#46

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 30.12.2016 02:38
von Annika • Nesthäkchen | 22 Beiträge



Er wusste nicht warum, aber als die junge Frau ihm die Fackel in seine Hand drückte, fing er sich wieder. Der See, dort hielten sie die Totenfeier des kürzlich Verstorbenen ab, er erinnerte sich. Wie lange der junge Mann dort schon stand und starr in die Runde blickte wusste er nicht, nur, dass er es tat. Als der Azalle den in weißen Leinen gekleideten Leichnam sah merkte er erst, wie hart es ihn doch traf. Nach Jahren des einsamen Streunens war der verstorbene Älteste doch wie ein Vater gewesen. Langsam aber sicher gesellte der Braunhaarige sich neben Pola, Astraea und Kilian, welche er mit einem kurzen Nicken begrüßte. Etwas unerwartet sprach Pola als sie ihre Arme verschränkte. „Standet ihr beiden euch eigentlich nahe?“, erst als sie fertig gesprochen hatte blickte sie ihm ins Gesicht. Mit einem kurzen Schulterzucken meinte er „Ich hatte mich an ihn gewöhnt. So ist das nunmal nach ein paar Jahren“, meinte er schmunzelnd und sah ebenfalls zu ihr hinab. Dies nahm sie einfach mit einem Nicken ihrerseits hin und wandte sich wieder ihrer rothaarigen Freundin zu. Noch immer die Fackel haltend beobachtete er nun Jaelyn und die ältere Frau, wie sie miteinander sprachen. Auch ihr Tun, das war es also, warum er die Fackel halten sollte. Was war da noch? Ein Neuling, ein Blondschopf mit blauen Augen, welcher verwundet schien. Kurz beobachtete er noch wie er sich samt Enngelin von dem Gedränge entfernte, Ethan glaubte er war sein Name. Noch einmal schweifte sein Blick über die Azallen bis hin zu dem Leichnam. Recht spät bemerkte Tristan, dass der Älteste in Lilien und Kornblumen gebettet war. Doch etwas störte ihn maßlos, er hatte nicht einmal die Möglichkeit ihn zu verabschieden, persönlich zu verabschieden. Die einzige Linderung war es, ihn ruhig schlafend dort liegen zu sehen, weg von all den Sorgen. Er war sich sicher, auch wenn er keine abergläubische Person war, Erasmus würde über sie alle wachen.




Pola starrte praktisch ein Loch in Astraeas Rücken, bis sie diesen schmerzvoll traf, was sie aus ihrem Nachdenken riss. „Entschuldigung“, war alles was sie hervorpressen konnte. Die Stimmung war angespannt, es war definitiv niemand in einer äußerst guten Laune. Ihre Augen wanderten zu Jaelyn wie sie einem gedanklich deutlich abwesenden Tristan eine Fackel in die Hand drückte. Der Anblick als er wieder in die Realität fand, amüsierte sie. Ein kurzes Lächeln zierte ihre feinen Gesichtszüge. Kurze Zeit später gesellte er sich ihrer kleinen Gruppe hinzu, was sollte sie nur sagen um es nicht noch unangenehmer werden zu lassen? Also sagte sie das erste was ihr einfiel. „Standet ihr beiden euch nahe?“, sie spielte mit dem Gedanken, das Geschehen weiter zu beobachten oder zu ihm hinauf zu sehen, die Azalle entschied sich für die zweite Option. Nur selten kam sie zu einem Gespräch mit dem jungen Mann und wenn, dann war dies auch nur von kurzer Dauer. „Ich hatte mich an ihn gewöhnt. So ist das nunmal nach ein paar Jahren“, antwortete er ihr schulterzuckend. Sie hatte etwas Herzlicheres erwartet, was möglicherweise schon wieder zu viel war. Kurz wandte sie sich wieder ihrer Freundin zu, wusste auch nun nicht was ein gutes Gesprächsthema wäre, vielleicht einfach den Mund halten? Als Tristan seinen Blick schweifen ließ folgte sie ihm und bemerkte erst jetzt einen blonden Mann, welchen sie voller Neugier musterte. Leider war er ihren Augen bald wieder entkommen, zu ihrem Bedauern. Neue Menschen wecken stets ihr Interesse. Kurz wollte sie den Wortkargen neben ihr nach des Neulings Namen fragen, entschied sich dann allerdings dagegen. Bei manchen Dingen sollte man sich überraschen lassen, sie war ohnehin zu neugierig. Sie bemerkte nicht all zu spät wie Tristans Gesicht etwas annahm, was sie bei ihm noch nie gesehen hatte. Möglicherweise sollte sie ihn wirklich einmal besser kennenlernen?


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:24 | nach oben springen

#47

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 02.01.2017 14:50
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge


Am See, abseits
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Ich wusste, dass es keine gute Idee war. Mehr noch. Ich war mir darüber im Klaren, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwas schief laufen würde. Zu viele Dinge, die ich nicht einkalkulieren konnte. Was, wenn mich jemand erkannte? Es war zwar unwahrscheinlich, aber auch nicht vollkommen auszuschließen. Ein falsches Wort zur schlechten Zeit und die Arbeit der letzten Jahre wäre zunichte gemacht. Ich ärgerte mich immer noch ein wenig darüber Annies Bitte zugestimmt zu haben. Die Azalle hatte jedoch nicht locker lassen wollen. Es war das erste Mal, dass sie so beharrlich um etwas gebeten hatte. Und nun war ich hier. Auf einer Totenfeier, abends an einem See mitten im Wald, um von jemandem Abschied zu nehmen, den ich nicht einmal gekannt hatte. Erasmus. Natürlich hatte ich bereits mehrere Male von dem Alten gehört. Sein Tod musste den verbliebenen Azallen übel zusetzen.
Seufzend zog ich die Kapuze tiefer über mein Gesicht und betrachtete aus einer sicheren Entfernung das Geschehen. Die Kutte, die ich über dem dunklen Kleid trug war derzeit meine einzige Absicherung unerkannt zu bleiben. Mittlerweile hatte sich eine beträchtliche Anzahl von Leuten versammelt. Noch nie hatte ich so viele Azallen auf einmal gesehen. War so etwas nicht gefährlich? Totenfeier hin oder her. Es dauerte nicht lange, bis ich unter den vielen Gesichtern Annie ausmachen konnte, die wie immer etwas zu tun hatte. Eine geschäftige, junge Frau mit vielen ambitionierten Zielen. Ich erinnerte mich genau an den Tag, an dem ich ihr zum ersten Mal begegnet war. Damals hatte ich eine Entscheidung getroffen, deren Folgen bis heute an mir nagten. Nicht, dass ich es wirklich bereute. Es machte nur alles ein klein wenig komplizierter und verworrener. Und es führte dazu, dass ich gelegentlich Orte aufsuchte, die ich eigentlich lieber meiden sollte. Wie jetzt zum Beispiel. Nachdenklich richtete ich meine Augen zum See und dem in Laken gewickelten Leichnam, bei dem sich einige Personen versammelt hatten. Ob die Zeremonie bald beginnen würde?


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:23 | nach oben springen

#48

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 03.01.2017 18:44
von NoNameSorrySoon • Grünschnabel | 44 Beiträge



Die Tür öffnete sich. Ich wusste, dass Martius verwundert war. Mehr noch, ich hatte das Gefühl, als wäre er ein wenig beleidigt, dass ich ihm nicht sofort um den Hals gefallen bin. Natürlich wusste er auch, dass er nicht solch eine Schwester hatte. Doch als er da stand. Sein Gesicht wie von einer dunklen Aura überzogen. Bei Martius wusste man was das bedeutete. "Eine Vision?", doch zu meiner eigenen Überraschung schüttelte mein Bruder den Kopf. "Erasmus ist tot.." .
Ich war keine emotionsgesteuerte Person. Weswegen in meinem Gesicht kaum eine Regung wahr zu nehmen war. Doch ich stand schnell auf. Ich wusste, was Erasmus für Martius bedeutete. Eine Person, die ihn immer Motiviert hatte. Jemand, der Martius in seinem Können unterstützte und am Wichtigsten: jemand, der ihm nie für seine Gabe irgendeine Schuld zuwies.
Mit bedachten Schritten ging ich auf ihn zu. Die Holzdielen unter meinen Füßen begannen zu Knartschen. Ich wusste nicht was ich machen wollte. Ich denke, ihn in den Arm nehmen. Vermutlich. Wie sonst sollte man jemanden trösten?
Ich selbst war schon betroffen, ganz klar. Aber ich war lange lange weg gewesen. Die Bindungen sind schwächer geworden. Ich wusste nicht einmal, ob mein Verschwinden irgendeine spürbare Lücke hinterlassen hatte. Ich denke nicht. Ich war eher die unauffällige gewesen. Die nicht viel geredet hatte. Diese Menschen fielen einen meistens eher negativ auf, statt überhaupt positiv ins Augen zu fallen.

