#76

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 09.02.2017 11:52
von Mandylly • Grünschnabel | 2 Beiträge



Müde reckte ich meine alten Knochen in dem Gestell was der Schuppen hier als Bett verkaufte. Eine Dreistigkeit mir sowas zu verkaufen. Wenn mein wundervoller Körper nicht in Form ist, was er nach solch einer Nacht eigentlich sein sollte, kann ich mein Leben als Söldner an den verrosteten Nagel hängen, an dem gerade eh schon mein ganzes Leben hängt. In Form meines Umhanges. Keine Ahnung wie mich das Weib gestern dazu gebracht hatte ihn auszuziehen. Das mach ich sonst nie.. Schlagartig war ich hellwach. Wenn sie mir nun was daraus entnommen hatte?! Wehe ihr. Ich, Pande, Pande Vox Crecriel, bestohlen! Und so gut sah sie dann noch nicht mal aus. Bevor ich mir weiter mein hübsches Köpfchen mit Annahmen zerbrach, sprang ich lieber auf um so schnell wie möglich zu meinem Schatz, meinem Leben, zu gelangen. Wofür ich auch sogleich bestraft wurde. Gut jetzt nicht direkt für mein Vorhaben, eher für meine Tätigkeiten letzte Nacht. Mein Kopf dröhnte geradezu. Und das in einer Arbeitsphase... Ein Glück, dass sich mein Herr Geldbeutel seinen werten Arsch im Schloss platt sitzt. So schnell werde ich ihn also nicht sehen.
Ich suchte eine gute Zeit lang jegliche Falten und Verstecke in meinem Umhang ab. Das Wichtigste war noch vorhanden. Baldrian, Eichenrinde... Brennesselkraut, mein Salz.. ach was rede ich alles dadrin ist wichtig und alles war da. Nur mein Münzbeutel. Der fühlte sich merkwürdig leicht an. Ob die Dame daran nun Interesse gezeigt hat, oder ich gestern nur sehr spendabel war oder... nun, vielleicht hätte ich sie auch bezahlen müssen, aber danach sah sie eigentlich nicht aus. Was solls. Die paar läppischen Münzen hab ich wieder drin sobald ich meinen Auftrag ausgeführt hatte. Bevor ich mich wieder draußen auf die Suche nach Informationen machte, hängte ich mir noch meine Amulette und Talismane um den Hals, die ich gestern geschickt (wie ich nun mal bin) abgelegt hatte, ohne die Dame davon wissen zu lassen. Mein Mundgeruch war mir bis zur Türschwelle egal. Dann fing ich doch das erste mal an diesem Tag an richtig zu denken. Gegenüber Trunkenbolden achtet man wohl nicht auf seine Worte, allerdings könnte ich dadurch auch Leute abschrecken. Meine Entscheidung fällte sich von selbst. Ich hatte nämlich gar nichts um den Alkoholgeruch von mir zu bekommen. Spiele ich heute also mal den Trunkenbold. Sollte ja nicht allzu schwer sein. ... Hab ich gehört.

|Im Wald und Gestrüpp und Unglücklich dadrüber|

Wenn ich mir auch nur einen Riss einfange, ich schwöre bei Gott, der Bastard, der mir das gesagt hat.. Geh in den Wald, sagte er. Da findest du was du suchst, sagte er. Warum sind Mensch mit schimmernden Kugeln nur so glaubwürdig? Nun streife ich durch den Wald und sehe schon wie mein Geld auf dem nächsten Tresen einer Schneiderin landet. und dann kommen die Flicken. Welch Schande. Nicht nur ein Trunkenbold kann ich dann spielen, auch noch einen verlodderten Banditen! Meine einst so prächtige Zeit ist dahin. Aber immerhin sieht mich die Azelle oder Azalle oder Aezille oder was auch immer (es war ein schwieriges Wort) nicht gleich als Gefahr an. Vielleicht steht sie sogar drauf. Männlicher Geruch, raw.
Ich zog also mit meinem männlichem Geruch hinter mir durch den Wald Cerandils. Es war ein schöner Wald. Wenn es nicht schon so dunkel gewesen wäre. Okay was heißt dunkel. Für einen echten Mann wie mich kann es gar nicht dunkel genug sein. Ich war kurz davor zu schreien: ,Na los! Werd' doch noch dunkler du tückische Nacht, du Ausgeburt des Teufels!' Allerdings wollte ich den Teufel dann doch nicht herausfordern. Alleine weil ich die Wörter von eben gedacht hatte, fasste ich reuevoll durch ein Loch in meinem Umhang an einen Stein, den ich um meinen Oberarm gebunden hatte. Der Stein schützte mich vor dem Teufel. Achso und das loch hatte ich selbst hinein geschnitten, nicht Mutter Natur also alles in Ordnung. Keine Panik. Nichts ist kaputt.

Nach einigen verstrichenen Zeiten, nahm lich auf einmal ein schwaches Licht zwischen den Bäumen. Wo ich mich befand konnte ich bei Gott nicht sagen, aber ich war schon ein ordentliches Stück gegangen. Oder ich lief dauernd im Kreis, auch möglich. Das Licht jedenfalls schien recht weit noch entfernt zu sein und ehe ich mich entschieden konnte ihm nachzugehen, bewegte es sich. Und das sehr unruhig. Zweitweilen konnte ich sogar Schreie wahrnehmen. Wie angewurzelt stand ich immernoch an meinem Platz. Alles in mir schrie danach wegzulaufen nur die Aussicht nach dem Geld ließ mich meine Beine nicht bewegen. Vielleicht waren das ja die Aezullen und sie feierten ein wildes Fest? Und vielleicht beschworen sie damit eben so wilde Geister. Der Gedanke beschäftigte mich eine ganze Weile, bis mich ein Geräusch unmittelbar in meiner Nähe ablenkte. Frauenstimmen. Unschlüssig darüber, ob ich das nun gut fand oder nicht, trat ich mir von einem Fuß auf den anderen. Ein weiteres Geräusch ließ mich erneut zusammenfahren. Nur war dieses gepaart mit einem Pfeil, der mich um eine Haaresbreite verfehlte. Das er das getan hatte war mir anfänglich allerdings nicht bewusst und so kreischte ich nicht sehr männlich auf und stolperte rückwärtsgehend in die Szenerie, die ich eben noch gehört hatte. Dabei sah ich nicht wirklich wohin ich eigentlich ging und so hatte ich auf einmal etwas im Rücken, was mich wenig störte, da ich weiter vor mich hin jammerte, dass ich ja dabei bin zu sterben und es mich gepackt hat.


....


