aus, weshalb ich mich entspannte und meine Hand wieder zurückzog.
„Sind sie frei?“, fragte die Frau von vorhin und ich nickte stumm. „Ja, sie sind in den Wald gerannt“, sagte ich dann noch, da ich nicht wusste, wie gut sie mich im Nebel sah.
„Wo ist Aneela?“, fragte ich dann und sah mich um. Der Nebel lichtete sich schon, aber trotzdem war das Gefühl hier irgendwie beklemmend.
„Wir sollten aus dem Rauch raus“, sagte ich mehr zu mir selbst als zu der Frau und setzte mich in Bewegung.
„Du bist eine Azalle, stimmts?“, meinte ich fragend, obwohl ich mir schon fast sicher war, was diese Frage anging. Andernfalls hätte sie uns nie geholfen, geschweige denn sich grundlos mit den Soldaten angelegt.
Als sich der Rauch lichtete, erkannte ich eine der beiden Azallen, die ich befreit hatte und Aneela. Glücklicherweise ging es allen gut. Ich trat aus dem Nebel heraus und als die Frau das Tuch von ihrem Gesicht entfernte, musterte ich sie neugierig. Aneela schien sie wieder zu erkennen, da sie fragend ihren Namen sagte.
„Wir müssen hier weg. Die restlichen Soldaten werden zurückkommen. Und Corboz…“, Ich nickte stumm. Lautlos folgte ich ihr, holte schnell zu ihr auf und flüsterte ihr zu, dass Astraea erfolgreich geflohen war. Ich war mir sicher, dass es ihr gut ging. Zumindest wirkte sie, als ich sie befreit hatte, noch sehr lebendig.
„Ich glaube sie ist hier lang gelaufen.“, sagte ich zu der Azalle und zeigte Richtung Westen.




„Nun…Meine Vision die ich kurzzeitig hatte, deutete auf eine Gefahr für sie hin…“, gestand Martius und ich hörte ihm aufmerksam zu. Dass jemand von Soldaten entführt wurde, wussten wir alle bereits und ich hatte angenommen, dass es Astraea war. Martius sah mich ein wenig verunsichert an und ich lächelte ihm aufmunternd zu. Ab und zu fühlte man sich aufgrund seiner Gabe schuldig, obwohl man nichts dafür konnte. Und meist sind die Menschen wütend auf einen, wenn man eine schlechte Nachricht überbringt oder einfach nichts an der Situation ändern kann. Ich verstand das nur zu gut. Ich wusste, welche Last Martius zu tragen hatte und welche Bürde auf ihm lag.
„Aneela kümmert sich um die Gefahr.“, fügte er dann noch hinzu. Ja, und mein Cousin war auch dabei. Alles würde gut gehen, daran glaubte ich fest.
Unsicher blickte ich dann Kilian an, der ziemlich in Rage war.
„Verdammt…“, knurrte er und ich sah ihn sanft an. „Alles wird gut werden. Aneela und Gabriel sind beide fähige Kämpfer, sie schaffen das schon“, meinte ich ruhig.
Kilian sagte dann ziemlich bestimmend, dass wir hier nicht sicher waren. Damit hatte er nicht ganz unrecht, die Stadt war momentan bestimmt nicht der sicherste Ort, aber ob der Wald sicherer war?
Unser ungeduldiger Begleiter wartete jedoch keine Antwort ab, sondern stürmte durch die Menge. „Wir sollten ihn wirklich nicht alleine lassen“, sagte ich an die beiden anderen gewandt und folgte Kilian.
Ich hatte Probleme mit ihm Schritt zu halten und mehrmals hatte ich ihn kurz aus den Augen verloren, nur um ihn dann einige Sekunden später wieder im Augenwinkel zu erfassen. Die Menschenmengen wurden weniger und wir ließen den Hauptplatz hinter uns. Vor uns erstreckte sich der Wald und es dauerte nicht lange, bis wir von den Bäumen umhüllt waren.
„Kilian!“, hörte ich dann jemanden schreien und Erleichterung durchfuhr mich. Astraea. Sie war hier. Sie war in Sicherheit.
„Bei den Göttern, ich bin so froh dich zu sehen.“, meinte sie, als sie sich in seine Arme warf. Ich hielt ein wenig Abstand, freute mich jedoch, dass es ihr gut ging. Gleichzeitig machte ich mir jedoch Sorgen um Gabriel, der wohl nicht mit ihr gekommen war.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:36 | nach oben springen

#21

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 05.11.2016 21:22
von NoNameSorrySoon • Grünschnabel | 44 Beiträge



Enngelin schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Mein Bick fuhr zu Killian, dessen Gesichtsaudruck sich mehr und mehr verdüsterte. Es schien, als wäre es gegen seine Vorstellungen, sich an die Befehle seiner Schwester zu halten. Ich hingegen hatte nichts dagegen. Ich war ehrlich zu mir selbst: körperlich konnte ich mich wohl kaum mit einem Soldaten messen.
Killian knurrte, augenblicklich fühlte ich mich, als sei es meine Schuld, was passiert war. Was, rein technisch gesehen, natürlich nicht der Wahrheit entsprach. Killian platzte vor Tatenrang und schien sich entschlossen zu haben, nicht dem 'Rat' seiner Schwester zu folgen. Mein Blick huschte kurz besorgt zu den anderen. Ich war mir etwas unschlüssig, ob wir ihm folgen sollten oder nicht. Ich persönlich sah keinen Sinn darin, uns alle gemeinsam in Gefahr zu begeben. Das wäre umso riskanter. Doch ich beugte mich den anderen und lief ebenso Killian hinterher. Wenn auch mit einem gewissen Abstand. Es war nun doch etwas auffällig, wenn sich eine Menschenmasse gleichmäßig in eine Richtung begab.
Während wir weiter liefen, umhüllte uns die Dunkelheit der Bäume. "Killian!", ich zuckte etwas zusammen, als ich die Stimme von Astraea hörte. Im Dunkeln konnte ich erkennen, wie sie sich gegen seinen Körper warf. Eine Erleichterung durchfuhr mich, von der ich nicht geahnt hatte. Sie war am Leben, es war alles in Ordnung. Doch wo waren die anderen?
"Bei den Göttern, ich bin so froh dich zu sehen.", mein rechter Mundwinkel zuckte leicht nach oben. Ich versenkte meine Hände in den Hosentaschen und blickte nach oben, an den riesigen Bäumen vorbei. Schonmal eine, die am Leben war.