Martius folgte Aneela und den anderen, die quasi als Letzte zur traditionellen Totenfeier kamen. Er selbst schien Fern. Gedankenverloren. Unwillkürlich fragte ich mich, ob er wohl eine Zukunft für unseren Clan entdecken konnte. Aber dann würde er vermutlich anders reagieren. Heftiger oder aber verstreuter. Ich wollte mich um meinen Bruder kümmern. Ihm seine Trauer gönnen. Ebenso wie anderen. Aber meine Aufmerksamkeit wurde von jemand anderem beansprucht. Ein Mann, der sich in unserer Masse untergebracht hatte. Mehr als nur 'ein Mann'. Ich war mir nicht sicher, sah ihn Anfangs nur von Hinten. Ich glaubte nicht einmal , oder ich hoffte es zumindest, dass er mich wahrgenommen hatte. Mein Kiefer versteifte sich. Unwillkürlich zuckten meine Hände zu meiner Kapuze. Ein Reflex, den ich bei Gefahr meistens auslebte. Doch ich lieb meine Hand an meiner Schulter entlang sinken. Wir befanden uns nun am Ufer. Ich verschränkte meine Arme. Meine Konzentration lag auf Ethan. Aber ich starrte ihn selbstverständlich nicht dauerhaft an. Unauffällig ließ ich meinen Blick über die Menschenmasse kreisen. Ja... es war er. Meine Hände an meinen Armen verkrampften sich in meinen Ärmeln.
"Die Lichter sind schön..", verkündete Martius gedankenverloren, weswegen sich mein Blick wieder auf ihn richtete. Ein Wehleidiges aber nur angedeutetes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:23 | nach oben springen

#49

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 03.01.2017 22:02
von Arashi • Grünschnabel | 10 Beiträge

Jaelyn

Sie setzte Blüte um Blüte ins Wasser bis eine angenehme Wärme vom Ufer ausging. Langsam erhob ich mich und die Witwe gesellte sich zu mir, kurz mit der Hand meine Schulter täscheln. Ich leistete ihr noch ein wenig Gesellschaft, während sie ihre Gebete sprach, um so von ihrem Liebsten Abschied zu nehmen und auch ich entschied mich ein kurzes Gebet für den alten Mann zu sprechen. Auch wenn ihn nicht kannte so war deutlich an der Anteilnahme der anderen zu sehen, dass er ein herzensguter Mensch gewesen sein musste und als solchen wollte ich ihm meinen Respekt zollen. Ich legte meine Hände zusammen und senkte leicht den Kopf, bevor ich die Augen schloss und in Gedanken Abschied von dem Fremden nahm.
Als dies getan war richtete ich mich wieder normal auf und bekundete abermals mein Beileid der Witwe gegenüber, bevor ich mich langsam entfernte und wieder auf den jungen Mann zulief, welchen ich die Fakel in die Hand gedrückt hatte. Dieser hatte sich zu ein paar anderen gesellt. Unter ihnen auch Astrea und Killian. "Hab vielen Dank.", meinte ich mit sanfter Stimme zum jungen Mann und nahm ihn die Fakel wieder ab, womit er von seinem Dienst befreit war. Immerhin sollte er nicht generell als Fakelhalter den Abend über fungieren. Zwar wollte ich diese wieder an ihren Platz zurückbringen, doch andererseits wollte ich durch mein stetiges Herumgelaufe niemanden beunruhigen oder anderweitig stören. Daher nutzte ich die Gelegenheit um mich nach Aneela zu erkundigen. "Es tut mir wirklich Leid um euren Verlust.", wandte ich mich an Killian und Astrea. "Wie geht's Aneela nach allem? Ich wollte mich ja eigentlich bei ihr für die Rettung bedanken, aber....Sie versucht zwar sich nichts anmerken zu lassen, doch vorhin schien sie doch recht kurz angebunden und wirkte angeschlagen."


zuletzt bearbeitet 06.01.2017 23:03 | nach oben springen

#50

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 03.01.2017 23:17
von Arrabella • Team Zyr | 78 Beiträge



Ethan erkundigte sich, nachdem ich meine Frage gestellt hatte, bei Aneela, ob noch genügend Zeit für die Behandlung bliebe. Es wäre wirklich unhöflich zu gehen, wenn die Totenfeier jeden Moment beginnen konnte. Noch schlimmer jedoch wäre es, zu verschwinden und mittendrin wieder aufzutauchen.
Aneela gab uns ihren Zuspruch und Ethan versicherte, dass er mich nicht länger als nötig beanspruchen würde. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie Gabriel ihm einen bösen Blick zuwarf, weshalb ich beschwichtigend seine Schulter mit meiner Hand streifte. Gemeinsam mit Ethan wagte ich mich ein wenig tiefer in den Wald, wo wir geschützt vor den neugierigen Blicken unserer Mitmenschen waren und ich mich ungestört seiner Verletzung widmen konnte. Als ich mir sicher war, dass wir uns weit genug entfernt hatten, blieb ich stehen und beobachte Ethan dabei, wie er die mitgenommene Fackel in den Boden steckte und sich setzte.
„Nagut… dann vermutlich einfach loslegen?“, fragte er und ich nickte leicht. Für ihn war die Situation vermutlich genauso komisch wie für mich. Ich kannte Ethan eigentlich gar nicht und ich war mir nicht einmal hundertprozentig sicher, ob ich ihm vertrauen konnte. Andererseits war Aneela ihm gegenüber aufgeschlossen, also konnte er wohl nur zu den Guten gehören.
Ethan lächelte kurz und zog dann sein Oberteil aus. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich ihm dabei helfen sollte, entschied mich dann jedoch dagegen. Ich wusste nicht, ob es ihm vielleicht unangenehm war oder er sich in seinem Stolz verletzt fühlen würde, wenn ich ihm bei dieser Sache zur Hand ging.
„Es ist eine Stichverletzung von hinten. Die rechte Schulter. Ist auch nicht mehr so lästig, wie vor ein paar Stunden.“, erklärte Ethan und ich ließ mich neben ihm nieder. Glücklicherweise hatte Ethan daran gedacht, eine Fackel mitzunehmen, die mir nun das nötige Licht spendete. Ich sah mir die Wunde genauer an und musste feststellen, dass sie nicht allzu schlimm aussah. Vermutlich war sie auch nicht mehr so schmerzhaft, wie zu Beginn.
„Du bist also Ärztin?“, fragte der Mann neben mir und ich lächelte leicht. „So etwas ähnliches.“, erwiderte ich und fügte dann hinzu: „Heilerin trifft es wohl eher.“
„Darf ich?“, fragte ich dann und als ich die Zustimmung von Ethan in Form eines Nickens erhielt, legte ich sanft meine Hände auf seine Wunde und konzentrierte mich auf die verletzte Stelle. Meine Hände fingen an zu kribbeln und ich bündelte meine Energie um die Wunde zu heilen. Als ich die Prozedur beendet hatte, nahm ich meine Hände von seiner Haut und betrachtete die kleine Narbe, die seine Schulter zierte.
„Die Verletzung sollte keine Probleme mehr machen. Die Narbe kann ich jedoch nicht verschwinden lassen.“, erklärte ich und erhob mich leicht.
„Kann ich dich nun auch um einen Gefallen bitten?", fing ich dann an und stieg nervös von einem Bein auf das andere. "Kannst du meine Fähigkeit für dich behalten? Ich möchte nicht, dass im Dorf irgendwelche Gerüchte aufkommen, nicht noch mehr, als schon existieren.“, fuhr ich zögerlich fort und blickte Ethan in die Augen.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:23 | nach oben springen

#51

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 05.01.2017 03:34
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge