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:58 | nach oben springen

#77

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 10.02.2017 22:14
von Eriana • Grünschnabel | 15 Beiträge



Ich kam halb zu Bewusstsein, denn irgendwie schaukelte die Welt regelmäßig. Jemand trug mich, begriff ich schließlich. Jemand der rannte. Die Luft war voller panischer Schreie. Die Erwachsenen um mich hatten Angst. Reflexartig klammerte ich mich an dem Shirt von der Person fest, die mich trug und öffnete langsam die Augen.
Meine Sicht verschwamm immer wieder, aber ich glaubte, von einem Mann getragen zu werden. Wer war das? Und wo war ich hier? Ich blinzelte heftig, bis meine Sicht klar blieb. Langsam fiel es mir wieder ein. Oma! Ich musste ihr doch helfen. Die Heilerin, die im Wald lebte… hatte ich sie nicht gesehen? Oder hatte ich das geträumt?
Es gelang mir, einen Blick über die Schulter des Mannes zu werfen. Die wunderschöne Heilerin lief mit ihm zusammen weg. Aber vor was? Alles war ich sehen konnte, waren Bäume. Da waren noch zwei andere Unbekannte und auch die waren panisch. Was passierte hier? Mein Atem beschleunigte sich, angesteckt von den Erwachsenen. Ich verstand nicht, was los war. Das machte mir Angst.
Wind kam auf und strich mir über das Gesicht, pfiff ohne logischen Anfang durch die Bäume und verschwand in der Dunkelheit. Ein weiterer Windstoß war so stark, dass die Bäume sich durch die Kraft verbogen. Stechender Schmerz fuhr mir durch den Kopf.
„Au.“ Ich hob die linke Hand – mit der rechten klammerte ich mich noch immer an dem Mann fest – an die Schläfe. Dort, wo es wehtat. Aber der Schmerz ließ nicht nach.
Der Wind war inzwischen noch stärker aufgefrischt und brachte eisige Kälte mit sich. Irgendwie wusste ich, dass es gleich anfangen würde, zu regnen. Stark zu regnen. Und noch immer wusste ich nicht, wovor die Erwachsenen wegliefen und wer sie waren. Ich zitterte, aber ich konnte es nicht stoppen.
Mühsam blickte ich zu dem Mann auf. „Wer bist du? Was passiert hier?“


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:57 | nach oben springen

#78

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 12.02.2017 19:09
von NoNameSorrySoon • Grünschnabel | 44 Beiträge



Ich konnte den Vorteil nicht beibehalten. Sie stieß mir meine Füße weg und somit landete ich mit dem Rücken auf dem Boden. Ein dumpfes "Ugh." , entfuhr es mir aus meinem Mund, während meine Kiefer beim Fall aufeinander knallten. Sie wollte nach ihrem Schwert greifen, schien aber irgendwie noch zu zögern. Ich nutzte diese Zeitlücke und griff mit meinen Händen an ihre Brust, zerrte sie zu mir herunter und spuckte ihr ins Gesicht, damit sie nichts mehr sehen konnte. Dabei kam ich nicht umhing, dass ich selbst einige Tropfen ins Gesicht bekam. Da ihr Gesicht nun beschmutzt war, nutzte ich ihre Blindheit und drehte uns beide um, so dass sie nun mit dem Rücken auf dem Boden lag. Ich zog sie zu mir heran und knallte ihre Schultern und ihren Kopf mit voller Wucht gegen den Boden, um zu erzielen, dass sie ihr Bewusstsein verlor. Ich erhob mich und sah zu der anderen Frau. "Los, renn, schnell!"

Plötzlich stolperte ein Mann in die Szenerie, mein Griff lag noch fest an den Schultern meines Gegners. Ich wollte mich von dieser Überraschung nicht ablenken lassen , doch dass dort jemand einfach so erschien hatte mich etwas kalt erwischt. Schnell erhob ich mich von der Frau und sah die neue Person nun mit wachsamen Augen an. Ich befand mich nun an der Kopf Seite von meinem Kampfgegner, so dass ich schnell genug mitbekommen konnte, sollte sie sich regen und gleichzeitig hatte ich den neuen Mann im Blickfeld. Meine Haltung war leicht gebückt, wie eine Katze die gleich auf Sprung war. Meine Augen stachen in den Rücken meines Gegenübers, ehe er sich umdrehte. Ich würde ihn nicht ohne Grund angreifen, aber auf der Hut würde ich sein. Meine Position war dazu gedacht schnell eine Verteidigung einzuleiten.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:56 | nach oben springen

#79

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 14.02.2017 23:15
von Venhedis • Höllenfürstin | 38 Beiträge



Die Erleichterung, welche mich durchströmte, als ich die beiden sah, wurde durch Schock ersetzt, als Kilian mich an sich zog und seine Lippen auf meine legte. Ohne weiter zu überlegen, nicht, dass ich dazu jetzt noch imstande wäre, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und erwiderte den Kuss. Er war unsanfter und auch lange nicht so kitschig, wie ich ihn mir manchmal vorgestellt hatte, aber wenigstens war keiner von uns von Alkohol benebelt und würde sich am Morgen nicht mehr daran erinnern können.
So schnell und überraschend, wie er begann, hörte er auch wieder auf. Ich hätte zwar nichts dagegen gehabt, wenn wir noch etwas länger so dort gestanden wären, aber leider musste ich zugeben, dass nun ein doch wirklich ungünstiger Moment dafür war.
Kilian nahm meine Hand und zu dritt bahnten wir uns einen Weg durch den Wald, umgeben von anderen Azallen, welche jedoch immer weniger wurden, je weiter wir uns vom See entfernten. Jedoch war ich nicht sicher, ob es mir nur so vorkam oder wirklich der Fall war... hoffentlich war es ersteres. Sich auf mehr als auf den Weg vor einem zu konzentrieren während man in einem langen Kleid durch den Wald rannte war nicht gerade das einfachste. Eventuell haben sie sich aufgeteilt? Mussten anhalten, um Luft zu holen? Haben sich, wie es ja die ein oder andere von uns gerne tat, in die Bäume geflüchtet? Wobei das bei dem heulenden Wind momentan wohl keine so gute Idee wäre.
Den Schmerz beim Einatmen spürte ich zum Glück erst als Kilian langsamer wurde und mich nicht mehr hinter sich her zog. Nachdem ich meinen Atem wieder etwas unter Kontrolle hatte, schaute ich mich um und musste, zu meinem Entsetzen, feststellen, dass es mir wohl doch nicht nur so vorkam. Ich sah höchstens ein Dutzend Azallen in unserer Nähe. Wie viele wohl noch nachkommen würden? Soweit ich mich erinnern konnte, waren wir nicht gerade die Ersten, die vom See entkamen.
„Und wenn, dann können sie nicht nah sein. Rüstungen sind ja kaum zu überhören, selbst bei diesem verdammten Sturm“, entgegnete ich Kilian und zwang mich zumindest etwas zu lächeln. Die Rast war nicht sehr lange, worüber ich jedoch wirklich froh war, da ich einfach nur noch zurück ins Versteck wollte. Zum Glück war der Weg nicht mehr allzu weit.
Die ersten Tropfen fielen vom nächtigen Himmel, als wir eintraten, wobei diese jetzt wohl auch keinen großen Unterschied mehr machten. Wobei sie vermutlich zur allgemeinen Stimmung passten.
„Wie geht es dir eigentlich? Noch alle Gliedmaßen dran?“, fragte ich Pola nachdem ich mich zu ihr wandte