"Ja, sie sind in den Wald gerannt.", ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Immerhin waren wir mit unserer Mission erfolgreich gewesen. Mein Blick fuhr auf die beiden Toten. Ich wusste jetzt schon, dass mir das wahrscheinlich ärger einhandeln würde. Mal abgesehen davon, dass einer der Toten nicht mein Opfer war. Ich hatte 'nur' einen beseitigt. Verzeih, dass ich das Leben nahm, um ein anderes zu retten. Mein Blick hob sich abermals, als der Mann nach Aneela fragte. Ich zuckte leicht mit meinen Schultern. "Schätze, dass sie sich ihren eigenen Weg bahnt." Anschließend schlug er vor, dass wir aus den Rauch mussten, was unnötig war, die Wolke hatte sich so gut wie komplett gelichtet. "Du bist eine Azalle, stimmts?" , "Kann man so sagen." , gab ich gelassen von mir. Ich war geboren als eine Azalle, das war richtig. Allerdings schätzte ich, dass ich in vielen Bereichen nicht in das typische Bild einer Azallin passte. Angefangen bei meiner 'Berufswahl'.
Wenn man vom Teufel sprach. Aneela sah uns und ich nahm nun, wo der Rauch komplett weg war, mein Schutztuch vom Gesicht. Als ihr ein überraschtes "Mirah?!", über die Lippen kam, kräuselten sich meine Lippen und ich legte eine künstlerische Verbeugung hin, gepaart mit einer gedrehten Hand. "Stets zu diensten.", und ich vermutete, welche Dienste mir nun im neuen Lebensabschnitt zugeschoben wurden. In ihrem Beisein befand sich eine weitere Person, dessen Gesichtsausdruck so aus sah, als würde sie sich gerne erbrechen. Ich schätzte , dass es an dem Schlachtfeld lag. Nun gut, wer das nicht gewohnt war.. auch wenn ich sagen musste, dass ich im normal Fall auch nicht sonderlich frontal arbeitete.
Aneelas Worte nahm ich sehr ernst und hörte ebenso zu. Ich setzte mich in Bewegung und rannte mit ihnen, wo auch immer sie hin wollten. Mein Kampfkollege vermutete eine Richtung, in der die Befreite sein könnte. Wir huschten weiter durch den Wald. Ich redete auch nicht, brach die Stille nicht. Die Blätter rauschten abermals an uns vorbei. Und irgendwann kamen wir auf eine kleine Menschenversammlung mitten im Wald. Meine Hand zuckte kurzzeitig zu meinen Messern, aber ich erkannte sofort die Statur meines Bruders, der träumerisch gen Himmel starrte. Ich lockerte den Griff und wurde stattdessen in meinem Tempo langsamer.
Sehr sicher, sich bei umherirrenden Soldaten selbst nochmals in Gefahr zu begeben, indem man einfach auf einer Stelle stand. Ich hätte gerne geseufzt. Das war so.. typisch.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:35 | nach oben springen

#22

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 09.11.2016 14:51
von Venhedis • Höllenfürstin | 38 Beiträge




Die plötzliche Ruhe kam mir wie eine Ewigkeit vor. Er zog mich fester an sich und ich musste fast schon lächeln.
In jeder anderen Situation hätte ich mich vermutlich direkt wieder von ihm gelöst. Liebesgeschichten waren nun einmal nichts für mich... wobei ich nicht abstreiten konnte, dass es sich ganz gut anfühlte, von Kilian umarmt zu werden. Ich drückte ihn noch einmal, löste mich dann aber auch von ihm. Bevor ich reagieren konnte, wanderten seine Augen über mein Gesicht.
Oh nein...
Seinem Gesichtsausdruck und dem Daumen auf meiner Wange nach zu urteilen war die Schelle wohl noch sichtbar. Ich wusste natürlich nicht, wie rot es wirklich war -oder eventuell schon violett?- aber ich spürte einen stechenden Schmerz durch mein Gesicht schießen und zuckte reflexartig weg.
Am liebsten wäre ich einfach weggerannt aber das würde auch nicht wirklich helfen. Irgendwann musste ich ja mit ihm reden und ihm erzählen, was passiert ist.
Naja, vielleicht würde ich den Teil verschweigen, mit dem er recht hatte; Liam
Ich überlegte, wie ich am besten anfangen sollte. Einfach drauf los? Alles von Anfang an? Kilian eventuell einfach sagen, dass es mir gut ginge und ich nicht drüber reden möchte? Ich entschied mich für die erste Idee.
"Corboz hat mich erwischt, als ich das Medaillon von Aneela in einem Kartenspiel gewonnen hatte. Wahrscheinlich ist er durch mein Interesse daran überhaupt auf mich aufmerksam geworden... Er hat mich geschlagen, daher die rote Wange, und dann ... naja, was man eben mit Leuten wie uns macht. Einsperren und los," hastig wischte ich mir eine Träne weg und bemerkte erst jetzt, als ich an Kilian vorbeischaute, die anderen beiden Gestalten hinter ihm.
Martius und ... Enngelin?
Ich glaube, so hieß die Heilerin
Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, wandte ich meinen Blick wieder Kilian zu und löste mich nun komplett von ihm indem ich einen Schritt zurück tat.
Mein Drang zu flüchten war nun noch größer und nagte an mir. Ich wollte einfach nur weg.
"Aneela ist wahrscheinlich noch da draußen," erst ging mein Blick in die Richtung, aus der ich grade kam und dann fiel er auf mein nun teilweise rotes Kleid. "Und ich muss mich sauber machen... Du solltest also lieber nach ihr gucken, wenn du mich nicht grade beim Baden beobachten willst," ich zwang mich zu lächeln in der Hoffnung, er würde glauben, dass es mir doch gut ginge.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:34 | nach oben springen

#23

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 09.11.2016 21:50
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge

Erleichterung durchströmte die junge Azalle, als der Jäger sie darüber informierte, dass auch die zweite der in Gefangenschaft geratenen Frauen entkommen und vermutlich in Sicherheit war. Sie warf einen letzten Blick über ihre Schulter, zuckte bei dem Anblick, der sich ihr bot kurz zusammen und konzentrierte sich dann darauf, ihre Freunde zu finden. Schon nach wenigen Metern, vernahm sie die ersten ihr vertrauten Stimmen und signalisierte den anderen, ihr zu folgen. Dabei warf sie ihren Mitstreitern hin und wieder einen kurzen Blick zu. Mirah, die nach Jahren im Exil unerwartet aufgetaucht war und ihnen beigestanden hatte, Jaelyn, die obwohl ihre Herkunft ein Geheimnis war, trotzdem ins Fadenkreuz geraten war und Gabriel...der sie gerettet hatte und erneut dafür gesorgt hatte, dass sie in seiner Schuld stand. Doch zurzeit hatte eine andere Sache Priorität, weswegen die junge Frau diese Gedanken erst einmal beiseite schob und zielsicher voran schritt.
Gemeinsam traten sie durch das Dickicht des Arcadewaldes und fanden sich schon bald bei den restlichen Mitgliedern dieser "Mission" ein. Die Azalle registrierte zufrieden, das alle anwesend und soweit unbeschadet waren und beobachtete kurz ihren Bruder, der sich Astraeas angenommen hatte, ehe sie Martius ein dankbares Lächeln schenkte und dann das Wort erhob. "Es streunen noch immer Soldaten umher, wir dürfen hier nicht bleiben." Kilian, der seine Gegenüber zweifelnd musterte, löste sich schließlich von dem Anblick und nickte kurz, ehe er sich an das junge Mädchen wandte, welches ein wenig verloren zwischen den übrigen Personen stand. "Ich bringe Artminea zurück in die Stadt, dann werde ich nachkommen.", meinte der Azalle, ehe er zu seiner Schwester sah, die seine Geste erwiderte und sich dann an den Mann neben ihr wandte. "Gabriel..." Sie zögerte einen Moment unschlüssig, ehe ein schiefes Grinsen ihr Gesicht zierte. "Langsam verliert das Wort ´Danke´an Bedeutung, hm." Leise seufzend legte sie ihre Hand kurz an seine Schulter, um ihm dennoch zu verdeutlichen, dass sie ihm seine Hilfe hoch anrechnete und lächelte dann auch seiner Cousine freundlich zu, ehe die beiden ihre Heimreise antraten. Besorgt blickte Aneela ihnen hinterher, bis sie sich selbst ermahnte und an die Azallen wandte, die abwartend zu ihr blickten. "Lasst uns nach Hause gehen..." Dabei warf sie Mirah und Jaelyn einen Blick zu, der ihnen bedeuten sollte, dass sie die beiden in ihre Aussage einschloss.
Es war ein leichtes für die nun kleinere Gruppe den Soldaten im Wald auszuweichen und einen sicheren Weg zurück zur Brücke zu finden. Während Martius seine Schwester und die junge Azalle schon einmal hinein begleitete, wartete Aneela am Rand des Flusses auf ihre Freundin, die das Blut von ihrem Körper wusch. Schweigend lauschte sie in die Nacht hinein, bis Astraea ihr Vorhaben beendet hatte und sie nun ebenfalls den Weg durch den langen, unterirdischen Tunnel beschritten.
Resigniert sah Aneela der Rothaarigen hinterher, die augenblicklich in ihrem Zelt verschwand und verzichtete darauf ihr zu folgen. Zum Glück schienen alle anderen Azallen schon zu schlafen, weswegen sie erstmal vor Fragen gefeit war. Nachdenklich glitt ihr Blick zu Martius, Mirah und Jaelyn. Einige Momente verharrte die Azalle, dann schritt sie langsam auf die kleine Gruppe zu.

Blinzelnd öffnete Aneela einige Stunden später ihre Augen und sah irritiert in das Gesicht des dunkelhaarigen Azallen, der den Kopf in ihr Zelt steckte. Tristans Miene wirkte ernst und augenblicklich richtete sie sich auf und runzelte misstrauisch die Stirn. "Was ist passiert?"

"Aneela, warte." Doch die junge Azalle reagiert nicht auf das Rufen ihres Bruders, oder die Blicke der anderen Azallen, die ihr folgten, als sie, wie in Trance nach ihrer Bogen und Köcher griff und das Gewölbe verließ. Mit klopfendem Herzen stolperte die junge Frau durch den dunklen Gang, bis sie ins Freie hinaustrat und sich kurz gegen den Brückenpfeiler stützte, den Blick ins Leere gerichtet. Die Neuigkeit, dass Erazmus in dieser Nacht verstorben war, hatte die Dunkelhaarige härter getroffen, als sie es selbst je geahnt hätte. Obwohl nicht offiziell, hatte der Älteste einen Platz im Herzen der Azallen eingenommen, war Führer und Ratgeber gewesen. Und sie hatte keine Ahnung, wie ihr Volk in dieser schweren Zeit mit diesem Verlust umgehen sollte. Also war sie geflohen. Um nachzudenken, um ihre Gedanken zu ordnen. Um zu trauern. Kopflos streifte sie durch den Wald, beschleunigte ihre Schritte, lief, bis sie irgendwann atemlos die Hände auf die Oberschenkel stützte und nach Luft rang. Sekunden verstrichen, ehe sie sich aufrichtete, die Finger in ihren Haaren versenkte und wütend aufschrie. Zittrig ließ sie ihre Arme wieder sinken, kletterte auf die Felsen, die sich vor ihr auftaten und ließ sich müde darauf nieder. Resigniert glitt ihr Blick in die Ferne und sie fragte sich unweigerlich, warum die Götter sie verlassen zu haben schienen.

Sie wusste nicht, wie lange sie dort gesessen hatte, als sie befremdliche Geräusche vernahm und alarmiert den Kopf hob. Schnell wischte sich Aneela mit dem Ärmel übers Gesicht, sprang auf und zückte einen Pfeil aus ihrem Köcher, den sie sicherheitshalber an die Sehne ihres Bogens legte. Wachsam drehte sie sich in die Richtung, zielte mit ihrer Waffe auf die Silhouette, die sie in der Ferne erkannte und wartete ab. Als der Fremde sich näherte, erkannte sie, dass er offenkundig verletzt war und kurz zuckten ihre Augenbrauen in die Höhe, ehe sie leise aufseufzte. Zögerlich beobachtete sie den Unbekannten, wartete, bis er in Hörweite war und pfiff dann durch die Zähne, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. "Hier oben.", rief sie, die Spitze des Pfeils geradewegs auf sein Herz gerichtet. "Du blutest...", stellte sie trocken fest und zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen. Man merkte deutlich, dass die Azalle mit sich am hadern war. "Brauchst du Hilfe?"


Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3
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#24

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 13.11.2016 20:33
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge


Irgendwo im Wald, nach einer beschissenen Nacht lächelt ihm das Glück ausnahmsweise kurz zu... oder doch nicht?
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Wahrscheinlich war es keine besonders vernünftige Idee gewesen sofort aufzubrechen. Jeder andere hätte sich mehr Zeit gelassen, um sich auf eine Reise dieser Art vorzubereiten. Vorkehrungen zu treffen. Oder einfach mal den Gedanken zuzulassen, dass es keinen Grund zur Eile gab. Doch nicht ich, nein. Jegliche Ansätze von gesundem Menschenverstand außer Acht lassend, hatte ich das, was ich gerade zur Hand hatte, in meine Reisetasche gestopft und mich auf den Weg gemacht. Es gab nicht wirklich viel, was mich in Niva’hlen hielt. Und ich glaubte auch nicht, dass es noch jemanden gab, den mein plötzliches Verschwinden verwundern würde. Ein unbefristeter Ausflug, wie alle anderen davor auch. Nur, dass ich diesmal eine persönliche Angelegenheit zu klären hatte. In meiner naiven Zuversicht war ich wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass ich spätestens in einer Woche mit genügend Antworten wieder zurückkehren würde. Weit gefehlt.
Nun irrte ich durch den dicht bewachsenen Wald Cerandíls. Seit meinem Aufbruch waren etwas mehr als drei Tage vergangen. Mein verbleibender Proviant beschränkte sich auf zwei Schlücke Wasser und eine Hand voll Beeren, die ich unterwegs aufgesammelt hatte. Die Orientierungslosigkeit und der Schlafmangel waren jedoch nicht das, was mir gerade Sorgen bereitete. Unzufrieden lugte ich über meine rechte Schulter, um einen kurzen Blick auf die Einstichverletzung zu werfen. Der Stoff rund um die Wunde war rot getränkt und hatte sich mittlerweile fast über meinen gesamten Rücken ausgebreitet. Ich konnte nicht ganz einschätzen, ob sich der Fleck in der letzten halben Stunde vergrößert hatte oder nicht. An die Schmerzen hatte ich mich mittlerweile fast gewöhnt. Das Ziehen und das schmerzliche Pochen, welche jede meiner Bewegungen begleiteten, waren bloß unglaublich nervtötend und verlangsamten mein Vorankommen. Nicht, dass ich gerade ein konkretes Ziel vor Augen hatte. Die Ereignisse der letzten Stunden hatten meine eigentlichen Pläne schließlich zunichte gemacht.
Nachdem ich die Stadtgrenzen Cerandíls in der Nacht erreicht hatte, war ich eigentlich ziemlich zuversichtlich gewesen. Ich hatte hier und da Geschichten über die Verhältnisse in der Stadt aufgeschnappt. Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet ausgerechnet hier jemandem zu begegnen, der jene Verhältnisse ausnutzen würde, um eine alte Schuld zu begleichen. Anfangs hatte ich den abseits an einer Mauer stehenden Soldaten nicht einmal wahrgenommen, da ich zu sehr darum bemüht gewesen war die Wachen am Tor nicht misstrauisch werden zu lassen. Ein Fehler, wie ich nachträglich feststellen sollte. Denn er hatte mich sofort erkannt und es sich natürlich nicht nehmen lassen mich zu konfrontieren.
Seufzend verzog ich das Gesicht, als ich mich an die Auseinandersetzung erinnerte, die mich dazu gezwungen hatte mich in die Wälder zurückzuziehen. Das letzte, was ich hätte gebrauchen können war ein Verhör. Und wenn wirklich stimmte, was man sich über die Behandlung von Azallen erzählte, wollte man hier niemanden provozieren. Nicht, wenn man zu dem unterdrückten Volk gehörte.
Ich wurde abrupt aus meinen Gedanken gerissen, als ich ein Pfeifen in unmittelbarer Nähe vernahm. Mein Körper spannte sich automatisch an, als ich reflexartig in betreffende Richtung schaute. Hatte man mich etwa verfolgt? War man mir so schnell auf die Schliche gekommen? Doch anstelle weiterer Soldaten, erblickte ich einige Meter vor mir auf einer schwer zugänglichen Felswand eine zierliche Gestalt, die mit einem gespannten Bogen auf mich zielte. Ich musste die Augen zukneifen, um sie nicht verschwommen wahrzunehmen. Dunkle Haare, diese Statur, die praktischen Kleider, die es ihr ermöglichten mit ihrer Umgebung zu verschmelzen. Viel wichtiger war wohl die Tatsache, dass sie hier, aus dem Nichts, mitten im Wald aufgetaucht war. Wie eine geisterhafte Gestalt. Zugegeben; in meinem Zustand war es nicht besonders schwer mich zu überraschen. Trotzdem war ich gerade nicht imstande meine Augen von der Frau abzuwenden, die mir bei jeder kleinsten Regung vermutlich den Rest geben würde. Noch während ich im Begriff war meine konfusen Gedanken zu sortieren, stellte sie fest, dass ich blutete. Meine Mundwinkel zuckten abrupt hoch und ich entblößte die Zähne, ehe mir ein leises Lachen entwich. Irgendwie amüsiert schaute ich kurz an mir herunter und erinnerte mich daran, dass ich gerade keinen besonders ansehnlichen Anblick darbot. Blut und Erde klebten an meinen Kleidern, meine Haare unwirsch nach hinten gestrichen, der Atem flach und beschleunigt. Ich war vermutlich auch ziemlich blass? Würde mich bei dem Blutverlust nicht wirklich wundern.
„Ist nicht alles von mir, aber ja… ich blute wohl…“ – erwiderte ich etwas verspätet und richtete meine Augen wieder auf die Fremde, die danach fragte, ob ich Hilfe brauchte. Das nächste, leise Lachen entrang meiner Kehle. Meinte sie mit Hilfe etwa das Angebot mir einen Gnadenstoß zu verpassen und mein Leiden mit einem gezielten Pfeil zwischen meinen Augen zu beenden? Da ich mir nicht ganz sicher war, hob ich in einer langsamen Bewegung die Arme ein Stück weit und zuckte augenblicklich zusammen, als meine verletzte Schulter sich lauthals zu Wort meldete und ihren Missmut mit weiteren Schmerzen kundtat. Zischend behielt ich meine Finger in der Luft und wagte es in dieser leicht gekrümmten Haltung ein paar Schritte in Richtung der Frau zu laufen, um die Entfernung zwischen uns zu verkleinern. Ich glaubte nämlich nicht, dass es eine gute Idee war im Wald herumzubrüllen.
„Ich hab eine ziemlich bescheidene Nacht hinter mir… und ich komme an meine Verletzung nur schlecht ran… ganz zu schweigen von meinen Vorräten, die sich dem Ende neigen… sag mal… seit wann sind Azallen zu Freiwild in Cerandíl geworden?“


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:34 | nach oben springen

#25

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 13.11.2016 23:19
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge






Das leise Lachen, welches dem Fremden bei meiner Feststellung entwich, nahm ich betont gleichgültig zur Kenntnis und beobachtete schweigend, wie er an sich selbst hinunterblickte, als wäre ihm entfallen, wie er sich zurzeit präsentierte. Ich konnte nicht leugnen, dass mir bei genauerem Betrachten seiner Erscheinung, eine leichte Gänsehaut über den Rücken huschte. Doch auch diese Regung versuchte ich zu kaschieren, indem ich weiterhin ruhig atmend mein Ziel anvisierte.
„Ist nicht alles von mir, aber ja… ich blute wohl…“, erwiderte der Fremde, woraufhin ich ihm meine Hilfe anbot und mir im gleichen Atemzug am liebsten auf die Zunge gebissen hätte. Doch auch diese Worte quittierte er zunächst mit einem gedämpften Lachen und diesmal deutete sich ein kurzes, verwirrtes Zucken auf meinen Zügen an, ehe ich alamiert seiner vorsichtigen Bewegung mit meiner Pfeilspitze folgte. Misstrauisch verengten sich meine Augen, während ich im Stillen überlegte, wessen Blut sich da noch auf seinen Kleider verteilte. Oder warum er hier war. Wer er war...
Und trotz meines durchaus angebrachten Argwohns, konnte ich den Funken in mir nicht ganz ersticken, der mich schon des Öfteren in Schwierigkeiten gebracht hatte. Unweigerlich huschten meine Gedanken zu Erasmus und obwohl ich es zu verhindern versuchte auch zu meinen Eltern. Keiner von ihnen hätte vermutlich gewollt, dass ich die Dinge ablegte, die uns nun einmal auszeichneten. Uns von unseren Feinden unterschieden und resginiert ließ ich die angestaute Luft aus meinen Lungen entweichen und gestattete mir etwas befreiter zu atmen. Trotzdem spitzte ich erneut wachsam die Ohren, ehe die Worte des mir Unbekannten meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn zogen.
„Ich hab eine ziemlich bescheidene Nacht hinter mir… und ich komme an meine Verletzung nur schlecht ran… ganz zu schweigen von meinen Vorräten, die sich dem Ende neigen… sag mal… seit wann sind Azallen zu Freiwild in Cerandíl geworden?“
Einige Augenblicke sah ich missbilligend zu dem Fremden hinunter, ehe ich mir einen kleinen Ruck gab und meine Arme langsam sinken ließ. Da ich weder verdächtige Geräusche ausmachen konnte, noch mein Gegenüber äußerst bedrohlich wirkte, wähnte ich mich zurzeit in Sicherheit. Dass ich ihn nicht als Bedrohung ansah, lag allerdings mehr an seinem jetzigen Gesundheitszustand, als daran, dass er unheimlich vertrauenderweckend wirkte.
"Ich werte das als ein ´ja´.", entgegnete ich knapp, ließ den Pfeil kurz nachdenklich in meinen Fingern kreisen, ehe ich mich rührte und leichtfüßig am Rand der Felswand entlangschritt, ohne den Fremden dabei aus den Augen zu lassen.
Bald erreichte ich eine Stelle, die niedrig genug war, um möglichst schmerzfrei auf dem Boden aufzukommen und als ich mich wieder aufrichtete, zögerte ich nur für den Bruchteil einer Sekunde, ehe ich auf den verwundeten Mann zusteuerte. "Um eins klarzustellen...", fing ich an, als ich ihn fast erreicht hatte. "Solltest du auf irgendwelche dumme Gedanken kommen, dann wird der kleine Kratzer dort dein geringstes Problem sein." Ich nickte mit dem Kopf zu seiner Schulter, die offenkundig verletzt war und ließ meine Worte einen Moment wirken, ehe ich ihm anwies mir zu folgen. "Der Fluss ist nicht weit.", erklärte ich, blieb auf gleicher Höhe und beäugte ihn aus den Augenwinkeln. Da sein körperlicher Zustand ein schnelles Vorankommen verhinderte, passte ich mich seiner Geschwindigkeit an und dachte über die Frage nach, die er kurz zuvor an mich gerichtet hatte. Ob er mich nun erkannt hatte, oder einfach anhand gewisser äußerlicher Merkmale annahm, dass ich eine Azalle war, er jedenfalls schien mir nach näherer Betrachtung nicht bekannt. "Ihr seid nicht von hier, oder?", bemerkte ich nun meinerseits und schwelgte kurz in Erinnerungen an schönere Zeiten, ehe ich fortfuhr. "Das letzte mal, als ich vollkommen unbeschwert durch Cerandíl gelaufen bin, war, als ich ein Kind war. Bevor Eochaid König wurde...", erzählte ich, nicht sicher, warum ich das überhaupt tat. Vielleicht um die Stille zu überbrücken. Vielleicht auch, weil ich schon lange das Gefühl dafür verloren hatte, wie es sich anfühlte in Sicherheit zu sein.


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zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:34 | nach oben springen

#26

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 14.11.2016 12:36
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge


Im großen, bösen Wald mit Aneela
~~~~~~~~~~


Die geisterhafte Gestalt auf der Felswand blieb weiterhin misstrauisch. Selbst meine Frage veränderte kaum etwas an ihren festen Zügen, die ich aufgrund der verkürzten Entfernung nun grob ausmachen konnte. Vor mir stand eine Azalle, wie sie im Buche stand. Nicht so, wie die Frauen aus Niva’hlen, die ihre Herkunft gegen die Vorzüge des Stadtlebens eingetauscht hatten. Ich fragte mich, wie unsere Begegnung wohl ausgefallen wäre, wenn die Verhältnisse in Cerandíl denen aus meiner Heimat gleichen würden. Dann wurde ich bereits Zeuge, wie die Fremde ihre Arme mit dem Bogen langsam wieder sinken ließ. "Ich werte das als ein ´ja´." – entgegnete die Dunkelhaarige trocken. Ich spürte ihren Blick auf mir, während sie nach einem geeigneten Weg zu mir herunter suchte und kurz darauf leichtfüßig weiter unten landete. Dann steuerte sie bereits geradewegs auf mich zu. Trotz der Spannung, die immer noch in der Luft hing, erlaubte ich es mir meine Arme langsam wieder sinken zu lassen. Noch bevor sie mich erreichte, wollte die junge Frau anscheinend etwas klarstellen.
"Solltest du auf irgendwelche dumme Gedanken kommen, dann wird der kleine Kratzer dort dein geringstes Problem sein."
Trotz des Beschlusses mir anscheinend helfen zu wollen, blieb sie vorsichtig. Das konnte ich ja irgendwie nachvollziehen. „Ich denke das mit den dummen Gedanken spare ich mir für eine andere Gelegenheit auf. Keine Sorge.“ Ich nickte kurz, als sie mich mit einer kurzen Geste anwies ihr zu folgen. Sie sprach von einem Fluss in der Nähe. So, wie es aussah, würde das unser nächstes Ziel sein. Schweigend liefen wir nebeneinander her, wobei sie sich Mühe geben musste sich meinem bescheidenen Tempo anzupassen. Wahrscheinlich war das auch einer der Gründe, wieso sie hin und wieder zu mir schielte. Das und vielleicht ein kleiner Funken Neugierde?
"Ihr seid nicht von hier, oder?"
Ich schüttelte kurz mit dem Kopf.
„Ich bin gestern Nacht angekommen. Die Stadt hier kannte ich bisher nur aus Geschichten und Stadtgeflüster. Komme ursprünglich aus Niva’hlen... liegt nördlich von hier, hinter den Bergen.“
Meine Miene wurde nachdenklich, als meine Wegführerin unerwartet meine Frage von vorhin aufgriff. "Das letzte mal, als ich vollkommen unbeschwert durch Cerandíl gelaufen bin, war, als ich ein Kind war. Bevor Eochaid König wurde..."
„Klingt lange her... und ich dachte bei uns wären die Verhältnisse manchmal ätzend.“
Meine Stirn legte sich allmählich in Falten, während ich versuchte mir vorzustellen, wie der Alltag dieser Frau wohl aussah. Einige Augenblicke lang betrachtete ich ihr Profil, ehe ich erneut die Stille durchbrach.
„Du kannst mich auch einfach Ethan nennen.“
Ächzend fasste ich kurz in meine Reisetasche und zückte das Taschentuch, in dem ich die Beeren verstaut hatte. Vorsichtig entwirrte ich den kleinen Knoten und schob mir ein paar der süßen Früchte zwischen die Lippen.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:33 | nach oben springen

#27

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 14.11.2016 19:33
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge



Seufzend strich ich mir durch die Haare, während ich eilends zurück zu unserem Versteck marschierte und dabei um einiges unvorsichtiger war, als gewöhnlich. Es war mir schwer gefallen, nicht mit den anderen zurückzugehen, allerdings hatte ich Artminea versprochen sie sicher nach Hause zu begleiten, weswegen ich diese Aufgabe nicht delegiert hatte, auch wenn der Drang zu einer gewissen Person zurückzukehren mich beinahe um den Verstand brachte.
Allein die Vorstellung, was passiert wäre, hätte Martius uns nicht rechtzeitig gewarnt, schnürte meine Brust enger zusammen und machte mir das Atmen schwer. Den aufsteigenden Hass, der damit einherging, versuchte ich mit tiefen, ruhigen Atemzügen zu kontrollieren und erinnerte mich daran, dass zurzeit nur wichtig war, dass alle wieder in Sicherheit waren. Und dass es ihnen gut ging. Ihr gut ging.
Um einiges bedachter, näherte ich mich dem verborgenen Eingang, eilte durch den feuchten Tunnel und blickte mich aufmerksam um, als ich das einladende Gewölbe erreichte, welches als unser Zuhause fungierte. Es war ungewöhnlich still, doch ich vermutete, dass niemand die anderen geweckt hatte, um ihnen von den Vorkommnissen zu berichten. Was würde das auch nützen? Leise setzte ich meinen Weg fort, bis ich irgendwann gedämpfte Stimmen vernahm. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und erkannte die anderen, die in einer Ecke zusammensaßen und sich flüsternd unterhielten. Von dem Rotschopf war jedoch keine Spur zu entdecken. Während ich noch mit mir haderte, richtete sich Aneelas grünes Augenpaar auf mich und nach einigen Sekunden schlich sich ein schwaches Lächeln auf ihre Züge. Ich nickte ihr ernst zu, woraufhin sie sich wieder an Jaelyn wandte, die nachdenklich dreinsehend neben ihr saß und näherte mich Astraeas Zelt mit einigen langen Schritten. Zögerlich streckte ich meine Hand nach dem Stoff aus, während ihr blutüberströmter Anblick abermals auf mich eindreschte und schob diesen dann geräuschlos beiseite, mit der Absicht mich nur kurz davon zu überzeugen, dass sie sicher schlief. Dem war auch so. Allerdings rührte die junge Frau sich unruhig im Schlaf und ohne überhaupt zu realisieren, was ich tat, stand ich plötzlich mitten im Zelt und sah auf die Azallin hinunter, deren Gesichtszüge qualvoll aufzuckten. Mein Inneres verkrampfte sich und ich sog hörbar nach Luft, ehe meine Finger behutsam eine Haarsträhne aus ihrer Stirn strichen. Die Ungewissheit, was genau mit ihr passiert war, machte mich wahnsinnig und als sie abermals leicht zusammenfuhr, gab ich dem Impuls nach, legte mich hinter den bebenden Körper und zog sie eng an meine Brust. Das Gesicht in ihrer Halsbeuge vergrabend, flüsterte ich beruhigende Worte an ihre weiche Haut und hasste mich dafür, dass ich versagt hatte, sie zu beschützen.

[Anmerkung: Die folgende Szene wird nachträglich als Kombipost editiert. ]

Mit einem letzten kurzen Lächeln zu Astraea, schob ich den Vorhang zur Seite und trat hinaus, wartete, bis die Rothaarige mir gefolgt war und blickte dann misstrauisch auf die kleine Schar, die sich in der Mitte des Gewölbes versammelt hatte. Ein ungutes Gefühl beschlich mich und stirnrunzelnd setzte ich mich in Bewegung, um herauszufinden, was hier gerade vor sich ging. Wenige Minuten später hatte ich meine Antwort erhalten und starrte einige Augenblicke wie versteinert ins Leere, ehe ich mich wieder fing und meine Augen automatisch zu dem Zelt meiner Schwester wanderten. Ich ahnte, dass sie ähnliche Dinge empfinden würde, die zurzeit in mir aufkeimten und überlegte gerade, wie ich ihr diese Nachricht beibringen sollte, als ich Aneela auch schon aus ihrem Nachtlager auftauchen sah. Ohne auf jemanden zu achten, bahnte sich die Azalle einen Weg zu den Tunneln und reagierte auch nicht, als ich mich aus der Menge löste, ihr nachsetzte und sie beim Namen rief.