Als die letzte Gruppe endlich den See erreichte, konnte ich nicht verhindern, dass mein Blick kurz misstrauisch an dem Fremden haften blieb, den meine Schwester heute morgen irgendwo im Wald aufgegriffen hatte. Ihre Beteuerung, es würde sich bei dem Mann um einen Azallen handeln, hatte mich allerdings nur bedingt beruhigt. Denn auch wenn sie mittlerweile wieder äußerst gefasst wirkte, wusste ich doch, dass Erasmus Tod sie mehr mitgenommen hatte, als sie alle anderen glauben lassen wollte. Besorgt richtete ich meine Augen wieder auf Aneela, die in der Menge zwei weitere Menschen ausgemacht hatte, die ich hier nicht erwartet hatte zu sehen. Ebenfalls ihr Werk. Finster beobachtete ich, wie sie Ethan zu Gabriel und Enngelin begleitete und versuchte vergebens aus dieser Entfernung das Gespräch zu verfolgen. Während ich noch darüber nachgrübelte, ob ich mich der Unterhaltung anschließen sollte, entfernte sich die Heilerin aber unerwartet mit Ethan von den anderen beiden und ich nahm nur am Rande wahr, dass Tristan sich zu uns gesellte. Noch immer starrte ich in die Richtung, in die Enngelin mit dem Fremden verschwunden war und fragte mich, wo Gabriels Beschützerinstinkt abgeblieben war. Doch vermutlich unterlag er dem Trugschluss, dass Aneela diesem Kerl vertraute und rechnete nicht damit, dass sie Besagten erst seit wenigen Stunden kannte. "Es tut mir wirklich Leid um euren Verlust."
Die warme Stimme riss mich aus meinen Gedanken heraus und irritiert wandte ich mich zu der Azalle um, die uns ihr Beileid aussprach. Ich nickte Jaelyn mit einem angedeuteten Lächeln zu und rieb mir ablenkend den Nacken, als sie auf meine Schwester zu sprechen kam. "Sie stand Erasmus recht nahe.", erwiderte ich, als würde mich das Ganze kaum betreffen. "Aber ich kann dir sagen, was sie sagen würde. Nämlich, dass es nichts gibt, weswegen du dich bedanken müsstest. Du bist eine Azalle...", fuhr ich wohlwollend fort und unweigerlich huschten meine Gedanken wieder zu Ethan, dem dieses Privileg auch zustand. Trotzdem schaffte ich es nicht, das mulmige Gefühl in meinem Inneren zu beruhigen. "Ich bin gleich wieder da.", murmelte ich entschuldigend, strich Astraea im Vorbeigehen leicht über den Arm und entfernte mich von den anderen. Vermutlich machte ich mir unnötige Sorgen, doch da Gabriel derzeit ja ein wenig abgelenkt wirkte, entschied ich, dass jemand anderes kurz in seine Rolle schlüpfen musste. Nach einigen Schritten drangen bereits die ersten Gesprächsfetzen an mein Ohr und ich war deshalb umso überraschter, als plötzlich eine andere Gestalt vor mir auftauchte. "Artmi...", setzte ich an und erstarrte, als ich die Blessuren bemerkte, die sich über ihre alabasterfarbene Haut erstreckten. Augenblicklich verfinsterte sich meine Miene und ich spürte, wie die gleiche Wut mich packte, die schon am Abend zuvor von mir Besitz ergriffen hatte. Meine Hand zuckte reflexartig in ihre Richtung, doch ehe meine Finger sie berührten, stoppte ich die Bewegung, unsicher, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte. "War das etwa dieser Dreckskerl von gestern?", knurrte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und versuchte meinen Zorn nicht allzu sehr nach außen dringen zu lassen. Doch noch ehe das junge Mädchen antworten konnte, legte sich Stille über die Lichtung und signalisierte mir, dass das Ritual jeden Moment losgehen würde. "Komm.", sagte ich, deutete Richtung See und bemühte mich um ein Lächeln. "Sobald die Totenfeier zu Ende ist, kümmere ich mich um dich.", versprach ich der Brünetten und gemeinsam kehrten wir zurück zu den restlichen Azallen. Aneela, die unsere Stimmen vermutlich gehört hatte, wartete bereits auf uns und ohne ein Wort zu sagen, nahm sie Artminea bei der Hand und führte sie ein wenig abseits zu Annie. Ich lächelte leicht, denn vermutlich hätte meine Schwester niemand Besseren aussuchen können, um der jungen Frau ein Gefühl von Sicherheit zu schenken, während wir dem Ritual beiwohnten. Abwartend beobachtete ich, wie Aneela wieder zu Gabriel zurückkehrte, ein paar Worte an ihn richtete und schlussendlich auf mich zukam. "Alles in Ordnung?", fragte ich die Dunkelhaarige leise. "Natürlich.", entgegenete Aneela, ehe sie ihre Schritte zu Margerie lenkte und ich ihr ein kurzes Seufzen später folgte.


Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3

zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:22 | nach oben springen

#52

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 05.01.2017 14:25
von Eriana • Grünschnabel | 15 Beiträge



Ich hielt keuchend inne. Der Wald um mich herum war immer dunkler geworden und mir war kalt. Meine Zähne klapperten richtig, aber ich hatte keine Zeit, mich darum zu kümmern. Wenn ich rannte, war es besser, aber meine Seiten stachen und ich musste erstmal wieder zu Atem kommen. Also holte ich tief Luft.
Mein rechtes Knie tat weh, weil ich vorhin im Halbdunkel über eine Wurzel stolpert war und daher hingefallen war. Meine Augen brannten, aber ich hatte keine Zeit zu weinen. Mit dem Handrücken wischte ich mir die Augen und ging dann weiter. Sie musste hier sein. Irgendwo hier. Bitte!
Wenn jemand Oma Lenora helfen konnte, dann die Heilerin. Angeblich lebte sie im Wald. Also musste ich sie doch finden, wenn ich lange genug nach ihr suchte? Also stolperte ich weiter so schnell ich wagte. Durch die Bäume konnte ich Wasser sehen. Ein See? Durstig war ich auf jeden Fall, daher schlug ich den Weg in Richtung des Wassers ein.
„Du bist also Ärztin?“, fragte eine tiefe Stimme in der Nähe. Ich erstarrte und versuchte, möglichst keim Geräusch zu machen. In der Nähe waren ein Mann und eine Frau. Sie unterhielten sich leise und hatten mich zum Glück noch nicht bemerkt. Als die Frau sagte, sie sei Heilerin, schlug mein Herz höher und ich bewegte mich langsam auf die Beiden zu.
Die Frau legte ihre Hände auf die Schulter und schwieg. Ich konnte nicht sehen was sie tat, aber anschließend erklärte sie die Wunde für geheilt. Das musste sie sein. Die Heilerin. Ohne weiter nachzudenken stolperte ich auf sie zu. Meine Sicht verschwamm kurz. Was war denn jetzt los? Wenigstens hatte das Zittern aufgehört. Wenn ich nur nicht so müde wäre.
„H- H- Hilfe“, keuchte ich der Frau zu. „B- B- Bitte. Du musst m-m-mir he- helfen.“ Meine Sicht verschwamm schon wieder, aber ich hatte sie fast erreicht. Meine Hand fand ihre Schulter. Sie fühlte sich warm an. „Oma! Sie braucht-!“ Meine Lippen wollten sich nicht mehr bewegen. Die Welt wurde immer dunkler. Aber ich musste! Ich musste… Sie spürte noch, wie ich in ihre Arme fiel. Dann nichts mehr.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:21 | nach oben springen

#53

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 06.01.2017 18:28
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge


Am See bei Enngelin und anderen Lebewesen
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Auf Enngelins Nicken hin entledigte ich mich des störenden Oberteiles, welches die Sicht auf die frische Verletzung verdeckte. Als ich das nächste Mal zu ihr schaute, hatte sie sich bereits neben mir niedergelassen und ihre Augen auf meinen Rücken gerichtet. Ein Lächeln tauchte auf ihren Lippen auf, sobald sie meine nächste Frage beantwortete. Sie war also keine Ärztin, sondern etwas Ähnliches? Ich war mir nicht so recht sicher, was ich mir unter dieser Beschreibung vorstellen sollte. Nach einem Moment beschrieb sie sich selbst als Heilerin. Heilerin? Ein wenig perplex nickte ich nun meinerseits, als sie nach meiner Erlaubnis fragte, um zu beginnen. Enngelin legte ihre warmen Handflächen auf meinem verletzten Schulterblatt ab. Zunächst geschah nichts. Doch dann spürte ich tatsächlich etwas. Ein leichtes Zwicken, dann ein lästiges, penetranter werdendes Jucken. Außerdem gingen die Schmerzen nach und nach zurück, bis sie schließlich ganz verschwanden. „Die Verletzung sollte keine Probleme mehr machen. Die Narbe kann ich jedoch nicht verschwinden lassen.“, erklärte Enngelin beiläufig. Sie hatte mich tatsächlich geheilt? Ungläubig fuhr ich mit meinen Fingern über die Stelle und konnte tatsächlich die leichte Wucherung der frischen Narbe ertasten. Ich drehte meinen Kopf in Richtung der Brünetten, die im Begriff war sich wieder aufzurichten. Wieso hatte ich Cerandíl eigentlich nicht schon früher aufgesucht? Hier schien sich hinter jeder Ecke etwas Wundersames zu verbergen. Ob nun gleichermaßen faszinierende und gefährliche Bogenschützinnen oder überaus hilfsbereite Heilerinnen meinen Weg kreuzten. Mein Aufenthalt hier versprach interessant zu werden. Mit einem schiefen Lächeln griff ich nach dem wärmenden Oberteil und zog es mir wieder über. Dann kam ich ebenfalls auf die Beine.
„Kann ich dich nun auch um einen Gefallen bitten?" Die plötzliche Frage warf mich zurück in die Realität. Die Heilerin wirkte auf einmal irgendwie nervös. "Kannst du meine Fähigkeit für dich behalten? Ich möchte nicht, dass im Dorf irgendwelche Gerüchte aufkommen, nicht noch mehr, als schon existieren.“ Ich blickte sie aufmerksam an, während sie ihre Bitte zögerlich vortrug. Ich erkannte die Dringlichkeit in ihrer Stimme. Und ich wusste auch, wieso sie darum bat. Ich war kaum einen Tag hier und hatte bereits mehrfach sehen können, wie Echoaid das Leben dieser Leute auf negative Weise prägte und erschwerte. So sehr, dass eine Frau, die mit ihren Fähigkeiten nur Gutes vollbrachte, um ihr Leben bangen müsste, sollte das Wissen über ihre Fähigkeiten an die falschen Ohren gelangen. Ich schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Keine Sorge. Bei mir ist dein Geheimnis sicher.“
Ich wollte eigentlich noch etwas sagen, um die Stimmung ein wenig aufzulockern, als ich ein Rascheln vernahm. Alarmiert hob ich den Blick und sah etwas Kleines auf uns zustolpern. Genauer gesagt handelte es sich um einen kleinen Jungen, der mich gar nicht wahrzunehmen schien. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt meiner Begleiterin. Ich spannte mich automatisch an, als sein leiser Hilferuf an meine Ohren drang. Ich sah, wie er schwankte, wie sein Blick glasig wurde. Dann stolperte er bereits in Enngelins Arme und sackte bewusstlos zusammen. Da ich mir nicht sicher war, ob die junge Frau sein Gewicht alleine schultern konnte, trat ich an sie heran und half ihr den Jungen zu stützen. Nachdem sie sich davon vergewissert hatte, dass der Kleine nicht in Lebensgefahr schwebte, verfrachtete ich ihn in meine Arme. „Hm, sonderbare Zeiten, in denen wir leben…“, kommentierte ich die Geschehnisse und schlug Enngelin vor langsam zurückzukehren. Es hatte den Anschein, als würde die Zeremonie bald beginnen. Nachdem sie zugestimmt hatte, kehrten wir zur Gruppe zurück. Der erste, der uns entgegen kam, war der junge, grimmig dreinschauende Mann mit dem Namen Gabriel, mit dem ich bereits kurz zuvor das Vergnügen gehabt hatte. Nach einem kurzen Gespräch gab ich den bewusstlosen Jungen an ihn weiter und ließ die beiden vorerst alleine. Ich wollte die beiden nicht in ihrer Zweisamkeit stören und deutete die aufkommende Stille um uns herum als Zeichen dafür, dass die Zeremonie bald anfangen würde. Die Erkenntnis darüber, dass ich nicht genau wusste, wie ich mich zu verhalten hatte und was nun genau bevorstand, ließ mich irgendwie unruhig werden. Oder gab es noch einen anderen Grund, den ich bloß nicht in Worte fassen konnte?
Ich blickte mich gerade nach anderen, vertrauten Gesichtern um, als mir etwas weiter eine Gestalt auffiel, die meinen Atem abrupt stocken ließ. Ich war mir nicht ganz sicher, ob meine Augen mich nicht täuschten. Es war eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich sie zuletzt gesehen hatte. Die Umstände waren auch nicht die angenehmsten gewesen. Hatte sie nicht mal erwähnt, dass sie in Cerandíl aufgewachsen war? Ich widerstand dem Drang zu ihr zu Laufen. Es machte den Anschein, als würde die Zeit für ein Gespräch nicht mehr reichen. Also blieb mir nichts Anderes übrig, als das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Nachdenklich richtete ich meine Augen zum See.





So, wie es aussah, hatten alle den See unbeschadet erreicht. Nicht mehr lange, und sie würden Erasmus die letzte Ehre erweisen. Annie konnte immer noch nicht glauben, dass der Azalle von ihnen gegangen war. Es war kaum einen Tag her, dass sie sich das letzte Mal mit ihm unterhalten hatte. Wie es wohl ohne ihn weitergehen würde? In Gedanken, bemerkte sie Aneela und Artminea erst, als diese unmittelbar vor ihr auftauchten. Sobald sie die deutlichen Spuren von Misshandlung auf der Haut der jungen Frau entdeckte, entgleisten ihre Gesichtszüge. Bestürzt war sie zunächst nicht imstande etwas zu sagen. Und noch ehe sie dazu kam nach Einzelheiten zu fragen, kam ihr Aneela bereits zuvor. Sie stellte die beiden einander vor und warf Annie noch einen kurzen, vielsagenden Blick zu, ehe sie sich alleine wieder entfernte und die beiden Frauen somit alleine ließ. Annie versuchte all die Fragen, die ihr auf der Zunge brannten, zu unterdrücken. Im Moment zählte nur dem verwundeten Mädchen zu helfen. „Warte kurz.“, meinte Annie lächelnd und blickte sich kurz prüfend um. Es bedurfte nur weniger Augenblicke, bis sie einem der Anwesenden in der Nähe seine Jacke abgenommen und diese dem armen Mädchen über die Schultern gelegt hatte. „Du bist ja eiskalt.“ In ihrer jetzigen Lage konnte Annie nicht viel mehr tun. Sobald sie mehr über das Mädchen erfahren hatte, würde sie weiterplanen können. Wieso sie wohl um diese Zeit im Wald gewesen war? Und woher stammten die Blessuren? Hatte sie einen Ort, an den sie zurückkehren könnte? Falls sie sich als vertrauenswürdig erwies, wäre es vermutlich kein Problem sie vorläufig im Lager unterzubringen. Annies Zelt war groß genug für eine weitere Person. Sie schüttelte unmerklich den Kopf, als sie merkte, dass sie gedanklich bereits viel zu weit geraten war. Noch wusste sie zu wenig, um solche und ähnliche Entscheidungen treffen zu können. Also schenkte sie Artminea ein kurzes Lächeln und ließ ihren Blick dann über die Anwesenden wandern. Annie war froh darüber, dass niemand sehen konnte, was sich in ihren Gedanken abspielte, sobald sie den Dunkelhaarigen unter den vielen Gesichtern ausmachen konnte. Manche Dinge blieben am besten verborgen. Mit einem leisen Seufzen auf den Lippen löste Annie ihren Blick von Kilian und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder Artminea. „Falls du reden willst, werde ich gerne zuhören. Verzeih, dass ich gerade nicht mehr tun kann. Keiner von uns hat damit gerechnet, dass jemand von außerhalb sich um diese Uhrzeit hier aufhalten würde…“


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:21 | nach oben springen

#54

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 06.01.2017 19:47
von Venhedis • Höllenfürstin | 38 Beiträge



Dem Tod konnte man nicht entrinnen, egal wie weise, reich, stark oder jung man auch war. Wenn die Zeit gekommen war, dann konnte man nun mal nichts dagegen tun. Natürlich hieß das nicht, dass die Verbliebenen nicht trauerten, das gehörte einfach zur menschlichen Natur...
Und jeder hier gehörte nun mal zu den Verbliebenen.
Obwohl ich den Ältesten nicht gut kannte, war auch ich nicht gerade fröhlich gestimmt. Ich machte mir Sorgen um die Zukunft und darüber, wie es jetzt wohl weitergehen würde.
Würde Margerie die Führung übernehmen?
Oder doch Kilian?
Ich wusste ja, dass ihm nichts ferner läge, als seine Position endlich anzunehmen, aber die alte Schamanin als Anführerin? Ich konnte mir wirklich schöneres vorstellen, doch ohne Anführer ginge es auch nicht... zumindest nicht sehr gut. Man könnte jemanden wählen, aber das würde lange dauern und am Ende wahrscheinlich nur für Zwiespalt in unseren Reihen sorgen.
Bevor ich mir jedoch noch unangenehmere Situationen ausmalen konnte, kollidierte jemand, Pola um genau zu sein, mit meinem Rücken und ließ mich einen Schritt nach vorne machen, um nicht zu fallen. Sie war wohl noch tiefer in Gedanken versunken gewesen als ich. Schnell versicherte ich ihr, dass ja nichts passiert sei, und lächelte halbherzig.
Es dauerte einige Zeit, bis alle am See ankamen, was jedoch nicht verwunderlich war, da wir nur in kleinen Gruppen den Wald durchquerten. Ich war etwas überrascht, zu sehen, dass auch Personen anwesend waren, die nicht zum Clan gehörten. Zwar wusste ich, dass es nicht das höflichste war, andere zu beobachten aber die neuen Gesichter, die sich am See bei Aneela zeigten, hatten nun einmal meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nun ja, ganz neu waren die Gesichter auch nicht, die Heilerin kannte ich ja immerhin schon mit Namen, den einen Mann erkannte ich von gestern wieder und der andere … ich war mir sicher, dass ich ihn schon einmal gesehen hatte und sein Name lag mir auch auf der Zunge aber ich kam einfach nicht drauf.
Irgendwas mit E, da war ich mir sicher.
Mein Blick schweifte über die restlichen Azallen, mit denen ich meist eher weniger Kontakt hatte und ich bemerkte zwar, wie Tristan und kurze Zeit später auch Jaelyn zu uns traten aber ich hörte nur mit halbem Ohr zu, da ich mich mehr auf die anderen Azallen konzentrierte. Irgendwie war es schon seltsam, alle so auf einem Ort im freien zu sehen. Zumindest so ganz ohne Musik und Tanz, wobei dies nun wirklich nicht der passende Ort und Zeitpunkt dafür war.
Kurz überlegte ich, ob ich nicht noch einmal zu Aneela und der Gruppe von Neulingen gehen sollte, bevor das Ritual begann um mich zu erkundigen, wie es ihr ging und um mich bei dem Mann von gestern für die Rettung zu bedanken.
Bevor ich mich jedoch entscheiden konnte, ob dafür noch genug Zeit wäre oder nicht, zog Kilians Hand auf meinem Arm mich wieder in die Gegenwart und reflexartig erwiderte ich die kleine Geste und ließ meine Hand kurz auf seiner verweilen bevor ich ihm ein, so hoffte ich es zumindest, Trost spendendes Lächeln schenkte, ehe ich mich Pola, Jaelyn und Tristan zuwandte und mich entschied, doch bis nach dem Ritual zu warten.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:20 | nach oben springen