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:56 | nach oben springen

#80

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 19.02.2017 11:26
von Annika • Nesthäkchen | 22 Beiträge



Recht spät bemerkte Tristan, dass sie sogar zu fünft waren als er einen Blick auf Gabriel und den kleinen Jungen in seinen Armen warf. Er spielte mit dem Gedanken, nach dessen Namen zu fragen, allerdings bezweifelte er, dass sie genug Zeit hätten, ihm zu erklären ob sie ihn überhaupt kannten und was er hier machte. „Wir sollten uns besser gleich darum kümmern“, meinte Enngelin, dieser Satz verringerte zumindestens ein paar seiner Sorgen. Vorsichtig legte Tristan die junge Frau in seinen Armen auf den Boden und beobachtete, wie die junge Heilerin dieser den Pfeil in Kürze entfernt hatte. Es musste schmerzvoll gewesen sein, dessen war Tristan sich sicher, doch besser das, als sich garnicht um den Pfeil zu kümmern. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen sah er sich die ganze Szenerie an: Enngelin, die mit großer Wahrscheinlichkeit erschöpft durch ihre Hilfe war, eine junge Frau, die er heute zum ersten Mal sah und bis vor einem Augenblick noch einen Pfeil in ihrem Rücken stecken hatte, weitere Azallen die immer noch panisch durch den Wald flüchteten, sein Herz setzte für einen Moment aus als er sich in Erinnerung rief, das mehr als nur ein paar heute Abend ihr Leben lassen würden. „Wir müssen weiter“, hörte er es neben sich, dem stimmte er mit einem kaum merklichen Nicken zu. Schnell nahm Tristan die bewusstlose Frau erneut in seine Arme und lief, so schnell es ihm die Situation dies erlaubte. Er wollte sich kaum umsehen, lediglich um sich zu versichern, dass die anderen noch an seiner Seite waren. Es hätte fatale Folgen haben können, irgendwo gegen zu laufen oder zu stolpern, heute Abend könnte es ihm und der jungen Frau in seinen Armen das Leben kosten. Doch schienen die Bäume und deren Wurzeln ihm seine Situation nicht erleichtern zu wollen, genau so wenig wie Äste und das ganze Gestrüpp. Normalerweise liebte er es, sich im Wald herum zu treiben, momentan konnte er allerdings mit Freude auf diesen verzichten.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:56 | nach oben springen

#81

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 21.02.2017 01:27
von Arashi • Grünschnabel | 10 Beiträge

Jaelyn

Die Soldatin gab mir keine Antwort auf meine Frage. Jedoch hatte sie auch nicht groß Gelegenheit dazu, dann meine Retterin schaffte es sich selbst aus der misslichen Lage zu befreien und nun der Blondhaarigen in eine unangenehme Haltung zu bringen. Sie verdrehte ihr den Arm und versuchte mit einem Tritt das Schwert aus ihrer Hand zu entfernen. Zu vermutlich unser beider Leid, klappte es nicht ganz so wie gewünscht. Wie gewiss nicht anders zu erwarten, wehrte sich die Soldatin. Abermals wandte sich das Blatt und sie stieß der Dunkelhaarigen die Beine weg, stellte sogar einen Fuß auf sie, um sie so am Boden zu halten. Dies geschah alles so schnell, dass ich nicht wirklich darauf reagieren konnte; hatte sich hinzukommend ein Gesichtsfeld zu einer Art Tunnelblick entwickelt. Nur auf die beiden fixiert und doch wirkten sie so weit entfernt. „Aufhören….Hört auf damit…“, wiederholte ich immer und immer wieder, wobei meine Stimme mehrmals wegbrach. In meinem Kopf drehte sich alles. Das was geschehen war. Das was ich getan hatte. Und diese Rage, die sich zwischenzeitig in meinem Brustkorb breit gemacht hatte und mein Herz noch wilder schlugen ließ. Ebenso wie Schuld, die ich empfand gegenüber meiner Retterin. All dies bildete im ersten Moment eine gefährliche Mischung und ich hatte das Gefühl jeden Augenblick zu zerspringen. Zwischendurch flackerten immer wieder Bilder vor meinem inneren Auge auf. Von den Leuten, die ihr Ende auf der Lichtung fanden. Von jenen, die vor Angst schreiend flohen und dann mischten sich unter ihnen noch Bilder, die mir fremd waren und doch irgendwie vertraut. Schienen sie denen der Lichtung doch zu ähneln. „Bitte…hört auf…“ Ich wollte es nicht sehen. Nicht fühlen. Mit zugekniffenen Augen drückte ich mir die Handballen gegen die Schläfen und hoffte so die Bilder wieder los zu werden. Doch dann ertönte eine Stimme, die mir zurief ich solle renne. Auf einen Schlag war mein Kopf wie leer gefegt. All diese Gedanken und Empfindungen waren für eine kurze Zeitspanne weg und ließen nichts als eine leere Hülle zurück. Ich sah, wie die Soldatin es war, die wieder am Boden lag und ihre Kontrahentin, welche mir abermals die Flucht ermöglichen wollte. Hinter ihr ein weiter Mann, der ins Geschehen stolperte. „Bitte…“ Mehr konnte ich nicht sagen, wusste ich im Moment noch nicht mal was ich hätte sagen sollen. Das einzige, wohl noch sinnvolle, was ich dachte war, dass sie es war, die einfach laufen sollte. Sie hatte schon genug für mich riskiert.
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(k.A. ob ich so zufrieden mit dem Beitrag bin :/ , aber ich möchte euch nicht länger aufhalten)


zuletzt bearbeitet 06.03.2017 01:00 | nach oben springen

#82

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 07.03.2017 09:42
von Annika • Nesthäkchen | 22 Beiträge