Seufzend sah ich ihr einige Sekunden hinterher, ehe ich mich wieder zu den anderen umwandte, die nun da meine Schwester verschwunden war, ihre Aufmerksamkeit auf mich richteten. Na wunderbar.
Missmutig stellte ich mich wieder zu Astraea, in deren Gesicht ich nach Anzeichen suchte, wie sehr ihr der Tod von Erasmus zu Herzen ging. Mal ganz davon abgesehen, dass die letzte Nacht ihr ohnehin schon zugesetzt hatte. "So eine Scheiße...", murmelte ich, rieb mir frustriert über den Nacken und blickte dann auf, als Tristan, der Aneela offenbar informiert hatte, zu uns trat. Fast war ich erleichtert, dass er diese Aufgabe übernommen hatte, denn ich bezweifelte, dass ich geschickter vorgegangen wäre. Nicht, dass es vermutlich viel ausgemacht hätte. "Sie hat es wohl nicht so gut aufgenommen, hm...", bemerkte ich, ließ meine Hand wieder sinken und verschränkte stattdessen die Arme vor der Brust, meinen Gegenüber weiterhin musternd. "Er ist also einfach...im Schlaf gestorben?", fragte ich den Azallen, während mein Blick kurz zu den beiden Neuankömmlingen schweifte. Ich hatte kaum Gelegenheit gehabt über Mirahs unerwartetes Erscheinen nachzugrübeln und ich wusste auch nicht, wer das junge Mädchen war, das Aneela ebenfalls mit hierhergebracht hatte. Irgendwo schien mir ihr Gesicht bekannt vorzukommen, aber ich erinnerte mich nicht mehr daran, wo ich sie schon einmal gesehen hatte. Nachdenklich drehte ich meinen Kopf wieder zu Tristan und versuchte irgendwie das Chaos in meinem Kopf wieder zu ordnen, auch wenn das sich gerade als äußerst schwierig herausstellte.


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zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:33 | nach oben springen

#28

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 14.11.2016 23:33
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge





Nachdenklich betrachtete ich den Fremden und versuchte mir einen Moment vorzustellen, wie unser Leben wohl aussehen würde, wenn Cerandíl von einem weisen, gütigen König regiert werden würde, der nicht aus Angst vor Dingen, die er nicht verstand, ein ganzes Volk auslöschen wollte. Es gab eine Zeit, da hatte mich diese Vorstellung des öfteren begleitet. Hatte mir Hoffnung gegeben. Doch trotz der Erinnerung an unbeschwerte Zeiten in meiner Kindheit, gelang es mir nicht, dieses Bild auch in die vermeintliche Zukunft zu projezieren. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in meinem Inneren breit und ablenkend konzentrierte ich mich wieder auf meinen Begleiter, der nun beschlossen hatte sich vorzustellen.
Da es mittlerweile ohnehin keine Rolle mehr spielte, ob nun einer mehr oder weniger meiner Feinde mein Gesicht kannte, zuckte ich kaum merklich mit den Schultern und verriet ihm auch meinen Namen. "Aneela."
Noch immer skeptisch, ob ich seinen Worten Glauben schenken sollte, richtete ich meine Augen wieder nach vorne und schon bald traten wir durch das Dickicht hindurch und fanden uns am Ufer des Meriades Flusses wieder. Die Erinnerungen des vergangenen Abends schossen mir in den Kopf und kurz war mir, als sähe ich Astraea erneut, wie sie das Blut von ihrer Haut wusch. Vielleicht hatte ich Ethan deshalb unbewusst direkt hierhergeführt?
Ein kurzer Schatten huschte mir übers Gesicht, ehe ich mich straffte und die kurze Distanz zum Wasser überbrückte, mich in die Hocke begab und meine Hände hineintauchte, um einige Schlücke der kühlen Flüssigkeit zu mir zu nehmen. Dann richtete ich meinen Blick wieder auf den Dunkelhaarigen, dessen Auftauchen noch immer widersprüchliche Gefühle in mir wachrief. Doch trotz meines Misstrauens, wurde mir bewusst, dass ich mich bereits entschieden hatte ihm zu helfen. Und zwar genau an dem Punkt, als ich es versäumt hatte, mich unbemerkt von dannen zu schleichen. Also erhob ich mich, näherte mich ihm und nickte mit dem Kopf abermals zu seiner Verletzung. "Lass mich mal sehen."
Den Augenkontakt haltend, trat ich hinter den verwundeten Mann, ehe ich meine Augen auf die Stelle richtete, wo sein Hemd einen deutlichen Riss aufwies, den ich ungefragt mit einem Ruck erweiterte um die Sicht darauf zu verbessern. "Wenn du was tust, dann aber richtig, hm.", bemerkte ich, als mir das Ausmaß der Verletzung deutlich wurde. Ob da meine bescheidenen Fähigkeiten ausreichen würden? Meine Gedanken huschten kurz zu Enngelin, die diese Verletzung vermutlich binnen weniger Sekunden hätte heilen können. Doch solange ich mir nicht sicher war, ob man diesem Kerl vertrauen konnte, würde ich einen Teufel tun und andere in Gefahr bringen. "Ich bin gleich wieder da."
Es dauerte nicht lange, bis ich gefunden hatte, was ich suchte. Alchemilla vulgaris...ein Kraut, welches den Azallen schon oft gute Dienste erwiesen hatte und soweit ich wusste, verwendete auch die Heilerin diese Zutat für viele ihrer Salben. Zufrieden trat ich den Rückweg an und als ich Ethan im Fluss stehend und sich vom Blut rein waschend entdeckte, verharrte ich kurz. Wie es Astraea wohl ging? Ich schüttelte diese Gedanken von mir ab, trat auf ihn zu und musterte kurz das blutdurchtränkte Hemd zu meinen Füßen, ehe ich die Kräuter auf einem Felsen ablegte und es ihm gleichtat. Ich tauchte meine Hände kurz ins kalte Wasser, die beim Berühren seines Hemdes ein wenig von dem Blut angenommen hatten und setzte mich dann ans Ufer, um zu warten, bis er seine Tätigkeit beendet hatte. Einen Moment beobachtete ich ihn noch schweigend, ehe ich der Frage nachgab, die mir seit der ersten Minute auf der Zunge lag. "Von wem stammt das andere Blut?"


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zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:32 | nach oben springen

#29

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 15.11.2016 00:19
von Arashi • Grünschnabel | 10 Beiträge

Jaelyn
~Unterschlupf / k.A. wer sich opfern will XP~

Eine direkte Auskunft bekam ich nicht, doch fügte sich, wie so oft, alles nach und nach zu einem Ganzen zusammen. So trafen wir nach dem ein oder anderem Wortwechsel und paar 100 Metern auf eine kleinere Gruppe, wo wir Astraea wieder sahen. Den jungen Mann, welcher sie in den Armen hielt, kannte ich noch. Er war Aneelas Bruder. Kilian. Doch die anderen waren mir fremd. Sei's drum. Man konnte sich auch später noch vorstellen. Jetzt ging es darum Abstand vom Ort des Geschehens zu gewinnen. Was das anging so schienen sich alle darüber einig zu sein einen Rückzug ins Geheimquatier der Azallen anzutreten. Was mich anging, so war ich mir dessen nicht so sicher. Doch beim nochmaligen darüber Nachdenken war dies doch eine angenehmere Art die Nacht zu verbringen, als allein irgendwo auf einem Baum im Wald. Denn zu meinem kleinen Laden würde ich wohl heute nicht mehr kommen. Die Gefahr war bei all dem Aufruhr, der nun doch entstanden war, zu groß noch einmal in die Arme einer der Wachen oder dieser kühlen Frau zu laufen. Ich musste gestehen, so hatte ich mir den heutigen Tag nicht vorgestellt und dabei hatte dieser eigentlich ganz gut angefangen. Ob ich nicht hätte tanzen gehen sollen? Natürlich wusste ich, dass das nicht der Grund war, doch sei's drum. Es war der Anfang gewesen, der das Eine zum Anderen brachte und nun stand ich hier. Mit einem kapitulierenden Seufzen folgte ich also Aneela und den anderen durch den Wald. Immer am Fluss entlang bis wir zu einer Brücke kamen die den Eingang des Unterschlupfes makierte. Nach und nach gingen alle den vorerst dunklen Gang entlang bevor sich wieder Raum auftat und wir im eigentlichen Versteck angekommen war. Während es für die anderen ganz normal war, sich hier zu bewegen, stand ich erstmal nur da und beobachtete. Ich wusste zwar von diesem Ort, aber dennoch war mir weitesgehend alles fremd hier. Kein Wunder auch. Schließlich lebte ich nicht hier wie die anderen, auch wenn ich eine Azalle war, wie sie.