#55

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 06.01.2017 22:40
von Arashi • Grünschnabel | 10 Beiträge

Jaelyn

Astraea wirkte recht abwesend, aber dafür schenkte mir Kilian eine Antwort, wenn auch emotional recht distanziert was das Thema anging. Wie schon vermutet nahm der Tod des alten Mannes Aneela recht mit, standen sie sich doch sehr nahe. Ich ließ die Fackel etwas in meiner Hand sinken und betrachtete eher unbewusst dessen hellen Schein. Doch viel weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht, da Kilian das Gespäch um seine Schwester schnell beendete und hinsichtlich meines Wunsches, mich bei ihr zu bedanken, meinte, dass Aneela wohl keinen Dank erwarten würde. Immerhin sei ich ja eine Azelle. Auf diese Äußerung hin musste ich etwas schief grinsen und entgegnete nur: "Ob Azelle oder nicht, sie ist ein hohes Risiko meinetwegen und für Astraea eingegangen obwohl es niemand verlangt hat und dafür bin ich ihr dankbar; zumal ich doch eher eine Außenstehende bin als Mitglied." Andererseits wusste ich jedoch auch nicht zu welcher Sippe ich gehörte, weshalb ich, was die "Rassenfrage" anging, mich wohl eher zu ihnen zählen würde, als zu irgendjemanden sonst. Kilians Blick schweifte derweil kurz ab und so als ob er was wichtiges entdeckt hatte, entschuldigte er sich und ging ein Stück. "Natürlich.", nickte ich nur leicht und ließ ihn gewähren. Für den Moment hielt ich inne und betrachtete die Flamme in meiner Hand, bevor ich mich dem See zuwandte und der Zeremonie, die anscheinend zu beginnen schien, mit Astraea, dem jungen Mann und einem weiteren Mädchen beiwohnte.


zuletzt bearbeitet 06.01.2017 23:03 | nach oben springen

#56

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 07.01.2017 01:55
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge



"Nach allem, was du für uns getan hast...", erwiderte Aneela, als der Jäger sich nun seinerseits für die Einladung bedankte und zögerte einen Moment, ehe sie fortfuhr. "Jedenfalls, du kannst noch einige Gefallen einfordern, ehe wir quitt sind." Trotz der Begebenheiten, bemühte sich die Azalle, nichts von ihrer inneren Zerissenheit an die Oberfläche dringen zu lassen und hoffte, dass ihr Schmunzeln den Jäger überzeugen würde. Doch noch ehe sie sich dessen gewiss sein konnte, hörte sie, wie Enngelin fragte, ob es unhöflich wäre, sich für einen Moment von der Feier zu entfernen. Als die Dunkelhaarige sich zu den beiden umwandte, begegnete sie Ethans fragendem Blick, der darauf offenbar keine Antwort wusste. Nachdem sie ihren Kopf kurz Richtung See gedreht hatte, nickte die Azalle beiden wohlwollend zu. "Es wird bald anfangen, aber noch bleibt euch etwas Zeit.", erklärte sie mit einem dankbaren Nicken zu Enngelin, die sich seiner annahm. „Alles klar, ich werde Enngelin hier nicht länger, als nötig, beanspruchen.“
Als die beiden aus ihrem Blickfeld verschwunden waren, richtete sie ihre Augen wieder auf Gabriel, den diese Aussage vermutlich nur geringfügig zufriedenstellte. In diesem Punkt war er ihrem Bruder sehr ähnlich, dessen Hauptaugenmerk zurzeit glücklicherweise auf Astraea ruhte. Nur kurze Zeit darauf, konnte Aneela jedoch beobachte, wie Kilian sich aus der kleinen Gruppe löste und zielsicher im Inneren des Waldes verschwand. Stirnrunzelnd fragte sie sich, was ihn dazu veranlasste und konzentrierte sich auf die Geräusche, die aus dieser Richtung kamen. Nach und nach zog die Dunkelhaarige ihre Augenbrauen enger zusammen, bis sie sich schließlich kurz bei Gabriel entschuldigte und an den Rand des Archadewalds trat, um Kilian und Artminea in Empfang zu nehmen. Wortlos lächelte Aneela der jungen Frau entgegen, ergriff ihre Hand und führte sie zu Annie, die ein wenig abseits stand. Sobald die Azalle Artmineas zugerichtetes Gesicht bemerkte, konnte man die Fassungslosigkeit über diesen Anblick in ihrem Gesicht ablesen. Doch Aneela überspielte den Moment, indem sie die beiden Frauen einander vorstellte und warf Annie einen kurzen, dankbaren Blick zu, ehe sie die beiden wieder verließ. "Vielleicht können wir unsere Unterhaltung nach dem Ritual weiterführen?", fragte die Azalle, als sie wieder vor dem Jäger stand, lächelte schwach und setzte dann ihren Weg fort. "Alles in Ordnung?" Kilian musterte seine Schwester nachdenklich und wirkte nicht sonderlich überzeugt davon, als sie ihm versicherte, dass es so war. Doch Aneela ließ ihm keine Gelegenheit, seine Zweifel auszusprechen und beide traten nun zu Margerie, die am Rande des Sees auf die beiden wartete.



Die Sonne war schon eine ganze Weile hinter den Bergen des Thalidgebirges verschwunden, doch noch immer durchkämmten die Soldaten des Königs den Wald, um den verschollenen Prinzen zu finden. Einer dieser Trupps hatte sich in südliche Richtung aufgemacht, in der Hoffnung, den Ausreißer wohlbehalten zurück ins Schloss zu geleiten. Callum, der auf Geheiß des Königs eben jenen anführte, ließ seinen Blick zweifelnd über die kleine Schar Männer gleiten und verharrte einige Sekunden auf der blonden Frau, die man ihm ebenfalls zugeteilt hatte. Der Mann vermutete, dass der Hauptmann es als ausreichende Bestrafung erachtete, Eder ausgerechnet seiner Einheit zuzuteilen, weswegen ein süffisantes Lächeln über seine Züge huschte, ehe er sich wieder ganz auf seine Aufgabe konzentrierte.
Die Stille des Waldes wurde einige Zeit später von herannahenden Schritten durchbrochen und angesichts der eindeutigen Hektik, drehte Callum alarmierend seinen Kopf in besagte Richtung. Pin Guin, dessen Heimat irgendwo südlich von Cerandíl lag, stolperte zwischen den Bäumen hindurch und kam schnaufend vor ihm zum Stehen. "Azall´n! Am See ham´se sich versammelt, ganzer Haufen! Bin so´m Bengel gefolgt, der wie von ´ner Tarantel gestochen durch ´n Wald gerannt ist!", berichtete der Soldat, in euphorischer Erwartung. Die Miene seines Befehlshabers verhärtete sich eine Spur und unbewusst, legte er eine Hand auf den Griff seines Schwertes. "Wie viele?" Der Schwarzhaarige zuckte ahnungslos mit den Schultern, richtete sich dann aber schnell auf, als er das gefährliche Augenbrauenzucken seines Gegenübers bemerkte. "War´n schon ´ne Menge. Nich´ mehr wie hundert, aber Frauen ham´se dabei und welche, die ausseh´n als würden sie bald schon von allein ins Gras beißen", grinste der Soldat breit, woraufhin einige seiner Kameraden hämische Blicke austauschten. Doch Callum achtete nicht auf sie und starrte einige Sekunden nachdenklich Richtung Süden, ehe er seinen Untergebenen den Befehl gab ihm zu folgen.