Als sie endlich zu einem kurzen Halt kamen, stützte Pola ihre Hände auf den Knien ab, sie nutzte die kurze Zeit die ihr blieb und brachte ihren Atem wieder in einen halbwegs ordentlichen Rhythmus. Das nervige Stechen in ihrer rechten Seite hatte ihr den Weg und das Laufen nicht gerade erleichtert, dazu kam dann noch das Kleid, allerdings waren dies wohl ihre kleinsten Probleme wenn sie sich wieder einmal ihrer Situation bewusst wurde. Gerade hob Pola ihren Kopf und strich sich ihre wild umher wehenden Haare aus dem Gesicht, als ihre Augen die anderen beiden Azallen erblickten, sie beschloss still zu bleiben und das Ganze mit einem bloßen Lächeln zu verfolgen. Leider dauerte die Rast der Drei nicht lange, aber umso früher sie sich wieder auf den Weg machten, desto früher wären sie wieder im Versteck. Also hob sie das Kleid an und setzte ihre Beine erneut in Bewegung. Es waren zugegebener Maßen nicht viele Azallen, die sich ebenfalls auf den Weg zum Versteck machten, möglicherweise würden viele erst die späte Nacht oder gar das Morgengrauen abwarten und suchten ihren Unterschlupf derweilen woanders um sicher zu gehen? Sie wollte sich einfach nicht im Entferntesten ausmalen, was manche an diesem Abend erleiden mussten, etwas, dem sie noch entronnen ist. Unschuldige, die lediglich jemanden verabschieden wollten. Sobald sie wieder die vertraute Umgebung spürte, ließ sie ihre Gedanken hinter sich. Es war als wäre die Azalle gerade einem Albtraum um ein Haar entwichen, was ihrer Meinung nach nicht einmal eine der unpassendsten Beschreibungen wäre. „Wie geht es dir eigentlich? Noch alle Gliedmaßen dran?“, wurde sie von einer all zu bekannten Person gefragt, die sich ihr zu gewandt hatte. „So weit ich weiß, ja“, antwortete sie mit einem ehrlichen Lächeln und nickte,„auch wenn das beinahe nicht mehr der Fall gewesen wäre“, mit diesen Worten warf sie Kilian einen dankenden Blick zu, dann schenkte sie ihrer Freundin wieder ihre Aufmerksamkeit. „Und dir? Wir haben uns ja recht früh aus den Augen verloren“, sie seufzte und ließ sich auf einem Stuhl nieder. Pola besah sich ihr Kleid, als sauber und ordentlich konnte man es wohl niemanden mehr verkaufen. „Wie hatten die Soldaten nur von dieser Feier erfahren?“,die Frage stellte sie sowohl Astraea als auch sich selbst.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:55 | nach oben springen

#83

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 23.03.2017 15:23
von NoNameSorrySoon • Grünschnabel | 44 Beiträge



Mein Schützling, zumindest fühlte es sich gerade so an, schien mit der gesamten Situation überfordert. Aber sie bekam es auch nicht hin zu rennen und nun war hier noch eine weitere Person dazu gekommen, bei er ich nicht sicher sein konnte, welche Absichten sie nun besaß. Langsam ging ich Schrittweise nach hinten, als würde ich mich von einem gefährlichen Tier entfernen. Ich war mir nicht sicher, was in der Soldatin vorging. Natürlich waren wir ihre Gegner. Sie wollte, dass wir starben. Zumindest war das die logische Schlussfolgerung. Das leise geflüsterte "Bitte", drang noch in meine Ohren. Aber sie rannte nicht. Sie rannte einfach nicht. Und wenn ich zuerst rennen würde, dann wäre sie doch hier alleine in Gefahr? Sie konnte doch nicht erwarten, dass ich sie hier stehen ließ. Der menschliche Aspekt daran war natürlich ein Argument, weswegen ich hier bleiben musste. Der andere aber war, dass man sicher nicht erfreut war, wenn man hörte, dass ich eine von 'uns' hier stehen gelassen hatte. Ich war mir nicht sicher ob die Soldatin bewusstlos war oder nicht. Sie regte sich vorerst nicht. Unter Umständen war sie selbst von der neuen Person in der Runde überrascht. Es war egal. Wir beide hatten ein kleines Zeitfenster und am besten ließen wir uns das nicht nehmen.

Meine Hand umfasste den Oberarm und eindringlich betrachteten meine Augen die meines Gegenübers. Es war eine Mischung aus Frage und Aufforderung, dass sie nun endlich ihre Beine in die Hand nehmen möge. Ich würde sie auch begleiten.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:55 | nach oben springen

#84

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 19.04.2017 00:03
von Arrabella • Team Zyr | 78 Beiträge



Mühsam versuchte ich vorwärts zu kommen, aber der immer stärkere Wind und das schlechte Wetter erschwerten mir das Vorankommen enorm. Als dann auch noch der Regen einsetzte und der Wind mir die Regentropfen ins Gesicht peitschte, war ich kurz vorm Verzweifeln. Aber ich versuchte Ruhe zu bewahren, denn Panik war im Moment das letzte, was wir gebrauchen konnten. Wenn ich schon nicht kämpfen konnte und im Schlachtfeld keine große Hilfe war, konnte ich dennoch dafür sorgen, dass alle beisammen blieben und wir heil aus der Sache rauskommen würden. Obwohl das nicht gerade einfach war. Und obwohl ich nicht gerade den Überblick hatte.
Ich bemerkte, wie das kleine Kind in Gabriels Armen begann, sich zu bewegen. Ich beschleunigte mein Tempo noch mehr, obwohl meine Lungen anfingen zu brennen und ich das Gefühl hatte, als würde ich keine Luft mehr bekommen.
„Alles…gut?“, brachte ich gepresst hervor und Gabriel nickte. Er sprach leise auf den Jungen ein, jedoch konnte ich nicht verstehen, was er sagte. Ich beneidete ihn im Moment sehr, denn ihm merkte man nicht an, dass er gerade lief. Seine Stimme klang normal und auch sein Atem ging normal. Die Rennerei strengte ihn überhaupt nicht an, während ich selbst das Gefühl hatte, als würde ich gleich vor Anstrengung zusammenbrechen.
Ich wusste nicht, wie lange wir weiter liefen, aber es kam mir eine Ewigkeit vor, bis wir immer mehr Menschen erkannten und irgendwann blieben wir zu meiner Erleichterung stehen.
Es dämmerte mir, dass es sich hierbei um das Versteck der Azallen handeln musste, aber ich war zu erschöpft, um genauer darüber nachzudenken. Ich ging in die Hocke und versuchte meinen Atem so gut es ging in den Griff zu bekommen. Die ganze Anstrengung, die ganzen Heilungen und das Weglaufen, machten sich nun allmählich bei mir bemerkbar und ich spürte, wie meine Kräfte schwanden. Ich konnte nicht mehr. Meine Sicht verschwamm und ich musste mich bemühen, meine Augen offen zu halten.
Mit verschwommener Sicht beobachtete ich Gabriel, wie er den Jungen vorsichtig auf den Boden stellte und besorgt wandte ich mich dem Kind zu: „Geht es dir gut? Bist du verletzt?“ Ich versuchte ein Lächeln aufzusetzen, was mir einigermaßen gelang. Obwohl mir nicht nach Lachen oder Freude zu Mute war, wollte ich den kleinen Jungen nicht unnötig beunruhigen, seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, war er sowieso schon aufgewühlt genug.