Und so zog sich der Abend noch etwas hin. Die meisten waren schon zu Bett gegangen und eigentlich gab es auch keinen Grund mehr sich noch wach zu halten. Der Tag war vorbei. Man zeigte mir ein Zelt, indem ich schlafen konnte. Ich bedankte mich, zog meine Kleidung bis aufs Untergewand aus und reinigte mich noch etwas, bevor ich unter die Decke kroch. Einige Minuten lag ich noch wach und dachte über das eine oder andere nach, was heute passiert war. Doch dann packte mich auch schon die Müdigkeit und meine Augenlider, schwer wie sie waren, fielen mir zu.


Am nächsten Morgen waren Geräusche zu hören, die mich nach und nach aus dem Land der Träume zurück in die Realität holten. Noch etwas schlaftrunken blinzelte ich einige Male und richtete dann mit einem Gähnen meinen Oberkörper auf. Die Haare recht strubbelig, rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und war im ersten Moment etwas irritiert darüber, wo ich war. Dieser Zustand hielt jedoch nicht lange an, da fielen mir die gestrigen Ereignisse wieder ein, die mich letztendlich in dieses Bett gebracht hatte. Von außerhalb des Zeltes ertönten Stimmen, welche teils sehr aufgewühlt klangen. Ob wieder was passiert war? Oder ging es einfach nur um die Auswertung von gestern? Egal was es war, ich entschied mich aus dem Bett zu steigen und mal nachzusehen. Jedoch machte ich mich vorher etwas saloonfertig. Mit den Fingern wie ein Kamm durchs Haar gefahren, Kleidung an und etwas kaltes Wasser ins Gesicht um frisch und munter zu wirken. Erst dann schob ich den Vorhang beiseite und sofort spürte ich diese bedrückende Atmosphäre, die sich übers gesamte Quatier ausgebreitet hatte. Irgendwas war geschehen, doch schien es mir nicht richtig einfach jemanden danach zu fragen, denn die Gesichter der Leute trugen Trauer und das war nie ein gutes Zeichen. Ich tat ein paar Schritte und bekam durchs Geflüster schnell mit, was der Grund für diese Stimmung war. Ein Mitglied war verstorben und wohl jemand wichtiges noch dazu. Immer mal wieder fiel der Name Erasmus. Die Leute hatte mein Mitgefühl, doch bis auf meine Emphatie den anderen gegenüber, konnte ich nichts weiter fühlen. Ich kannte den Mann schließlich nicht, was mir doch schon sehr das Gefühl gab hier gerade fehl am Platz zu sein. Vielleicht sollte ich lieber gehen und die Leute in Ruhe trauern lassen. Zwar hätte ich mich gerne vorher noh von Aneela verabschiedet und noch einmal für die Rettung bedankt, allerdings konnte ich sie nirgends entdecken. Nur Killian, welchem ich zunickte, als dieser kurz zu mir rüber sah. So lief ich einige Meter richtig Ausgang, als mir eine ältere Dame mit einigen Blumen entgegen kam, die jedoch noch nicht ganz erblüht waren. Sicher hatte sie sie gerade erst gepflückt als Beigabe für den Verstorbenen. "Darf ich?", fragte ich sie höfflich und mit sanfter Stimme. Dann legte ich auch schon meine Hand über die Köpfe der Pflanzen und mit einem warmen Licht ließ ich diese erblühen. So sah es doch gleich viel besser aus. "Vielen Dank junge Dame.", sprach die Alte mit leicht zittriger Stimme worauf ich nur abnickte. "Aber nicht doch." Die Frau mussterte mich etwas und stellte fest, dass ich ihr fremd war. Dies war nicht verwunderlich. Ich erklärte ihr, dass ich eigentlich in der Stadt wohnte und noch einiges anderes und so führte dieser kleine Smalltalk dazu, dass ich sie zum Ablegen der Blumen begleitete. Auch wenn ich den Verstorbenen nicht kannte, so konnte ich ihm ja dennoch die letzte Ehre erweisen.

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#30

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 15.11.2016 00:37
von Annika • Nesthäkchen | 22 Beiträge



Die Nachricht, jene die er ihr überbringen sollte, es war keine einfache, aber jemand musste es letzten Endes tun. Als die frisch erwachte Azallin aus dem Zelt eilte, da sah er ihr einfach nur hinterher, nachdenkend. Er ohrfeigte sich in Gedanken selbst dafür, dass er nicht wenigstens versucht hat, sie zurück zu halten. Was wäre, wenn sie nun unüberlegt handelt? Aus Wut, aus Trauer? Schließlich erwachte der zur Zeit abwesende, junge Mann aus seinen Gedanken und hob seinen Blick.
In dem selben Moment ertönte die bekannte Stimme eines weiteren Mannes, als dieser nach der davon eilenden Frau rief, doch sie stoppte nicht.
Augenblicklich flog sein Blick zu eben jenem Mann, anscheinend hatte er Tristans Anwesenheit ebenso vernommen.
Mit schweren Schritten trat der Jüngere zu Kilian und einer rothaarigen Frau die auf den Namen „Astraea“ hört. "Sie hat es wohl nicht so gut aufgenommen, hm...", bemerkte er, dies konnte Tristan mit einem knappen Nicken und einem „Nein, aber wer würde das in ihrer Situation schon?“, beantworten.
Als er dann erneut sprach, da war es über eine andere Person. „Er ist also einfach...im Schlaf gestorben?“, darauf entwich ihm ein leises „Ja, das ist er...“, dem Azallen war nicht zum Reden zu Mute, wie so oft.
Kurz stand er noch dort und blickte über die Menschenmenge, dann allerdings ließ er sich auf einem Stuhl ganz in seiner Nähe nieder und kramte in einem kleinen Beutel, welcher an seinem Gürtel hing. Als er seinen Fund betrachtete, war da eigentlich nur eine kleine, dreckige, unlesbare Münze in seiner Hand, so wie kleine Mengen an Erde und Pflanzenstücken.
Er drehte und wendete die Münze, doch er konnte auf dieser nichts erkennen, also kam sie wieder dorthin zurück, wo sie auch her kam.
Sein Blick richtete sich wieder nach oben, er machte sich ernsthafte Gedanken. In seinem Blick war es allerdings nur schwer zu deuten, über welche Dinge er sich diese Gedanken machte. Würde man ihn fragen, so wüsste er es höchst wahrscheinlich selbst nicht. Seine Arme verschränkten sich, seine Beine setzen sich wieder in Bewegung als er erneut neben Kilian trat. Die folgende Frage, welche ihm wohl das meiste Kopfzerbrechen bereitete war an jeden in Hörweite gerichtet. „Und nun?“


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:32 | nach oben springen


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