Margerie empfing die Geschwister mit einem warmherzigen Lächeln, das beide nur bedingt erwidern konnten, ehe sie zwischen ihr und einigen anderen Ältesten vorbeigingen und sich hinter diese postierten. Einige Augenblicke herrschte bedrücktes Schweigen, ehe die alte Frau einen Schritt nach vorne trat und mit lauter Stimme zu sprechen begann. "Wieder einmal haben wir einen großen Verlust zu betrauern. Wie tief uns Erasmus Ableben getroffen hat, ist deutlich zu spüren. Ebenso wie die Angst, die unter uns herrscht. Angst vor der Zukunft. Vor dem, was uns widerfahren ist, und dem was noch passiert. Und so nachvollziehbar das auch ist, dürfen wir nicht vergessen, was uns ausmacht. Was uns unterscheidet. Und vor allem, dürfen wir uns von der Angst nicht das nehmen lassen, was wir am meisten zu beschützen versuchen." Margerie hielt einen Moment inne, damit jeder der Anwesenden ihre Worte verarbeiten konnte, ehe sie sich zu Kilian und Aneela umdrehte und beide abwartend musterte. Doch weder Aneela, noch ihr Bruder, schienen die Absicht zu haben, weitere Worte an ihr Volk zu richten, weswegen die Älteste sich nach einigen weiteren Sekunden wieder abwandte. Die junge Azalle verspürte den Drang ablenkend mit einem der Pfeile zu hantieren, die sie in ihrem Köcher mit sich trug, widerstand dem aber und ließ stattdessen ihren Blick zum See gleiten, während die Stimmen der Azallen über die Lichtung zu hallen begannen. Kilian, dessen Blick auf die Menge gerichtet war, stimmte in den traurigen Gesang nicht ein. Stattdessen kreisten seine Gedanken um die Worte, die Margerie an sie alle gerichtet hatte und erst, als diese an ihm vorbei Richtung See ging, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Zeremonie.
Es kostete Aneela alle Mühe ihre Concetance zu wahren, während Margerie am Rand des Floss ihre Gebete sprach und unruhig zwang sie sich still zu stehen. Als die alte Frau schließlich bei ihren letzten Worten nach einem Handvoll Erde griff und diesen über den Leichnam streute, schritt Aramis, der rechts von ihr stand hinunter zum Ufer und schöpfte etwas Wasser aus dem See, um es ihr gleichzutun. Die Dunkelhaarige atmete einmal tief ein, ehe auch sie ihren Weg antrat und vor dem Floss zum Stehen kam. Resigniert ließ die Azalle ihren Blick über Ersamus verhüllten Körper schweifen und bemerkte erst jetzt die Blüten, die um ihn herum verteilt waren. Irgendwie hatte der Anblick etwas Tröstliches und langsam griff sie nach dem Dolch, den ihr Margerie reichte, ehe sie die Klinge mit festem Druck über ihren Unterarm gleiten ließ. Bedächtig streckte sie die Hand aus und beobachtete, wie vereinzelte Tropfen Blut das schneeweiße Laken rot färbten. Ohne die Älteste dabei anzusehen, reichte sie dieser den Dolch wieder zurück und trat zur Seite, um ihrem Bruder Platz zu machen. Auch Kilian ließ sich einen Moment Zeit, ehe er sich an Aramis wandte und seine Finger durch die Flammen der Fackel in seiner Hand gleiten ließ. Für den Bruchteil einer Sekunde entgleisten die Gesichtszüge der Azallin, ehe sie sich wieder zusammenriss und ausdruckslos beobachtete, wie Kilian das Feuer auf seiner Hand tänzeln ließ. Allmählich schlug das Feuer in seiner Hand größere Flammen und nach einem leisen Seufzen, setzte der Azalle das Floß in Brand.

Aneela riss sich nach einigen Sekunden aus ihrer Trance und wandte sich zum Gehen, um dieses Szenario nicht länger verfolgen zu müssen. Doch als sie sich einige Schritte von dem See entfernt hatte, hielt die Dunkelhaarige plötzlich abrupt inne. Angestrengt lauschte die Azalle in den Wald hinein und als ihr bewusst wurde, in welcher Gefahr sie alle gerade schwebten, setzte ihr Herzschlag für einige Takte aus. "Sie sind hier!", entfuhr es ihr und die Azallen in ihrer Umgebung richteten irritiert ihre Blicke auf sie. Trotz der erschreckenden Erkenntnis, dass ihre Warnung zu spät kam, wiederholte sie ihre Worte, diesesmal eindringlicher. "Lauft!", rief sie nun, als plötzlich ein gellender Schrei sich mit ihrer Stimme vermischte. Noch ehe Aneela ganz realisieren konnte, woher dieses Geräusch gekommen war, fiel ihr Blick auf die junge Frau, die sie eben noch in die Obhut einer anderen gegeben hatte und sie zuckte erschrocken auf, als Artminea wie aus dem Nichts von einem Pfeil getroffen wurde. Die Spitze bohrte sich tief in den Rücken der jungen Frau, die mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie sank. Doch bevor die Azalle auch nur irgendwie reagieren konnte, geschahen mehrere Dinge gleichzeitig, die alle Azallen nun panisch auseinanderstoben ließ. Sie wusste nicht, wie viele es waren, oder warum sie entdeckt worden waren. Doch als weitere Pfeile ihr Ziel fanden, und das Blut der ersten Azallen den Boden besprenkelte, wurden all diese Fragen nebensächlich.


Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3

zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:19 | nach oben springen

#57

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 07.01.2017 03:13
von Katashyna • Pingupups | 39 Beiträge