Ich spürte, wie sich der Griff um meinen Schultern verstärkte und ich sah zu dem kleinen Geschöpf in meinen Armen herab. Der Junge war aufgewacht! Reflexartig drückte ich das Kind noch enger an mich und versuchte ihn vor dem aufkommenden Wind zu beschützen.
„Au.“, hörte ich das Kind sagen und ich sah zu dem Jungen. Hatte ich ihn zu fest gedrückt? Ein wenig panisch lockerte ich meinen Griff, ich kam mir im Moment ziemlich hilflos vor. Der Junge in meinen Armen bereitete mir mehr Sorgen und Kopfzerbrechen als die Tatsache, dass wir gerade verfolgt wurden.
„Alles…gut?“, fragte mich Enngelin, nachdem sie ein wenig zu mir aufgeschlossen hatte. Ich nickte, da sie mir jetzt sowieso nicht helfen konnte. Ich musste es doch wohl schaffen, mich kurz um den kleinen Jungen zu kümmern. Das Kind griff sich an die Schläfe und ich vermutete, dass dort der Schmerz herkam. Hatte es sich den Kopf gestoßen? Ging es ihm gut?
Der Wind wurde schlimmer und ich spürte erste Regentropfen auf meiner Haut. Das hatte uns gerade noch gefehlt. Gerade, als ich ein Fluchen von mir geben wollte, meldete sich das kleine Geschöpf zu Wort. „Wer bist du? Was passiert hier?“ Ich atmete tief ein und aus um mich zu beruhigen. Vor dem kleinen Jungen wollte ich nicht unbedingt die Fassung verlieren. Ich rief mir in Erinnerung, wie meine Eltern und Großeltern immer mit mir gesprochen hatten als ich noch klein war und versuchte so freundlich wie möglich zu klingen.
„Ich bin Gabriel, Enngelins Cousin. Wir…nun ja…laufen weg. Da sind ein paar Männer, die nicht ganz nett sind und weil wir keinen Streit wollen, gehen wir ihnen aus dem Weg.“, erklärte ich und ich kam mir dabei leicht dämlich vor. Das war einfach nicht meine Art! Andererseits konnte ich dem Jungen wohl kaum die echte, ziemlich brutale Version der Geschichte erzählen, das würde ihn erschrecken und ihm Angst machen. Mehr, als er sowieso schon hatte.
Nach einer Zeit, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, sah ich endlich andere Menschen, die ihr Tempo langsam aber doch, zügelten. Wir schlossen uns der Menge an und irgendwann blieben wir stehen. Ich sah viele Azallen, die wild durch die Gegend rannten und sich nach dem Wohlbefinden des jeweils anderen erkundigten.
Ich selbst setzte den kleinen Jungen ab und schüttelte leicht meine Hände. Obwohl das Kind nicht schwer war, so war es mit der Zeit doch ein wenig anstrengend gewesen, den Jungen zu tragen. Ich warf einen Blick zu Enngelin, die am Boden saß und versuchte, zu neuen Kräften zu kommen. Das war nicht gerade einfach, denn sie sah ziemlich erschöpft und ausgepowert aus. Trotzdem riss sie sich zusammen und kümmerte sich liebevoll um das Kind.
Ich wandte mich währenddessen zu Tristan und erkundigte mich nach ihm und Artimea. Für ihn musste es auch anstrengend gewesen sein, die junge Frau zu tragen und gleichzeitig Wind und Wetter heil zu überstehen.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:52 | nach oben springen

#85

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 19.04.2017 00:41
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge



Ich war wohl langsamer als gedacht gewesen, denn die Frau zog mich zu ihr auf den Boden und spuckte mir ins Gesicht. Bevor ich über mein Gesicht wischen konnte, um wieder etwas zu sehen, wurde ich herumgewirbelt und im nächsten Moment wurde mir schwarz vor Augen.
Als ich wieder zu mir kam, sah ich die reizende Dame im Dickicht verschwinden, verspürte allerdings nicht sonderlich viel Lust, ihr nachzujagen. Es reichte mir. So eine Demütigung hatte ich mir lange nicht bieten lassen müssen und bevor ich der Frau das zurückgab, wollte ich bei vollen Kräften sein. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Gestalt war und tastete nach meinem Schwert, das mir aus der Hand gefallen war. Ich hatte den blonden Mann noch nicht gesehen, aber er sah eher aus wie ein Krieger denn wie ein Räuber, was meine Situation zwar besserte, meine Laune aber senkte. Mein Niedergang war also gesehen worden, großartig.
Ich erhob mich schwankend, festigte dann den Griff um mein Schwert und warf ihm einen scharfen Blick zu, um ihm zu bedeuten, dass er ja den Mund halten solle.
Und dann hörte ich Schritte und gesenkte Stimmen und horchte auf. Ich hatte gedacht, es wären bereits alle Azallen geflohen, aber eventuell war das die Chance, ihnen zu folgen.
Ich steckte mein Schwert in seine Scheide und folgte dann den Stimmen ins Dickicht. Der Mann, zu wem auch immer er gehörte, tat besser daran, mich nicht anzugreifen, denn ich war noch immer wütend darüber, einfach niedergeschlagen worden zu sein. Sollte er mir folgen, hielt er besser genügend Abstand und blieb leise.
Es war eine Gruppe aus ungefähr einem halben Dutzend Azallen, die sich recht behände, aber nicht zu schnell durch den Wald bewegten wie Tiere, die hier ein Zuhause gefunden hatten.
Sie führten mich zur Brücke, die einzige Möglichkeit, den Fluss zu überqueren. Und verschwanden darunter. Verblüfft blieb ich in einigem Abstand stehen und kauerte mich zu Boden.
Es wäre töricht, ihnen unter die Brücke zu folgen, aber ich konnte es auch noch nicht riskieren, die Brücke zu überqueren, zumindest nicht allein, während die Azallen wohl noch aufgeschreckt und lauernd warteten. Eventuell warteten sie auf Nachzügler, schließlich war das ein idealer Ort, um die Soldaten zu überfallen, die zurück zum Schloss kehrten. Aber ich konnte auch nicht hierbleiben. Es war ein recht dürftiges Versteck und ich hatte das Gefühl, wenn ich zu lange hier sitzen bleiben würde, würde ich einfach einschlafen.


Wuhu, ich habe ein eigene Signatur^^ *stolz* xD

zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:49 | nach oben springen

#86

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 19.04.2017 10:20
von Pummel • Eumelchen <3 | 295 Beiträge



Schreie hatten noch nie zu seinen Lieblingsgeräuschen gehört. Sie waren schrill und beeinträchtigten die Konzentration. Natürlich gab es da gewisse Abstufungen. Manche Schreie waren erträglicher, als andere. Aber wenn er die Wahl hätte, verzichtete er nach Möglichkeit auf solche Laute in seiner unmittelbaren Nähe. Deshalb mied er des Öfteren Menschenansammlungen und blieb in der Regel Einzelgänger. Nicht, dass er nicht gesprächig wäre. Ganz im Gegenteil. Wenn der Partner stimmte, ließ er sich liebend gerne auf langanhaltende Konversationen ein. Manchmal auch mehr. Solche Dinge ließen sich im Vornherein selten abschätzen. Für den heutigen Tag hatte er zumindest nichts Außergewöhnliches angedacht. Er hatte auch nicht damit gerechnet jemanden über den Weg zu laufen, während er seelenruhig durch die Wälder streifte. Doch das Schicksal hatte offenkundig andere Pläne für ihn vorgesehen. Denn inmitten der idyllischen Ruhe der abendlichen Waldlandschaft ertönte plötzlich in der Ferne diese Art von Geräuschen, die er am wenigsten leiden konnte. Panische Schreie flüchtender Menschen. Und das wutentbrannte Brüllen rücksichtsloser Verfolger. Metallisches Klirren aufeinanderschlagender Klingen und anderer Waffen. Es dauerte nicht lange, bis er zwischen dem dichten Blatt und Buschwerk das flackernde Licht von Fackeln erkannte, die sich hektisch in alle Richtungen zu bewegen schienen. Wer um alles in der Welt veranstaltete eine Schlacht mitten im Wald? Und wer war unvernünftig genug, um zu dieser Zeit unvorbereitet durch die Wälder zu streifen? Auch, wenn ihn eine leise Vermutung beschlich, beschloss er den Gedanken nicht weiter zu verfolgen. Denn wozu auch? Es war nicht seine Schlacht. Diese Erkenntnis, so richtig sie auch war, hinderte ihn nicht daran sich nach einiger Zeit unmerklich der Geräuschkulisse zu nähern. Nur ein kleines Stück, um sich besser zu orientieren. Es wäre schließlich nicht allzu vorteilhaft ungewollt Teil dieser Auseinandersetzung zu werden. Der bleierne Geruch von frischem Blut hing in der Luft. In der Ferne konnte er schemenhaft die Silhouetten von reglos herumliegenden Körpern ausmachen. Neben einem davon war eine jener Fackeln, die er zuvor entdeckt hatte. Das glimmernde Licht ließ ihn eine junge Frau in hellem Kleid erkennen. In ihrem langen, offenen, dunklen Haar hatte sie Blumen hineingeflochten. Weiße Blüten, die nun um sie herum verstreut waren, getränkt in ihrem eigenen Blut. Sie schien nichts Wertvolles bei sich gehabt zu haben. „Ich borge mir das mal aus, ja?“ Seine Aufmerksamkeit wieder der restlichen Szenerie widmend, hob er die Fackel vom Boden auf, ehe diese gänzlich erlöschen konnte, und setzte seinen Weg fort. Er lief unbeeindruckt an weiteren Leichen vorbei und erkannte unter ihnen auch Soldaten des Königs, wobei die Anzahl der unbewaffneten, einfachen Menschen deutlich höher war. Und dann hörte er noch etwas. Ein leises Geräusch, welches er wahrscheinlich lieber nicht gehört hätte. Ein Ächzen. Vielleicht eher das verzweifelte Ringen nach Luft. Mit ausdrucksloser Miene hockte er sich zu dem Mädchen zu seinen Füßen herunter und betrachtete einige Augenblicke lang die dunkelrote Lache, die sich um ihren Magen herum gebildet hatte, ehe er zu ihrem Gesicht blickte. „Uuuh… dich hat es aber hart erwischt, Mädchen.“
Mit einem leisen Seufzen stellte er seine Tasche neben sich ab und wägte seine nächsten Schritte ab. Ohne Hilfe würde die Kleine die Nacht nicht überleben. Es konnte sogar sein, dass ihre Verletzungen zu schwerwiegend waren. Dass sie so oder so dem Untergang geweiht war. „Soll ich bei dir bleiben, bis es vorbei ist? Deine Hand halten vielleicht…“ Kaum, dass er die mit frischem Blut verklebten Finger der Verletzten berührt hatte, schreckte diese auf. Die Reaktion kam so plötzlich, dass er selbst ein wenig erschrak und einige Augenblicke brauchte, um seine Sprache wieder zu finden. „Hm?“ Die zittrigen Lippen vor ihm öffneten sich, formten sich allmählich zu geflüsterten Silben. Anfangs ein unverständliches Kauderwelsch. Doch dann glaubte er einen Namen herauszuhören? „Ich glaube du verwechselst mich mit jemandem, Mädchen.“
Unzufrieden über sich selbst legte er die Fackel neben sich ab, ehe er dazu überging seine Tasche nach geeigneten Stofffetzen abzusuchen. Sie schrie auf, als er das gefundene Material gegen ihre Verletzung presste, um die Blutung zu stillen. Das Geräusch ließ ihn zusammenzucken und missmutig die Stirn kräuseln. Der Körper vor ihm erschlaffte unerwartet. Für sie war es wahrscheinlich ein kleiner Segen gerade jetzt das Bewusstsein zu verlieren. Ihm erleichterte es zumindest die Arbeit. Es zahlte sich aus, dass er seinen eigenen Körper bereits oft genug selbst zusammen geflickt hatte.
„Ich hoffe nur du bist nicht so eine Verrückte, die mich dann nachts im Schlaf erwürgt.“
Während er den leblosen Körper durch den Wald trug und dabei feststellte, dass das Mädchen leichter war, als er erwartet hatte, wanderten seine Augen kurz zum See, an dem dieses sonderbare Massaker wohl begonnen hatte. „Du wirst mir am Ende mehr Ärger machen, als mir lieb ist, habe ich Recht?“
Mit einem leisen Seufzen setzte er sich schließlich in Bewegung.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:49 | nach oben springen