Ich sah nur noch wie er auf mich zukam und seine Hand erhob, bevor ich schweißgebadet von diesem schrecklichen Albtraum erlöst wurde. Keuchend öffnete ich die Augen und fasste mir reflexartig an die Wange. Ein leichter Schmerz durchzog diese, was mich dazu brachte meine Hand wieder von ihr zu nehmen. Zur Beruhigung wollte ich meine Augen noch einmal schließen und tief durchatmen. Doch kamen mir dabei immer wieder diese schrecklichen Bilder unter, sodass ich mich selbst dazu zwang meine Augen offen zu halten.
Während ich geschlafen hatte, hatte wohl auch schon die Abenddämmerung eingesetzt. Nun war es bereits dunkel und ich sollte mich schleunigst auf den Weg nach Hause machen. Mein Vater würde wahrscheinlich bald heim kommen, wenn er sich nicht sogar schon dort befand und sich schreckliche Sorgen um mich machte. Alleine der Gedanke daran, wie er reagieren könnte, würde er mein Gesicht erblicken, lies mir einen Schauer über den Rücken gleiten. Wie sollte ich ihm das nur jemals erklären?
Seit meinem Erwachen war ich in meinen eigenen Gedanken versunken gewesen, sodass ich bis zu dem Zeitpunkt meines Erhebens von dem kalten Waldboden keine Notiz der Geschehnisse um mich herum genommen habe. Doch als ich wieder auf meinen Beinen stand und sachte meine Kleider glatt strich, vernahm ich mehrere Geräusche und Stimmen, nicht weit von mir. Um ehrlich zu sein, sogar in unmittelbarer Nähe. Vorsichtig lugte ich zwischen Baum und Büschen hindurch und erblickte mehrere Menschen, die sich am See versammelt hatten. Die Stimmung wirkte eher bedrückend und ruhig, obwohl sich viele Leute unterhielten. Ich war zu weit weg um Näheres darüber in Erfahrung zu bringen. Doch gefiel mir die Stimmung hier nicht wirklich und ich fühlte mich fehl am Platz, weshalb ich beschloss mich leise auf den Weg zu machen und die hier Versammelten bei ihren Unternehmungen nicht zu stören. Dieser Entschluss wurde nur noch weiter untermauert, als ich neben mir immer lauter werdende Stimmen vernahm, die sich mir näherten. Schleunigst trat ich den Weg in die entgegengesetzte Richtung an, um nicht in irgendwelche Unbekannten Personen zu laufen. Bei meinem Glück hatten solche Begegnungen nie ein gutes Ende. Doch urplötzlich erschien wie aus dem Nichts eine mir sehr bekannte Person, die mich nach einem kurzen Schock jedoch aufatmen ließ. Ich war erleichtert Kilian vor mir zu sehen, da ich mich nun zumindest in Sicherheit wusste. In seiner Nähe hatte ich mich immer sicher gefühlt. Wie auch jetzt, als er überrascht meinen Namen aussprach, während ich ihn erleichtert anlächelte, er jedoch kurz inne hielt. Schlagartig änderte sich sein Gesichtsausdruck und ich wusste zuerst nicht was mir ihm geschehen war, bis ich mir in Erinnerung rief, was am heutigen Tag passiert war. Er streckte seine Hand nach mir aus, zog sie jedoch wieder zurück, während ich beschämt zu Boden blickte und versuchte mein Gesicht vor ihm zu verstecken. Seine Wut war eindeutig spürbar, als er mich darauf ansprach wie es passiert war, wer es gewesen ist. Seine Vermutung war zwar naheliegend, jedoch entsprach sie nicht der Wahrheit. Ich wusste nicht so recht, was ich ihm sagen sollte. Ich hatte vor es zu verneinen, wollte ihm aber auch nicht die Wahrheit sagen. Er würde sich nur unnötige Sorgen um mich machen, wie immer. Ich bereitete ihm in letzter Zeit nur Sorgen, was auch für mich ein schreckliches Gefühl war. Doch eigentlich war ich es ihm schuldig ihm zumindest die Wahrheit zu sagen. Also setzte ich zu einer Erklärung an, konnte diese jedoch nicht aussprechen, da kurz davor eine eigenartige Stille um uns herum entstand und er mich aufforderte ihm zu folgen. Nein Lächeln schenkte mir ein bisschen Mut, auch wenn ich wusste, dass er sich selber damit quälte, nur um mir ein gutes Gefühl zu geben. Doch seine Worte berührten mich zutiefst und so folgte ich ihm nickend und wortlos zu den anderen. Es hatten sich also alle hier versammelt um einen Toten zu verabschieden. Ich wusste gleich, dass das hier kein fröhliches Fest sein sollte, doch hatte ich das auch nicht erwartet. Ein ziemlich trauriger Anlass hier an einem so schönen Schauplatz zusammen zu kommen.
Wortlos folgte ich Kilian und entdeckte schon nach ein paar Schritten seine Schwester, die ich mit einem zaghaften Lächeln begrüßte. Es kam mir unangebracht vor bei solch einem Anlass zu lächeln. Doch war ich sehr erfreut Aneela zu sehen, die mich sofort weiter führte und mir eine junge Frau namens Annie vorstellte. Auch sie lächelte mich freundlich an, was ich erwiderte. Als Aneela und Kilian kurz darauf verschwanden, drehte ich mich besorgt zu ihnen um und blickte ihnen hinterher. Annie legte mir beruhigend eine Hand auf den Rücken und führte mich etwas zur Seite während sie mir flüsternd erklärte was die beiden Azallen nun machen würden, woraufhin ich nicht mehr besorgt war. Bis jetzt durfte ich noch nie einer Totenfeier der Azallen beiwohnen. Ich hatte auch noch nie eine andere ihrer Feiern miterlebt, weshalb ich die meisten ihrer Bräuche auch nicht kannte. Doch Annie nahm sich freundlicherweise meiner an und erklärte mir im Flüsterton alles.
Es war eine wunderschöne Totenfeier, die auch mich zu Tränen rührte, während ich die ganze Zeit über gebannt auf meine beiden Freunde starrte und immer wieder ein paar Worte von Annie ins Ohr geflüstert bekam. Das alles hatte etwas Magisches an sich und ich war zutiefst gerührt. Für mich war es ein schönes Erlebnis hier dabei sein zu dürfen. So traurig der Anlass auch war, so schön waren ihre Bräuche um Abschied zu leben und dem Toten noch ein letztes Mal gebührenden Respekt zu erweisen.
Nachdem die Zeremonie vorbei war, drehte ich mich mit Tränen in den Augen zu Annie um, die mir eine Hand auf die Schulter legte. Immer wieder verwunderte es mich wie nett die Azallen waren. Ich blickte der jungen Frau tief in die Augen und legte auch kurz für einen Moment einen Arm um sie. Danach sah ich mich kurz nach meinen Freunden um und entdeckte Kilian und Aneela am Ufer. Nur war ich mir nicht sicher, ob ich zu ihnen gehen oder damit lieber noch warten sollte. Das war gerade sicher nicht leicht für die beiden gewesen. Und doch wollte ich irgendwie für sie da sein, da sie es doch auch immer für mich waren. Zögerlich machte ich einen Schritt nach vorne, als ich auf einmal ein Rufen vernahm. Sie sind hier? Wer ist hier? Verwirrt, wie auch die anderen blickte ich mich um, als ich einen unerträglichen Schmerz in meinem Rücken spürte, als würde sich etwas durch diesen bohren, und einen reflexartigen Schrei ausstieß. Mit offenem Mund und geweiteten Augen, wurden meine Knie immer schwächer, während der Schmerz sich weiter in mein inneres bohrte und mir den Atem raubte. Langsam sank ich zu Boden, hörte um mich herum Schreie und vernahm verschwommene Gestalten, die umher wuselten. Zuerst landete ich auf meinen Knien und fiel dann ganz zu Boden. Unter Qualen versuchte ich meinen Kopf in die Höhe zu strecken, sah aber nur immer mehr Gestalten weiterlaufen und umfallen. Zusammengekrümmt, lag ich am Boden, bekam keine Luft und streckte meinen rechten Arm aus. Meine Finger krallten sich in den kalten Waldboden, während ich versuchte dahin zu robben und mich nach vorne zu ziehen. Diesem schrecklichen Geschrei zu entkommen. Dem Schmerz zu entkommen. Doch ich wusste genau, dass ich ihm nicht entkommen konnte, mich nicht einmal richtig bewegen konnte. Immer mehr Tränen flossen mir die Wangen runter, sodass ich nichts mehr sehen konnte. Was war nur passiert? Wo war Annie? Wo waren Aneela und Kilian? Der Schmerz wurde stärker, ich schrie auf, wollte hier weg und versuchte weiter weg zu robben. Doch meine Kräfte verließen mich ungewöhnlich schnell, sodass ich nur auf dem Boden liegen blieb und mich verzweifelt am Boden fest krallte in der Hoffnung hier irgendwie weg zu kommen, dem Geschrei zu entfliehen, aus diesem Albtraum zu flüchten.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:17 | nach oben springen

#58

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 07.01.2017 20:20
von Annika • Nesthäkchen | 22 Beiträge



Alles ging unfassbar schnell, gerade noch hatte Jaelyn ihm die Fackel abgenommen, die alte Frau namens Margerie hatte eine kurze Ansprache gehalten, die beiden Geschwister standen hinter dieser und schwiegen so wie alle Azallen es in diesem Moment taten. Schon bald vereinten sich die Stimmen der Azallen und bildeten einen Gesang, Tristan war von diesem Moment unglaublich gerührt, auch wenn man es ihm nicht ansehen konnte, er behielt seine äußere Hülle. Nur kurz nachdem das Floß in Brand gesetzt war und er beobachtete, wie Kilians jüngere Schwester sich von dem See entfernte, hörte er, wie sie etwas rief. „Sie sind hier!“, wer ist hier? Er überlegte einen Moment. „Lauft!“, hörte er es erneut, was ihn aus seinen Gedanken riss, doch ein schmerzvoller Schrei erreichte seine Ohren und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Was noch alles geschah wusste er nicht, nur, das dies nicht der einzige Schrei gewesen war. Ehe er sich versah, wurde er von Stelle zu Stelle geschubst, alle liefen panisch durcheinander, sein Blick blieb an der jungen Frau mit dem Pfeil im Rücken hängen. Seine Beine gehorchten ihm endlich wieder, sein Schritt wurde immer schneller, immernoch beobachtete er sie, wie sie versuchte, sich nach vorne zu robben. Doch als er sie erreicht hatte, hob er sie auf seine Arme und hielt sie beschützend an sich. „Keine Sorge, ich bringe dich hier sicher raus“, er wusste nicht, woher er diese Worte plötzlich hatte, doch er entfernte sich aus dem Gedränge und suchte die Heilerin auf, eigentlich brauchte er nur nach Gabriel Ausschau zu halten, dann dürfte sich das als leicht erweisen. „Enngelin“, Tristan hörte sich besorgt an als er die beiden erreichte ,“ich brauche deine Hilfe, oder nein.... besser gesagt, sie braucht deine Hilfe...“, plötzlich fühlte er sich, als hätte er für die junge Frau in seinen Armen die volle Verantwortung. Nun hoffte er nur noch, dass Enngelin sich ihr bald annahm.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:17 | nach oben springen

#59

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 08.01.2017 00:34
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge



Mit einer langsamen, flüssigen Bewegung, entfernte ich das Blut von meinem Schwert, ehe ich über den leblosen Körper vor mir hinwegstieg und die Szene, die sich mir bot, einige Augenblicke lang verfolgte. Während die Soldaten wahllos jeden angriffen, der ihnen vor die Füße sprang, suchte ich lieber gezielt meine Opfer aus. Doch erstmal hatte etwas anderes Priorität. Denn auch wenn dem König jedes Azallenleben, welches genommen wurde, lieb war, galt seine größte Aufmerksamkeit einer einzelnen Person, weswegen meine Augen in dem entstandenen Chaos nach der berüchtigten Azalle Ausschau hielten. Sollte Aneela abermals die Flucht gelingen, würde Eochaid ganz gewiss nicht erfreut sein.
Konzentriert huschte mein Blick über die panische Menge, die eilends versuchte im Wald ihre Rettung zu finden und setzte meinen Weg weiter fort, als sich unerwartet schlanke Finger um meine Knöchel schlangen. Ein wenig irritiert wandte ich mich um und erkannte, dass der ausgestreckte Arm zu einer älteren Azalle gehörte, die in ihren letzten Minuten des Lebens offenbar so verzweifelt nach Rettung suchte, dass ihr nicht klar war, an wen sie sich gerade hilfesuchend klammerte. Binnen kürzester Zeit breitete sich kontinuierlich Blut auf dem weißen Stoff aus und ehe ich noch mehr Zeit verlor, hob ich mein Schwert an und stieß die Klinge tief in den Nacken der wimmernden Frau. Blut benetzte einen Teil meiner Kleidung und die Stimme verstummte augenblicklich, ehe ich meine Waffe mit einem Ruck wieder zu mir zog und unbehelligt weitermarschierte.
Da ich Aneela nie persönlich begegnet war, richtete ich meine Augen nach und nach auf die weiblichen Azallen in meinem Blickfeld und runzelte leicht die Stirn, als ich sah, wie Pin Guin auf ein blondes Mädchen zu rannte, sie am Handgelenk packte und zu sich herumriss. Der Südländer war dafür bekannt, dass er gerne noch etwas mit seinen Opfern spielte und ich lenkte meine Schritte in seine Richtung, um ihn daran zu erinnern, dass es hier nicht um sein Vergnügen ging, als ein Pfeil vor meinen Augen tief ins Bein eines Soldaten eindrang. Der Mann, der einen Azallen gerade von hinten erstechen wollte, fluchte laut auf und ging in die Knie, doch ich drehte ruckartig meinen Kopf in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war und lief darauf zu. Wenn meine Vermutung zutraf, konnte sie nicht weit sein! Unwirsch stieß ich die Menschen zur Seite, egal ob Freund oder Feind, doch anstatt einer Bogenschützin, entdeckte ich eine vermummte Gestalt, deren vertraute Bewegungen mich augenblicklich verharren ließen. Misstrauisch betrachtete ich das zierliche Geschöpf, deren Gesicht im Dunkeln lag und fragte mich unweigerlich, wer sich unter der Kapuze verbarg.


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zuletzt bearbeitet 04.05.2017 20:16 | nach oben springen

#60

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 08.01.2017 02:42
von Arashi • Grünschnabel | 10 Beiträge

Jaelyn

Aneela und Kilian gesellten sich zur alten Dame ans Wasser und eine Stille breitete sich aus, die den ganzen Wald zu ergreifen schien. Sie wechselten kurz Blicke aus, bevor die Dame sich an alle wandte und einige Worte über den Verstobenen sprach, gepaart mit möglichen Ängsten und dem Zuspruch von Hoffnung. Während ich der Ansprache zuhörte, blickte ich teils in Gedanken versunken in die Flamme vor mir. Ich hatte keinerlei Ahnung welche Verluste der Azellen bereits zu beklagen hatten, geschweige denn über ihre Ängste und was sie schützten. Gewiss sich selbst und ihr Volk, aber; ich fragte mich, ob es da nicht noch mehr gab. Und wieder spührte ich wie fehl ich hier doch gerade war. Bedenken über die Zukunft oder was passieren würde; solche Gedanken kannte ich nicht wirklich. Sicher dachte man hier und da mal drüber nach, doch unterm Strich hatte ich doch sehr unbeschwert in den Tag hinein gelebt. Warum also wurde es anderen so wehement verwert? Nur weil man anders war...Es herschte wieder kurz Stille. Doch dann ertönte erst leise und dann sanft ein wenig lauter eine Melodie. Nach und nach stimmten alle Anwesenden einen Gesang an, der einem eine Gänsehaut bereiten konnte. Sacht hallte es über den See. Worte, die ich in der Konstelation zuvor noch nicht gehört hatte, aber mit der Zeit prägte sich die Melodie ein und ich summte leise mit.
Ich sah dem Ritual zu und änderte dabei immer mal wieder meine Griffstärke um den Fackelstab. Irgendwie schmerzte es zuzusehen. Als Kilian dann das Floss in Brand setzte kniff ich die Augen zu und blickte wieder ins Feuer vor mir. Ich spührte wie meine Augen feucht wurden und ich redete mir ein, dass es einfach an der Wärme und dem Rauch der Fackel lag, ebenso wie es für die Wärme in meinem Gesicht verantwortlich sein musste. Doch plötzlich schlug die Stimmung schlagartig um. Aneelas Ruf holte mich in die Realität zurück und ich sah mich ruckartig um. Laufen? Ein Schrei ertönte und kruz darauf brach Panik aus. Alle liefen wild durch einander, während ich das Gefühl hatte, dass alles in Zeitlupe vor meinen Augen ablief. Ein Angriff? Zu solch einem Ereignis? Hatten die Männer des Königs denn überhaupt keinen Funken von Anstand oder Ehrgefühl? Keinen Respekt vor der Ehrung der Toten? Ich spührte wie meine Lippen vor Wut zitterten, doch bis auf die Fackel in meiner Hand hatte ich nichts womit ich hätte kämpfen können und ein Kämpfer, der allein mit seinem Körper arbeiten konnte, war ich nicht. Also blieb nur der Rückzug, allerdings konnte ich nicht einfach so davon rennen und andere verwundet zurück lassen. Kurzer Hand und ohne groß zu überlegen griff ich also ins Geschehen ein und versuchte anderen bei ihrer Flucht zu helfen indem ich beispielsweise auf den Weg zurück in den Wald einigen der Soldaten, dessen Weg ich kreuzte und die gerade ihre Schwerter gegen jemanden zückten, von hinten in die Kniekehlen schlug, so dass sie auf die Knie sackten oder stolperten, was den Fliehenden Zeit zum weglaufen gab und mir selbst auch oder aber ich nutzte das Feuer der Fackel um sie abzuschrecken oder aber setzte die Stoffteile ihrer Rüstung in Brand. Mit einem Aufschrei schmissen sich diese auf den Boden und versuchten durch Rollbewegungen die Flammen wieder zu ersticken. Auch wenn ich nicht vor hatte jemanden wirklich tötlich zu verletzen, so spührte ich deutlich wie sehr mein Blut gerade kochte, angesichts dieses hinterhältigen und feigen Angriffes auf Unbewaffnete oder Alte. Im nächsten Moment packte mich jedoch wer am Handgelenk und riss mich rum. "Hab ich dich!", grinste er zufrieden, als ob er für jeden, den er einfängt, einen Preis bekommen würde. "Nimm deine Pfoten weg!", fauchte ich zurück und versuchte mich loszureißen, doch sein Griff war sehr fest und im Laufe des Gerangels merkte ich nur noch wie mein Körper zu Boden ging und ich beim Aufprall die Fackel verlor. Er hockte sich über mich, mit einer Fratze als Grinsen und drückte mit seiner einen Hand meinen Hals fest zu. In der andern Hand hatte er sein Schwert, welches er jedoch ablegte. "Nein, das ginge zu schnell." Langsam führte er auch seine zweite Hand zu meinem Hals und machte mit dem Strangulieren weiter. "Na komm. Wehr dich noch mal. Ich mag es, wenn sie zappeln.", lachte er, während meine Kehle langsam zu brennen anfing, aufgrund des Sauerstoffmangels. Wie konnten jemand nur so sein. Verzweifelt versuchte ich irgendwie seine Hände von mir zu bekommen, doch mir wurde langsam schwindelig, panisch und mit bereits Tränen in den Augen sah ich um mich um und entdeckte einen Dolch an seinem Gürtel befestigt. Sofort streckte ich meine Hand danach aus. Zu meinem Glück schien er es in seinem Gelächter und Blutdurst nicht zu bemerken. Stattdessen beugte er sich zu mir runter und säuselte rau: "Schlaf süß." Mit letzter Kraft zog ich die Klinge aus ihrer Halterung und rammte sie ohne weiter nachzudenken in sein Fleisch. Meine Augen hatte ich zugekniffen und im ersten Moment dachte ich es sei um mich geschehen. Doch dann lockerte sich der Griff um meinen Hals und frische Luft gelang in meine Lugen. Sofort sog ich so viel ein wie möglich und schlug meine Lider wieder auf, nur um die Person über mir mit weit aufgerissenen Augen zu sehen aus dessen Mund langsam Blut floss und welche vor sich her röchelte. Seine Hand zog dabei den Dolch, welcher seitlich in seinem Hals steckte heraus, worauf sofort tiefes Rot aus der Wunde mit hohem Druck spritzte und seine nahe Umgebung befleckte. Einige der Tropfen landete dabei auf meinem Gesicht. Auch wenn ich es so nicht richtig realisierte so spührte ich doch die Wärme seines Blutes. Mit zitternder Hand stieß ich ihn nun endlich von mir und richtete mich auf. Die Reizung meines Halses brachte mich dabei zum Husten. Doch kaum das ich wieder ordentlich atmen konnte, war mein Blick wie gebannt auf den Sterbenden gerichtet, der nun statt meiner seine letzten Atemzüge tat. Für den Moment konnte ich nichts hören oder um mich herum wahrnehmen. Ich sah nur das Blut, welches seinen Kopf langsam einhüllte und an meiner Hand klebte. Mein Körper zittertet angesichts dessen, was ich gerade getan hatte und ich merkte nur noch wie mir die Tränen, ohne das ich auch nur blinzelte, die Wange herunter liefen.

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