#87

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 19.04.2017 15:48
von Venhedis • Höllenfürstin | 38 Beiträge



Ich sah kurz zu meiner Freundin, da mich ihre Antwort doch leicht überraschte. Einen Witz, sarkastischen Kommentar oder ähnliches hätte ich mehr erwartet, aber ich konnte sie schon verstehen. Nach so einem Schrecken wäre wohl nur wenigen wirklich zu Späßen zumute. „Ja, bei mir ist auch alles in Ordnung. Die Soldaten haben mich wohl nicht sehr beach-“ ich stockte als meine Fingerspitzen nicht über das gewohnte Lederband um meinen Hals fuhren während ich mir die Haare zurück strich. Da auch nach kurzem tasten nur Haut unter meinen Fingern war glitt mein Blick über den Boden bis hin zum Eingang.
Irgendwo musste die verdammte Kette doch sein!
Ich ignorierte die anderen Azallen als ich bereits zum zweiten mal an diesem Abend dem Strom entgegen lief und auf den Spalt im Gestein zueilte, der nach draußen führte. Hastig drückte ich mich an Tristan vorbei, der grade mit einer bewusstlosen Frau in den Armen das Versteck betrat.
Die Luft war zwar noch eisig kalt ohne die Wärme der Fackeln, welche auf der Lichtung herrschte, doch wenigstens hatte der Wind sich etwas beruhigt. An den herausstehenden Wurzeln und Grasbüscheln zog ich mich den Hang hinauf, nachdem ich mich versichert hatte, dass die Kette weder unten am Fluss lag, noch an einer der besagten Wurzeln hing. Zwar war es schwierig in der Dunkelheit zu sehen, doch hoffte ich darauf, dass das Perlmutt, aus welchem der Anhänger war, das wenige Licht reflektieren würde. Oben angekommen hielt ich einige Sekunden inne und lauschte, ob ich die Soldaten hören konnte. Nichts. Das einzige, was ich hören konnte, war der Fluss, der fast schon spottend friedlich einige Meter unter mir dahinplätscherte, und der stetige Regen, welcher mir den Weg erschweren würde. Die Erde war aufgeweicht und das Gras rutschiger, als es mir lieb wäre.
Ich schlüpfte aus meinen Sandalen und setzte meinen Weg barfuß in den Wald fort. Die abgebrochenen Äste und leicht verwischten Fußspuren machten es mir ich allzu schwer meinen Weg zurückzuverfolgen. Der Gedanke, noch einmal zurückzukehren und mir Hilfe zu holen kam mir zwar schon, als ich das Versteck verließ, doch ich bezweifelte, dass irgendjemand bereit wäre, sich für ein Andenken an mein bisheriges Leben noch einmal in Gefahr zu begeben. Ich war mir ja selbst bewusst, dass es absolut lebensmüde war, die Kette jetzt zu suchen, aber sie draußen im Wald zu lassen, wo sie am Ende noch jemand finden und mitnehmen könnte, kam nicht in Frage. Vor mir sah ich bereits die Lichtung, auf der sich einige Azallen wieder zusammengefunden hatten und eine kurze Rast eingelegt hatten. Fast hatte ich die Lichtung schon überquert als ich sie sah. Vor Erleichterung seufzend griff ich nach dem geflochtenen Lederband, welches sich in einem Ast verfangen hatte. Das alte Leder war zwar zerrissen, aber der tropfenförmige Anhänger war zum Glück nicht beschädigt. Ein kurzes Lächeln huschte über meine Lippen, als ich an die Tage dachte, an denen ich dem jungen Mann mit den ebenholzfarbenen Haaren dabei zusah, wie er das Perlmutt bearbeitete und fluchte, wenn er von vorne anfangen musste da es gesplittert war.
Schnell knotete ich mir die Kette um den Hals und machte mich dann hastig auf den Rückweg als ich das Licht einer Fackel in einiger Entfernung sah. Ich verfiel in einen Sprint als ich hinter mir Äste knacksen und vor mir den Fluss rauschen hören konnte.
Das Rauschen kam immer näher und ich entschied mich, die Abkürzung durch die Büsche und über einige größere Felsen zu nehmen. Ich nahm etwas Anlauf und setzte zum Sprung über die Felsen an, als ich im letzten Moment bemerkte, dass einer davon kein Fels war. Dass eine Person dort kauerte realisierte ich jedoch erst, als wir beide bereits den Abhang hinunter donnerten und im eiskalten Wasser landeten. Ich unterdrückte den Reflex nach Luft zu schnappen und schoss wieder an die Oberfläche, wobei ich bemerkte, dass der Fluss doch nicht ganz so friedlich war wie ich anfangs dachte. Ich war mir nicht ganz sicher, wer wen zog, oder ob wir uns überhaupt hätten ziehen müssen, aber wir kamen einige Meter neben dem Spalt am Ufer an.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:48 | nach oben springen

#88

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 19.04.2017 16:18
von Fionien • Giftzwerg | 63 Beiträge



Es waren nicht die letzten Azallen, die unter der Brücke verschwanden und langsam verschwamm die Sicht vor meinen Augen, die ich kaum noch offenhalten konnte. Immer wieder nickte ich ein, schreckte hoch und fixierte die Brücke. Ich würde wohl ohnehin warten müssen, bis keine Azallen mehr da waren und dann noch eine Zeit, um sicher zu gehen, dass sie wirklich unten blieben. Ich wollte nur ungern gefangen genommen werden.
Es war recht kühl, ich fröstelte trotz meiner durchaus dem Wetter angemessenen Kleidung und schob es auf den Schlafmangel. Ich nahm mir vor, direkt im Schloss schlafen zu gehen, egal was Corboz sagte. Er hatte mich nun lange genug wach gehalten.
Plötzlich hörte ich Rascheln hinter mir, hob den Kopf und spürte plötzlich einen heftigen Schmerz, der mir die Luft nahm. Ich fiel nach vorne, sah das Wasser auf mich zukommen und wurde zuerst nach unten gedrückt, ehe ich hochkam. Das Wasser war eiskalt und leerte meinen Kopf. Rotes Haar in meinem Blick, eine Frau, die ich halb versuchte von mir zu schieben und sie gleichzeitig als Stütze brauchte. Und dann das Ufer. Ich hustete, fror und hatte das Gefühl, nicht mal mehr aufstehen zu können, blieb also liegen.
Bis mir langsam klar wurde, dass da gerade wohl ein Azallenmädchen auf mir gelandet und mit mir in den Fluss gestürzt war, dass ich einen jämmerlichen Eindruck abgab und ich direkt unter der Brücke war. Angespannt sprang ich auf, trat einen Schritt von dem Mädchen weg. Auch wenn sie nicht gefährlich aussah, musste ich von hier weg, bevor sie die anderen Azallen holte. Ich begutachtete den Abhang, der sich vor mir auftat. Schlammig und mit Gras und Wurzeln bewachsen. Ich hatte keine Zeit, mir nun den besten Weg nach oben zu suchen, sondern musste nach der erstbesten Wurzel greifen, die mich nicht hielt. Unruhe breitete sich langsam in mir aus. Was würden sie tun, würden die Azallen mich kriegen? Einsperren oder töten? Ich bezweifelte, dass es Corboz ernsthaft scheren würde, wenn ich verschwände. Ich sprang an der matschigen Wand hoch, rutschte ab und fiel zu Boden. Wütend zog ich mich an einer Wurzel hoch, landete wieder auf dem Boden, als ich sie aus der Erde zog. Wie zur Hölle kamen die Azallen da hoch?
Ich fasste nach einer weiteren Wurzel, die mich endlich hielt, und zog mich weiter nach oben. Ich war beinahe oben, als der Matsch unter mir nachgab und ich dumpf auf dem Boden aufkam. Es wurde - mal wieder - schwarz um mich herum.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:48 | nach oben springen

#89

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 20.04.2017 20:17
von Eriana • Grünschnabel | 15 Beiträge



Der Mann redete auf mich ein, nannte seinen Namen und das wir vor bösen Männern wegliefen, die ich nicht sah. Sein Griff verstärkte sich und gab mir Wärme und Sicherheit. Wenn er zu der schönen Frau gehörte, konnte er kein schlechter Mensch sein. Ich kuschelte mich in seine Arme und versuchte, mich zu beruhigen. Der Kopfschmerz wollte nicht weggehen, aber ansonsten war es okay.
Irgendwann hielten wir an und ich blickte überrascht auf. Um uns herum waren viele Menschen die ich nicht kannte und die hier Schutz gesucht hatten. Draußen tobte ein Sturm, aber hier drin war es weder windig noch nass. Gabriel setzte mich ab und schien erschöpft zu sein. Er wandte sich ab um nach anderen zu sehen und ich klammerte mich an sein Hosenbein.
Dann aber sprach Enngelin mich an. Sie war in die Hocke gegangen und ich konnte sehen, dass sie erschöpft war. Dennoch fragte sie nach meinem Befinden. Wie lieb sie war! Sie lächelte mich an wie Oma mich immer angelächelt hatte. Aber Oma regte sich nicht mehr. Sie würde mich nie mehr anlächeln. Diese Erkenntnis traf mich nun mit voller Wucht und mir stiegen Tränen in die Augen. Meine Unterlippe bebte und ich ließ Gabriels Hose los, um zu Enngelin hinüber zu torkeln. „Ich habe Kopfschmerzen!“, erwiderte ich und erste Tränen liefen mir über die Wangen. „Und Oma ist tot! Sie hat einfach- einfach aufgehört zu atmen. Du musst sie hei- heilen“, schluchzte ich verzweifelt und heulte nun richtig. Ich wusste, dass sie nichts mehr machen konnte.
„Ich bin ganz allein!“, weinte ich dann. Ein gewaltiger Windstoß kam aus dem inneren der Höhle gefegt und ließ Kleidungsstücke und Haare flattern, bevor der Wind sich in den Sturm verirrte. Gleichzeitig spürte ich einen stechenden Schmerz im Kopf und sank mit einem „Au!“ auf die Knie und hielt mit der rechten Hand den Kopf. Meine Linke klammerte sich nun in Enngelin’s Oberteil. „Es tut so weh“, jammerte ich derweil weiter und konnte nicht aufhören zu weinen.


zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:48 | nach oben springen

#90

RE: ~Cerandíl~

in Cerandíl - Origins 27.04.2017 21:39
von Neyl • Admin | 37.081 Beiträge



Im Versteck herrschte ein so heilloses Durcheinander, dass jeglicher Versuch mir einen Überblick zu verschaffen augenblicklich zunichte gemacht wurde. Wer hatte es zurück geschafft? Wer war den Soldaten des Königs zum Opfer gefallen?
Wenigstens hatte ich es geschafft Astraea in Sicherheit zu bringen. Doch was war mit Aneela? Jagte sie durch den Wald, bis alle noch lebenden Azallen den Weg zurückgefunden hatten?
Ziellos kämpfte ich mich durch die aufgelöste Menge. Vereinzelte Schreie, das Wimmern derjenigen, die um ihre Liebsten trauerten, vermischt mit wütenden Aufschreien, machten es mir schwer, meine Gedanken zu sortieren. Und niemand schien sich der Situation annehmen zu wollen, jetzt wo Erasmus fort war. Hatte es keiner der Ältesten geschafft? Weitere Minuten verstrichen, in denen ich vergeblich nach einem Verantwortlichen Ausschau hielt und meine böse Vorahnung sich zu bewahrheiten schien. Für einige Augenblicke verharrte ich an Ort und Stelle, unfähig mich zu rühren. So viele Gesichter, die ich nicht hatte ausmachen können. Zum Glück schien Artminea dank Engelinn den Angriff überlebt zu haben. Ebenso wie Gabriel und Tristan. Doch was war mit all denen, die ich nicht ausfindig machen konnte? Was, wenn sie meine Schwester überwältigt hatten? Dieser Gedanke raubte mir kurzzeitig den Atem und ich musste mich zusammenreißen, um mich abermals in Bewegung zu setzen. Alles in mir drängte darauf wieder hinaus zu stürmen. Nach den Vermissten zu suchen und jeden dreckigen Soldaten für das leiden zu lassen, was sie uns angetan hatten. Alles, bis auf die kleine Stimme in meinem Inneren, die mir zuflüsterte, dass ich hier gebraucht wurde. Ich stieß ein unzufriedenes Knurren aus und unterbrach meinen Weg zum Ausgang widerwillig, als eine mir sehr vertraute Gestalt das Gewölbe betrat, von der ich eigentlich angenommen hatte, sie wäre längst in Sicherheit. "Was bei den Göttern stimmt nicht mit dir?", fuhr ich Astraea an und widerstand nun dem Drang die Rothaarige eigenhändig in Ketten zu legen, um sie vor ihrer eigenen Torheit zu bewahren. "Wo zum Henker bist du gewesen?"


Liebe ist nur eine weitere Methode anderen Leid zuzufügen <3

zuletzt bearbeitet 04.05.2017 19:34 | nach oben springen


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